Thrawn

von Timothy Zahn
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Mai 2018

Thrawn

Geschichten in einem großen Universum haben Vor- und Nachteile. Man kann von Ereignissen berichten, die zwar wichtig sind, aber in einem größeren Kontext keine Rolle spielen. Oder nur so lange stimmen, bis jemand das Gegenteil behauptet. Das war insbesondere bei den frühen Romanen im „Star Wars“-Universum der Fall. So wie Timothy Zahns „Thawn“-Trilogie, die eine Menge Fans hatte, obwohl sie irgendwann aus der Führungsetage für ungültig erklärt wurde. Doch nun ist einiges anders und Timothy Zahn hat mit „Thrawn“ tatsächlich die Vorgeschichte seines Antagonisten auf über 600 Seiten ausgearbeitet. Etwas, das wir nicht verpassen wollten.

Als ein imperiales Expeditionsteam auf einem abgelegenen Planeten auf einen hochintelligenten, taktisch versierten, blauhäutigen und rotäugigen Nichtmenschen stößt, weckt das großes Interesse. Denn er behauptet von sich selbst ein im Exil lebender Chiss zu sein, Mitglied einer Rasse mit stark ausgeprägtem taktischen Denken und militärischem Instinkt. Der Imperator selbst schickt den Mann namens Thrawn auf die Akademie, um gemeinsam mit seinem Dolmetscher eine Ausbildung zu vollenden und sofort als Leutnant zu beginnen. Eli Vanto bleibt sein Assistent, Dolmetscher und wird sogar zu einem Vertrauten und Freund, während Thrawn selbst vor immer komplexere Herausforderungen gestellt wird und diese meist auf unkonventionelle und für das Oberkommando sehr unerfreuliche Weise meistert und so die Ränge der Flotte in Rekordzeit durchläuft. Gleichzeitig versucht sich Arihnda Pryce auf Corruscant eine neue Existenz aufzubauen, nachdem ihr Heimatplanet von einem Politiker vereinnahmt wurde. Nach einem persönlichen Absturz ins Nichts gelingt ihr ein zweiter Anlauf einer Karriere, die mit zahlreichen Mächtigen verknüpft zu sein scheint, darunter Großmoff Tarkin und einem aufsteigenden Stern in der Flotte namens Thrawn.
Und hier treffen Politik und militärische Taktik aufeinander – Naivität und Korruption. Ein Parkett, das insbesondere für einen Nichtmenschen im Imperium sehr glatt ist...

In einigen Bereichen des Fandoms gab es einen Aufschrei, als Disney nach der Übernahme der Rechte an „Star Wars“ von Lucas Arts bekannt gab, dass das „Expanded Universe“ und alle darin erzählten Geschichten gemäß ihrer Definition ungültig wären und dementsprechend nur noch – mehr oder weniger – Fanfiction. Die Chancen, dass der hochintelligente Taktiker, der die Schwächen seiner Feinde aus deren Kunst ableiten konnte, seinen eigenen Film bekam, schienen zu schwinden. Umso überraschender war es für die gleichen Fans, dass in „Star Wars Rebels“, einer offiziellen animierten Serie plötzlich jener Großadmiral Thrawn auftrat, der urplötzlich wieder zum Kanon des Universums gehörte. Und auch jener aktuell vorliegende Roman von Timothy Zahn, der 2017, also 26 Jahre nach dem ersten Band der „Thrawn-Trilogie“ entstanden ist, gehört zum neuen Kanon. Insofern können Fans einer lange zurückliegenden ersten Stunde wieder darauf hoffen, dass es vielleicht doch noch eine Umsetzung der „Erben des Imperiums“ geben wird – auf die eine oder andere Form. Das vorliegende Werk selbst ist sehr geradlinig erzählt. Es beginnt mit dem Auffinden von Thrawn auf einem entlegenen Planeten. Die Tatsache, dass er einst bereits Anakin Skyawalker begegnet ist und seine Fähigkeiten ebenen ihm den Weg zu seiner kometenhaften Karriere, obwohl er immer eine eigene Agenda verfolgt. Und das ist es, was auch den vorliegenden Roman spannend macht, obwohl sicherlich ein gewisser ungerechter Vorteil und einige Fanboy-Momente von Seiten des Verfassers dieser Kritik einen Bonus auf die finale Bewertung bedeuten. Alle Fans der ursprünglichen Thrawn-Trilogie werden das Werk lieben und auch andere Fans von Star Wars können sich mit dem Werk sicherlich anfreunden. Den Kritikpunkt, dass Thrawn in diesem Werk beinahe so etwas wie hellseherische Fähigkeiten zu offenbaren scheint und taktisch niemals falsch liegt, kann man mit einem großzügigen Achselzucken abtun.

„Thrawn“ lautet der Titel eines neuen Romans von Timothy Zahn, der sich wie der Name schon verrät, um den einzigen nichtmenschlichen Großadmiral in der Geschichte des Imperiums von „Star Wars“ dreht. Hier werden seine Vorgeschichte und sein Werdegang im Imperium näher beleuchtet. Für alle Fans der mittlerweile schon klassischen Reihe ist das Werk gewissermaßen Pflichtlektüre. Und auch alle anderen Fans können bedenkenlos zugreifen. Von unserer Seite gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Thrawn
  • Verlag:
  • Erschienen:
    02/2018
  • Umfang:
    624 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783734161384
  • Preis (D):
    12,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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