Kleiner Wiener Museumsführer

von Thomas Treschner, Luzia Puiu
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. März 2016

Kleiner Wiener Museumsführer

Wenn man von Museumsführern spricht, geht es meist um Werke zu großen Ausstellungen oder einfach Häusern mit einer großen Menge an Exponaten. Oder man bekommt einen Überblick über verschiedene Museen zum gleichen Thema. Im Anton Pustet Verlag ist nun ein „Kleiner Wiener Museumsführer“ erschienen. Doch obwohl das Werk selbst kleinformatig ist, kann man kaum anders als den Titel missverstehen. Denn es geht nicht um die Größe des Werks selbst, sondern darum, dass es als Führer für kleine Museen in Wien dienen soll.

Es gibt unzählige Museen in Großstädten wie Wien. Von einer ganzen Menge selbiger weiß man nicht einmal etwas. Das von Thomas Trescher und Lzia Puiu herausgegebene Werk „Kleiner Wiener Museumsführer“ stellt 30 kleine Museen in Wien vor sowie die Leute, die hinter ihnen stehen. Dass Ferry Ebert Österreich die Automaten gebracht hat, wissen vielleicht noch einige Leute. Doch dass er danach seinen Restbestand in einem Museum ausstellt, genauso wie das Spielzeug seiner Kinder und Enkel, weiß man eher nicht. Neben einem kleinen Billardmuseum und einem sehr versteckten Boxmuseum kann man sich auch in ein Circus- und Clownmuseum begeben, wenn man sich in den zweiten Bezirk aufmacht – sogar bei freiem Eintritt.
Drogerien waren früher etwas anderes, geheimnisvolle Orte, an denen ebenso geheimnisvolle Mittel gekauft werden konnten. Einen Teil dieser Geschichte kann man im 14. Bezirk erforschen.
Selbst ein Esperantomuseum kann man in Wien finden. Hier werden Aufstieg und Fall der künstlich entworfenen Sprache nachgezeichnet – inklusive einer Menge an Erinnerungsstücken.
Selbst Kunstfälscher, Geld und Globen haben eigene Museen. Und auch Kaffee, der den Besitzer sichtlich jung hält. Pfadfinder, Motorräder, Glaskugeln und Schreibmaschinen –Sammelleidenschaft kennt keine Grenzen. Das etwas bekanntere Uhrenmuseum, das weniger bekannte Zauberkastenmuseum und eine spannende Sammlung zum Thema Verhütung und Schwangerschaftsabbruch folgen aufeinander. Jeweils den Menschen gegenübergestellt, die für selbige verantwortlich sind.

Die Faszination an diesem auch formattechnisch kleinen Museumsführer, der trotzdem fast 250 Seiten besitzt, geht von zwei Fixpunkten aus. Einerseits von den teilweise extravaganten Nischenthemen, denen sich die Museen widmen. Zum anderen von der Art und Weise, wie die Besitzer und Betreiber dieser kleinen Institutionen dargestellt werden. Ob schrullig, sympathisch, ein wenig arrogant oder kaum von dieser Welt – man sieht jeweils die Schnittmenge zwischen Kurator und Thema. Man erfährt historische Fakten, (halbwahre) Anekdoten und ist teilweise gegen den eigenen Willen fasziniert von Menschen und ihren Ausstellungen. Und einige Ausstellungen und deren Örtlichkeiten bleiben auch im Hinterkopf verankert, mit dem Wunsch diesen doch einmal einen Besuch abzustatten. Wenn das jedem Leser so geht und dieser zumindest ein oder zwei der vorgestellten Museen besucht, dann hat das Buch schon ein gutes Werk getan – denn viele der erwähnten Sammlungen sind von akutem Geldmangel bedroht – oder die Besitzer finden niemanden, der sie übernehmen möchte.

Ein „Kleiner Wiener Museumsführer“ erweist sich als Leitfaden für Geheimtipps. So ermöglicht das von Thomas Trescher und Lzia Puiu verfasste und im Verlag Anton Pustet erschienene Werk Einblick in Ausstellungen von Nischenthemen und stellt auch deren Besitzer und Betreiber vor. Genau diese Kombination ist es, die das Werk faszinierend macht und vielleicht wie in unserem Fall auch für einige Museen selbst interessiert. Wir werden uns das eine oder andere mit Sicherheit ansehen.

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