• Home
  • Spiele
  • Europa - Venedig ist ja klar, aber wo liegt Nessebar?

Europa - Venedig ist ja klar, aber wo liegt Nessebar?

von Günter Burkhardt
Rezension von Janett Cernohuby | 14. Mai 2009

Europa - Venedig ist ja klar, aber wo liegt Nessebar?

Europa wächst zusammen, und das schon seit vielen Jahren. Wir haben eine gemeinsame Währung, können mühelos von einem Land in das andere Reisen, ohne aufwendige Ein- und Ausreiseprozeduren oder Visa. Doch wie gut kennen wir Europa wirklich? Wissen wir beispielsweise, wo sich Uppsala oder der Bialowieza-Nationalpark befinden? Mit dem neuen Brettspiel "Europa - Vendigi ist ja klar, aber wo liegt Nessebar?" können wir nun unser Wissen testen und sehen, wie gut wir uns wirklich in der Geographie Europas auskennen.

So geht es in diesem Spiel darum, Städte, geschichtsträchtige Orte, Landschaften und Gewässer unseres Heimatkontinents auf der Karte wieder zu finden. Dies soll natürlich möglichst genau geschehen. Bevor es aber mit dem heiteren Rate-, Schätz- und Spielspaß losgehen kann, müssen noch einige Vorbereitungen getroffen werden.
Zunächst wird der Spielplan, der eine große Karte von Europa darstellt, in die Mitte des Tisches gelegt. Diese Karte ist in mehrere Sektionen und Kästchen unterteilt, Ost - West, Nord - Mitte - Süd, sowie verschiedene Zahlen und Buchstabenfelder. Doch dazu später mehr.
Als nächstes werden die Aufgabenkarten gemischt und gut sichtbar an den Spielrand gelegt. Die vier Barrierechips werden auf die dafür vorgesehenen Felder gelegt. Nun erhält jeder Spieler eine Tipptafel sowie die Spielsteine und Siegpunkte einer beliebigen Farbe. Der jüngste Spieler darf beginnen.
Der Ablauf gliedert sich in vier Teile. Zunächst werden drei Aufgabenkarten vom Stapel gezogen und mit der Namensseite nach oben hingelegt. Die Spieler können sich von diesen - der Reihe nach - den Ort aussuchen, den sie am ehesten glauben, auf der Karte finden zu können. Grundsätzlich darf immer der Spieler zuerst eine Karte auswählen, der am weitesten zurückliegt. Wurden alle Karten verteilt, kann man sich nun überlegen, ob man diese eventuell gegen eine neue Karte des Ziehstapels austauschen möchte.
Anschließend überlegen die Spieler, wo der Ort auf der Karte liegen könnte. Hierfür nutzen sie ihre Tipptafel und die entsprechenden Tippsteine. Es muss immer festgelegt werden, ob der Ort im Osten oder Westen Europas liegt. Alle anderen Tipps sind freiwillig. Hierbei kann sich der einzelne Spieler festlegen, ob der Ort im Norden, in der Mitte oder im Süden des Plans liegt. Diese Bereiche sind ein weiteres Mal in Sektoren unterteilt und diese wiederum in Abschnitte. So kann man also auf bis zu vier Tippmöglichkeiten festlegen. Haben alle Spieler ihre Tipps platziert, kann nun der am weitesten zurückliegende Spieler noch einen Bonustipp setzen.
Dann stellt der Spieler den Ortsmarker dorthin, wo er den Ort vermutet. Davon ausgehend werden die Punkte ausgewertet. Für jeden richtigen Tipp darf man mit seinem Stein einen Punkt vorziehen. Hat man jedoch auch nur einen falschen Tipp abgegeben, darf man sich kein Feld vorwärts bewegen! Anschließend wird überprüft, ob der einzelne Spieler seine Tippkarte für die Schlusswertung aufheben darf. Hierfür gibt es bestimmte Tippvoraussetzungen, die erfüllt sein müssen.
Sobald ein Spieler das Feld 20, also das letzte gelbe Feld, erreicht hat, endet das Spiel. Jetzt erfolgt die Schlusswertung, bei der die einbehaltenen Aufgabenkarten ausgezählt werden. Dies kann ebenfalls noch mal Punkte einbringen. Wer die meiste Punkte gesammelt hat, hat gewonnen.

