Nightwing

Nightwing 3


Nightwing muss sterben!
von Tim Seeley, Minkyu Jung, Javier Fernandez (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 25. März 2018

Nightwing 3

Dick Grayson ist wieder in Blüdhaven. Er hat sich eingelebt, er ist der lokale Superheld, den die Stadt braucht. Eine neue Freundin hat er auch, es läuft wirklich gut für ihn. Doch Superhelden erwarten selten idyllische Tage – vor allem nicht, wenn alte Feinde ihre komplexen Pläne in Gang setzen.

Nightwing kehrte mit Rebirth an den Ort seiner alten glorreichen Tage unter Autor Chuck Dixon zurück: Blüdhaven (in der englischen Version „Bloodhaven“ ausgesprochen), die abgewrackte Schwesternstadt von Gotham City. Nachdem Blüdhaven zwischenzeitlich bei einem Crossover vernichtet wurde, wurde sie wie viele alte, beliebte Elemente des DCU, wiedererweckt. Dick Grayson trägt also wieder das schneidige schwarz-blau und ist der Beschützer von Blüdhaven. Wieder einmal gibt es eine neue Frau in seinem Leben: Die rebellische Shawn Tsang ist eine ehemalige Schurkin namens Defacer, die von ihrer verbrecherischen Laufbahn abgelassen hat.
Im ersten Kapitel wird mit vielen Rückblenden sehr gefühlvoll das Entstehen der Romanze zwischen Dick und Shawn erzählt. Obwohl es ein klein wenig kitschig ist, gehören Liebesaffären zu Dick wie seine Escrima-Sticks. Der vermutlich bestaussehende DC-Superheld und Schwerenöter hat eine Liste an beeindruckenden Eroberungen aufzuweisen. Nach diesem heimeligen Einstieg folgt jedoch eine eiskalte Dusche und wohl eine der düstersten Nightwing-Geschichten der letzten Zeit. Der Vergleich zur Batman-Geschichte „Tod der Familie“ drängt sich förmlich auf.
Dick bekommt einen Anruf von Shawn, in dem sie ihm mitteilt, dass sie wahrscheinlich schwanger ist. Als Dick zu Hause ankommt, findet er jedoch niemanden vor – Shawn wurde von Unbekannten entführt. Zu allem Überfluss taucht auch Damian Wayne auf, der wegen seines verletzten Egos eine Aussprache mit dem ungeliebten Stiefbruder sucht. Nightwing wird an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit gebracht, doch das ist erst der Vorgeschmack auf das was noch bevorsteht. Da Rückendeckung prinzipiell nie schlecht ist, wenn man sich Hals über Kopf auf die Jagd nach den Entführern seiner Freundin macht, nimmt Dick den naseweisen Damian kurzerhand mit. Die Verfolgung führt sie zunächst nach Frankreich in eine alte Gruft. Dort begegnen die beiden ungleichen Robins echtem Horror.

Es ist dann ziemlich starker Tobak den Tim Seeley dem Leser serviert. Absolut kranke, abscheuliche Pläne - mehr als nur durchgeknallter Bösewichter. Eine finstere Psycho- und Freak-Show, die am Ende ein wenig zu sehr psychedelisch wird. Das ist kein Zufall, Seeley orientierte sich dabei an den Arbeiten von Batman-Autor Grant Morrison, dessen Stories berüchtigt für solche Elemente waren. Ebenso spürt man eine gewisse Inspiration durch die klassischen Horror-Grusel-Comics der 60er und 70er Jahre.
Zeichnerisch ist der Band sehr gut gelungen. Die Stile der beteiligten Zeichner gehen perfekt ineinander über. Insbesondere Hauptzeichner Javier Fernandez versteht es zudem, die leicht surreal-düstere Welt der Bat-Serien in Szene zu setzen.

Seeley gelingt ein ausgezeichneter Einstieg in einen Psychothriller mit Horrorelementen. Leider ist ein Twist zuviel in der Handlung, der die Geschichte nicht unbedingt besser macht, nur am Ende verwirrender. Ebenso bleibt einer der neuen Gegenspieler, mit denen es Nightwing und Ekelpaket Robin über weite Teile zu tun haben, reichlich blass und wenig interessant. Dennoch gelingt es Seeley, einige sehr denkwürdige Szenen und Dialoge zu schreiben, insbesondere bei der Interaktion von Dick und Damian. Insgesamt ist das Werk ambitioniert, aber es gelingt nicht vollständig einen Volltreffer mit dem Batarang zu landen.

Details

Bewertung

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