All-Star Batman

All-Star Batman 1


Mein schlimmster Feind
von Scott Snyder, John Romita jr. (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 04. November 2017

All-Star Batman 1

Wer von Scott Snyders Run bei Batman nicht genug bekommen kann, muss auch in der Ära von „Rebirth“ nicht darauf verzichten. Zusammen mit John Romita jr. am Zeichenstift beschert uns Snyder den für ihn typischen, spektakulären Batman-Thriller.

Scott Snyder hat als Hauptautor von Batman in den letzten Jahren den Charakter maßgeblich geprägt. Sein „Rat der Eulen“ ist mittlerweile als der jüngste Klassiker der Batman-Historie zu werten. Doch auch ein legendärer Run findet einmal ein Ende und nach dem „Rebirth“-Relaunch übernahm Tom King das Ruder bei DCs wohl erfolgreichstem Superhelden. Snyder blieb unter dem „All-Star“-Label jedoch dem Batman-verse vorerst erhalten. Der „All-Star“-Titel hat seit einigen Jahren einen bitteren Beigeschmack. Zunächst sollte er als Team-Up der berühmtesten Autoren/Zeichner-Kombos dienen. Doch nachdem Frank Miller höchstselbst mit Jim Lee als Illustrator-Partner eine sehr berüchtigte (gemeint ist „berüchtigt, da schlecht“) Batman-Serie, die als Prequel zu seinen „Dark Knight“-Titeln gedacht war, abgeliefert hat, verschwand das Label wieder sang- und klanglos. Mit Rebirth wurde es wiedererweckt und wer Bedenken ob des Namens hat: keine Sorge, kein Frank Miller weit und breit. Die Sünden der Vergangenheit sollen ruhen.

Dieser neue All-Star Batman setzt an der aktuellen Batman-Storyline an und Snyder spielt wieder mit Storyfäden, die seit längerem im Umlauf sind. Während seiner Zeit als Batman-Autor hatte er wenig Gelegenheit sich Two-Face als Widersacher zu widmen. Das wird nun behoben und Harvey Dent bekommt seinen Platz im Scheinwerferlicht. Ohne Umschweife wird der Leser mit brachialer Action ins Geschehen geworfen, als Batman sich in einer Autobahnraststätte einen Kampf mit zwei Superschurken liefern muss. Er ist dabei Two-Face an einen weit entfernten Ort zu eskortieren, wo möglicherweise dessen Heilung möglich ist. Unseligerweise sind hinter ihnen Hundertschaften der übelsten Auftragskiller des DC-Universums her, da Two-Faces böse Seite diese Chance auf Heilung – und die damit verbundene Vernichtung seiner Persönlichkeit – mit einem Kopfgeld sabotiert hat. Doch Batman verfügt nicht nur über seinen eisernen Willen und jede Menge Gadgets, auch sein neuer „Robin“, Duke, steht ihm hilfreich zur Seite.

Snyder hetzt die Protagonisten durch actiongeladene Szenen, die niemals langweilen, während er die Intelligenz des Lesers mit der verschachtelten Erzählweise beansprucht. Teils flapsige Dialoge wechseln sich mit Drama ab. In Szene gesetzt wird der Thrill von John Romita jr.. Seinerzeit bei Marvel für seinen klotzigen Spider-Man berüchtigt, hat er seinen Stil verfeinert. Und dieser Stil passt wunderbar zu Batman und den rauen Figuren seiner Welt. Die szenische Kolorierung von Dan White hilft mit matten Farben die düstere Atmosphäre von Batman zu bewahren, ohne dass es zu blutleer für eine Actiongeschichte wirkt. Und blutleer geht es beileibe nicht zur Sache. Einige Szenen würden auch Deathstroke gut zu Gesicht stehen.
Eines wird sicherlich für Kontroversen sorgen. Snyder wagt sich weit hinaus und interpretiert und erzählt die Vorgeschichte von Bruce Wayne und Harvey Dent komplett neu. Ob das notwendig gewesen wäre, ist fraglich, denn es erinnert in seiner Form an die seinerzeitige Einführung von „Hush“. Wer zudem Snyders schräge over-the-top Szenarien wie „Todesspiel“ („Endgame“) nicht schätzt, wird auch bei All-Star Batman nicht glücklich werden.

Scott Snyder gibt uns einen actiongeladenen Batman-Thriller, der mit voller Härte und Geschwindigkeit einschlägt. Eine in sich abgeschlossene Geschichte, die sich mit einigen Nähten in die bestehende Welt einfügt. Ein ausgezeichneter und vielversprechender Start für das neue „All-Star“-Label

Details

Bewertung

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