Habemus Pasta. Die Nudelbibel

von Ansgar Pudenz, Manuel Weyer, Rainer Schillings
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Juli 2013

Habemus Pasta. Die Nudelbibel

"Habemus Papam" hieß es im März 2013 auf dem Petersplatz. Rom hatte einen Bischof gefunden und die katholische Welt ein neues Oberhaupt. "Habemus Pasta" heißt es seit Juni 2013 in den Bücherregalen der Kochabteilungen. Hinter diesem Titel verbirgt sich nichts geringeres, als die vermutlich schon längst überfällige Nudelbibel. Werden in ihr Rezepte vorgestellt, die dem neuen Papst serviert werden können? Eine Antwort auf diese Fragen konnten wir nur finden, indem wir uns das Werk aus dem Verlag "99 Pages" genauer ansahen.

Eines wird schon auf den ersten Blick deutlich: Mit der Nudelbibel wollten sich die Schöpfer alles andere als lustig machen oder ein reines Merchandisingprodukt zur jüngsten Papstwahl schaffen. Denn das Werk präsentiert sich in seidigem Stoffeinband, mit Lesebändchen, Goldschrift und Goldschnitt.
Anspruchsvoll und außergewöhnlich geht es auch im Buch weiter. In den einleitenden Texten wird klar, dass die Autoren so manches auf die Schippe nehmen, aber keine blasphemischen Gedanken haben und sich trotz witziger Rezeptnamen nicht über die katholische Kirche lustig machen wollen. Doch hat die Nudel in ihren Augen einen ganz besonderen Stellenwert. Ihr Ursprung ist kaum nachzuvollziehen, viele Kulturen beanspruchen das Erfindungsrecht für sich. Ein mancher Koch rümpft über die Nudel die Nase, hält sie für eine anspruchslose Beilage zu schnellen und einfachen Gerichten. Dabei kann die Nudel sich durchaus auch in gehobenen Kreisen und erlesener (Lebensmittel-)Gesellschaft blicken lassen. Das beweisen die in diesem Kochbuch vorliegenden Rezepte. Allesamt scheinen aus himmlischen Gefilden zu stammen und verheißen göttlichen Genuss. Ob mit Fisch als "Cardinal de Mer mit Pfaffenhüten", mit Gemüse wie etwa "Der Teufel trägt Pasta - Pennette Diavolo", mit Fleisch als "Knobi et Orbi" oder als süßen Nachtisch als "Das jüngste Gesicht" - Pasta ist alles andere als eine anspruchslose Beilage. Im Gegenteil. Allein nach der Lektüre dieses Kochbuches führt man sich bereits in Versuchung geführt - ohne dass man da schon etwas nachgekocht hat.

Noch etwas wird während, spätestens nach der Lektüre deutlich. Nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Nudelbibel ist anspruchsvoll und hochwertig. Auch die darin abgedruckten Rezepte sind alles andere als schlicht und einfach. Im Gegenteil. Hier ist viel Können gefragt und Hobbyköche, die lediglich auf der Suche nach neuen Ideen für Pastasoßen sind, werden in diesem Buch kaum fündig. Denn um die Rezepte umzusetzen, sollte man nicht nur gut kochen können, sondern auch Spaß daran haben und vor allem vor schwierigen Rezepten nicht zurückschrecken. Letzteres gilt auch für ungewöhnliche Zutaten, denn Taubenkoteletts, Rebhuhn oder Königskrabben sind nur einige Beispiele für die extravaganten Zutaten, welche die meisten Rezepte verlangen. Zwar erwähnen die Autoren eingangs, dass man Taubenkoteletts auch durch Hühnerfleisch ersetzen kann, allerdings weiß ein jeder, dass dies das Rezept grundlegend verändern würde.
Die Pasta für die Gerichte wird natürlich stets frisch zubereitet. Die Grundrezepte dazu finden sich am Ende des Kochbuches.
Ein Wort noch zur optischen Gestaltung. Denn nicht nur das Äußere ist hochwertig ausgearbeitet. Auch im Inneren setzt sich dies fort. Die Gerichte sind himmlisch und äußerst ansprechend arrangiert und fotografiert. Zwischen den Rezepten finden sich allgemeine Informationen über die verschiedenen Nudelarten, ebenso wie ein neues Kapitel einleitende Texte. Alle sind mit ausgefallenen Fotokollagen aus Rom und dem Vatikan versehen, die das ganze abrunden. Somit wird das Buch zusätzlich noch zu einem kleinen Augenschmaus.

Zusammengefasst bleibt zu sagen, dass diese Nudelbibel längst überfällig war. Mit leicht sarkastischem Ton führen uns die Autoren in eine Welt himmlischer Genüsse und göttlicher Rezepte. Dadurch erhält das Werk jedoch einen Schwierigkeitsgrad, an dem gewöhnliche Familienköche vielleicht verzweifeln werden. Vielmehr spricht es jene Hobbyköche an, die gerne Neues und Aufwendiges probieren, für das auch extravagante Zutaten benötigt werden. Gelungen ist die Nudelbibel auf jeden Fall und schon allein die Lektüre ist ein Genuss.

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