Growth Hacking


Mehr Wachstum, mehr Kunden, mehr Erfolg
von Tomas Herzberger, Sandro Jenny
Rezension von Michael Seirer | 12. März 2018

Growth Hacking

Growth Hacking - wieder nur eines der unzähligen neuen Schlagwörter oder verbirgt sich dahinter tatsächlich eine neue Methode, um als Startup schnell neue Märkte zu erobern? Ausgehend von der Grundannahme, dass die meisten Startups nicht an mangelnder Produktqualität sondern am Marketing scheitern, zeigt das Buch von Sandro Jenny und Thomas Herzberger jede Menge Hacks, wie man mit geringstmöglichem Aufwand den maximalen Marketingeffekt erzielen kann. Alles nur praxisfremdes Gerede oder doch handfeste, umsetzbare Vorgehensweisen? Immerhin ist Growth Hacking ein Buzzword in der Meta-Ebene über Social Media und Content Marketing - also ein Buzzword von Buzzwords umgeben.

Was ist nun mit Growth Hacking gemeint? Zitat: “Growth Hacking ist ein interdisziplinärer Mix aus Marketing, Datenanalyse und Entwicklung. Das einzige Ziel von Growth Hacking ist das Wachstum eines Unternehmens. Dafür wird ein Prozess zugrunde gelegt, der die schnelle Identifikation von skalierbaren Kommunikationskanälen ermöglicht.” (Seite 41)
Gleich zu Beginn in Kapitel zwei wird die Frage aufgeworfen, warum man so ein neues Buzzword für marketingähnliche Aktivitäten eigentlich benötigt. Es wird betont, dass ein Wechsel der Budgets von Print/TV/klassische Werbung hin zu onlinebasierten, viel besser messbaren Aktivitäten und nutzerbasiertem Feedback voranschreitet. Dies erfordere auch völlig neue Herangehensweisen, um zu Kunden zu kommen.
Ebenfalls schön hergeleitet wird, warum (Internet-)Startups schnell wachsen müssen. Sieht man sich den Technology Adoption Lifecycle genauer an, erkennt man nach den Innovatoren und Early Adopters vor der früher Mehrheit aber eine Lücke! Schafft man diese nicht zu überspringen (um damit beim Massenmarkt anzukommen), geht einem Unternehmen das Geld aus: Es konnte nicht schnell genug wachsen. Daher ist Growth Hacking notwendig.
Sehr systematisch wird im dritten Kapitel dann der Grundstein für alle nachgelagerten Aktivitäten gelegt. Es beinhaltet Vorgehensweisen zum Definieren der Zielgruppe, Erstellen von Personals und zur genauen Analyse des Wettbewerbs. Darauf folgend wird Growth Hacking als Prozess erklärt (mittels des Double-Diamond Modells, dem Aufbau von Growth-Teams, Kreativmethoden und der Webanalyse/Social Media Monitoring). Alles andere wäre nur Trial And Error.

Im weiteren Verlauf des Buches werden unzählige Hacks zu den Themen Akquise (SEO, Inbound- und Content Marketing, Content Distribution, Social Media und viele mehr), Aktivierung (Landing Pages, Conversion-Optimierung, Usability und Psychologische Hacks etc), Retention (Kundenbindung, Onboarding, Loyalität und Community usw.), Referral (beispielsweise virales und Influencer Marketing) und Revenue (wie man schlussendlich auch Gewinn erzielt).
Abschließend folgt noch ein kurzes Kapitel über “Work-Hacks”, damit nicht nur das Unternehmen, sondern auch die eigene Arbeitszeit und deren Organisation optimiert wird.

Das Buch besticht durch eine gelungene Zusammenfassung von bekannten und weniger bekannten Methoden und deren Einordnung in das “big picture” für Startups. Neben vertrauten Vorgehensmodellen wie der SWOT Analyse, dem Formulieren eines USP oder dem Setzen von SMARTen Zielen, finden sich jede Menge Hacks, die teilweise auch eher  technisch sind (beispielsweise Bereich Google Analytics oder Google Adwords). 

Die Konzepte werden aufgrund der beschränkten Seitenanzahl nur angerissen, für ein vertiefendes Verständnis ist im Buch zu wenig Platz. Das ist aber auch nicht unbedingt notwendig, da der Leser durch den Anhang B alle relevanten Literaturquellen aufgelistet bekommt. Sehr gut!

Anschauliche Beispiele von bekannten Start Ups und verständliche Grafiken lockern das Buch auf und vertiefen die Inhalte. 

Etwas schade ist, dass die meisten der vorgestellten Methoden und Hacks  relativ unreflektiert beschrieben werden. Löbliche Ausnahme ist der  kritische Abschnitt über Influencer-Marketing. 

Growth Hacking eignet sich aber nicht nur für Start Ups. Auch klassischere Unternehmen oder Einzelpersonenunternehmenmüssen ihre Werbebotschaften an den Rezipienten bringen. Und eben das geht mittels klassischen Methoden immer weniger. Der geänderte Medienkonsum und die massiv gesunkenen Einstiegshürden (es sind keine großen Mediabudgets oder teuren Campagnenmanagement Tools notwendig) machen die besprochenen Themen für ein breites Publikum anwendbar und relevant. 

Growth Hacking will Wachstum durch kreatives Produktmarketing, User Experience & Web Analyse und Webentwicklung & Automatisierung erreichen. Das gleichnamige Buch bietet in diesem breiten Themenfeld viele Strategien und Hacks um voranzukommen und ordnet diese auch methodisch sehr verständlich in einen großen Rahmen (wir sagen nur: AAARR Metrik!) Die ausführliche Referenzliste an Büchern und die Tools am Ende des Buches regen zum vertiefenden Lesen an.

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