Muster im Rapport


Die Grundlagen für Design, Mode und Architektur
von Paul Jackson
Rezension von Elisabeth Binder | 29. Juli 2018

Muster im Rapport

Paul Jackson beschäftigt sich bereits seit mehr als 35 Jahren mit Papierkunst und -design. Aus diesem Interesse heraus entstanden zahlreiche Bücher. Das begann mit Origami-Büchern für Kinder und Erwachsene und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu immer abstrakteren Falt- und Pop-Up Designs, um schlussendlich mit "Muster im Rapport" die dritte Dimension wieder zu verlassen und seine Kreativität dem Flächigen zu widmen

Allerdings ist der Übergang von Falttechniken zu Musterdesign gar nicht so unlogisch, denn in beiden Fällen geht es sehr stark um Geometrie und da im Speziellen um die Symmetrie, deren Regeln die Grundlage von Musterrapporten darstellen. Aber keine Angst, der Autor versichert gleich in der knappen Einleitung, dass ihm viel daran liegt, die mathematischen Konzepte möglichst einfach zu halten und ausschließlich aus Sicht des Designs zu erklären und zu verwenden. Nach der Einleitung geht es um "Erste Prinzipien", also um die Elemente, aus denen sich Wiederholungsmuster zusammensetzen. Bereits an dieser Stelle, wo es eigentlich nur um die Abklärung von Begrifflichkeiten geht, wird anhand der Beispiele deutlich, wie mit sehr einfachen Musterelementen, nämlich simplen Buchstaben, bereits beeindruckende Muster entstehen können. Wer an dieser Stelle bereits überzeugt ist, alles Wesentliche zu verstehen, den bittet der Autor in seiner Leseanleitung (Seite 18) doch lieber dem logischen Aufbau zu folgen und das Buch streng sequentiell wie einen Roman zu lesen. Wer sich ernsthaft für das Design von Mustern interessiert, dem wird an dieser Stelle auch die aktive Mitarbeit empfohlen, am besten mit Stift und Papier, am zweitbesten am Computer.

Wer sich die ersten Prinzipien zu Gemüte geführt hat und sich auch an die Leseanleitung hält, der erfährt in Kapitel 1 überblicksmäßig alles, was es über die vier Symmetrieoperationen, also Drehsymmetrie, Parallelverschiebung, Achsenspiegelung und Gleitspiegelung zu wissen gibt. Die nächsten beiden Kapitel gehen in die Details der linearen und der Plansymmetrie. Zu Beginn stehen die elementaren Operationen, die durch Kombination und einfache Modifikationen der Abstände. Ausrichtung oder auch Verknüpfung sehr schnell sehr komplex werden. Zur weiteren Illustration gibt es in diesen Kapiteln nicht nur die Muster, die sich aus Buchstabenelementen zusammensetzen, sondern auch ganzseitige, farbige Musterseiten. Dabei wird sehr anschaulich erklärt, welche Elemente und Symmetrieoperationen sich hinter dem jeweiligen Muster verbergen. Spätestens an dieser Stelle sollte man auf jeden Fall zum Stift greifen, um das eigene Verstehen und Lernen zu fördern. Die nächsten beiden Kapitel widmen sich weiteren Facetten des Musteraufbaus, nämlich der Parkettierung, also einer lückenlosen "Überdeckung einer zweidimensionalen Ebene" (Seite 109) und den nahtlosen. Wer es bis hierhin geschafft hat, sich alle Regeln einzuprägen und handwerklich zu beherrschen, wird dann zu guter Letzt, in einem nicht so benannten Nachwort, aufgefordert, die Regeln kreativ zu brechen - anhand von ein paar Regelbrechungsregeln.

Den Abschluss bilden ein "Verzeichnis der Symmetrieoperationen" (Seite 154), in dem alle Operationen textlich und visuell in knapper Form zusammengefasst sind, und ein Glossar. Zusammengenommen sollen beide das Üben erleichtern, aber auf keinen Fall ersetzen, wenn man den manchmal strengen Worten des Autors folgt.

Das Buch "Muster im Rapport" wendet sich zwar vorwiegend an Profis aus Design, Architektur und Mode, ist aber so unprätentiös und lesbar geschrieben, dass auch LeserInnen, die sich einfach nur für das Thema "Muster" interessieren und nicht unbedingt damit ihr Geld verdienen wollen, eine Menge lernen können. Aber Achtung: Wer sich auf das Thema einlässt, der könnte Gefahr laufen, auch im täglichen Leben nur mehr Muster zu sehen.

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