Die Spielidee und die Umsetzung sind einfach gehalten, bereiten aber dennoch sehr viel Spaß beim Spielen. "Europa" ist ein Spiel, bei dem man sein Wissen unter Beweis stellen, aber auch einiges dazulernen kann. Gleichzeitig stellt man fest, dass so manches gar nicht so einfach ist. Denn klar hat man London oder Bielefeld schon zig Mal auf der Karte gesehen, aber wo liegt es nun genau? So manches Mal erlebt man dabei eine Überraschung, wenn sich die Stadt doch an einer ganz anderen Stelle befindet. Andererseits ist man ebenso überrascht, welche Orte man irgendwie schon einmal gehört hat und tatsächlich - zumindest die ungefähre Lage - auf der Karte findet. Doch es gibt auch zahlreiche Orte und Gewässer, von denen man noch nicht gehört hat und wo man mitunter nur schätzen kann. Doch genau hierin liegt der Reiz des Spiels.
Die Umsetzung ist bis auf einige Abstriche sehr gut gelungen. Das Spiel verzichtet auf viel Schnickschnack und so sind die Spielsteine und Karten in schlichtem Design gehalten. Der Spielplan hingegen ist eine sehr genaue Karte Europas, mit der Angabe von Gebirgen, Flüssen und anderen Gewässern. Die Einteilung der Sektoren bringt zudem noch einen kleinen Joker mit sich. Liegt nämlich ein Ort genau auf der Linie, hat man das Glück über zwei Antwortmöglichkeiten zu verfügen. Schwieriger wird es dann jedoch bei Städten wie Bern, da die Schweiz noch ein kleines Stück in einen anderen Sektor ausläuft. Die wohl einzige Kehrseite bringen die Flüsse mit sich. Zwar ist in der Spielbeschreibung darauf hinwiesen, dass die Mündung des jeweiligen Flusses gesucht wird, doch diese Bemerkung kann man - gerade bei der ersten Partie - rasch überlesen und dann eine böse Überraschung erleben. Denn die großen Flüsse erstrecken sich über mehrere Felder und so wählt man in einem solchen Fall das, welches einem am sichersten erscheint. Hier hätte auch auf den Aufgabenkarten ein Hinweis "Mündung/Delta" erscheinen können. Oder aber man hätte die Erleichterung eingebracht, alle Felder zuzulassen, durch die der gesuchte Fluss läuft. Aber das ist eine Variante, die man unabhängig der Spielregeln selber ändern kann.
Sehr positiv an der Spielbeschreibung ist auch die in zwei Teile gegliederte Europakarte. Denn auf dieser sind alle Orte des Spieles aufgezeichnet. So kann man zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nachsehen, wo genau denn nun der gesuchte Fluss oder die Stadt liegt.
"Europa" ist ein Wissensspiel, welches man in der ganzen Familie spielen kann. Allerdings enthält es eine - durchaus berechtigte - Altersfreigabe ab zwölf Jahren. Denn für jüngere Kinder wird das Spiel schnell seinen Reiz verlieren, hat man doch in der Schule noch nicht das benötigte geographische Wissen vermittelt bekommen.
Die Spielzeit kann sehr unterschiedlich verlaufen. Der Herausgeber gibt hier 45 Minuten an, was jedoch während des Testspielens weit übertroffen wurde. Vermutlich hängt die Spielzeit größtenteils davon ab, wie viele bekannte Orte der einzelne erhält oder wie oft man einfach nur daneben lag. Trotzdem wird das Spiel auch bei längeren Partien nicht langweilig. Zudem ist eine lange Begeisterung auch dadurch gegeben, dass es lange dauern wird, bis man die 224 Aufgabenkarten so oft durchgespielt hat, bis man alle Orte mühelos auf dem Plan findet.

Zusammengefasst ist "Europa - Venedig ist ja klar, aber wo liegt Nessebar?" ein lustiges Wissens- und Ratespiel für zwei bis sechs Spieler. Hier kann man sein Wissen über die Geographie Europas unter Beweis stellen, gleichzeitig aber auch noch einiges dazulernen. Freunde ähnlicher Gesellschaftsspiele werden mit dem vorliegenden auf jeden Fall eine Menge Spaß haben.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2008
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • Altersempfehlung:
    10 Jahre
  • ASIN:
    B001OQTPEG
  • Spieldauer:
    45 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Spieltiefe:
Affiliate Links