Das Imperium der Ströme

Kollaps

von John Scalzi
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Oktober 2017

Kollaps

Es ist sicherlich nicht einfach, ohne jegliche Vorbereitung die Rolle als Herrscher eines gewaltigen Sternenreichs zu übernehmen. Noch schwieriger wird die Situation allerdings, wenn man weiß, dass das Imperium in sehr absehbarer Zukunft kollabieren wird. John Scalzi konfrontiert seine Protagonisten im Ersten Band der Reihe „Das Imperium der Ströme“ mit genau dieser Situation. Folgerichtig hat das Werk auch den Titel „Kollaps“.

Es ist nur eine Randnotiz, aber gleich zu Beginn fällt ein Raumschiff mitten während eines interstellaren Fluges aus dem galaktischen Strom, der eine Reise zwischen den Sternen erst möglich macht. Hier wird allerdings schon das Problem angedeutet, mit dem sich Cardenia auseinandersetzen muss, als sie als Imperatox Grayland II. gekrönt wird. Auf Nabe erfährt sie von ihrem dahingeschiedenen Vater aus seinen gespeicherten Erinnerungen, dass dieser einen Spezialisten für die Erforschung der Ströme zum Planeten Ende geschickt hat, wo dieser im Verborgenen weiter Daten sammeln kann. Doch nun ist die Situation kritisch. Bis auf einen Planeten ist das Imperium so konzipiert, dass jedes Habitat auf die anderen angewiesen ist, um existieren zu können, um so auch stetigen Handel aufrechtzuerhalten.
Lady Kiva ist Angehörige eines Handelshauses und nicht gerade für ihr zurückhaltendes Wesen bekannt. Sie flucht wie ein Hafenarbeiter und ihre sexuellen Eskapaden sind berühmt-berüchtigt. Als sie jedoch auf Ende landet und feststellt, dass sie aufgrund einer Intrige nicht nur ihre Lieferung Haferfürchte sitzen bleibt, sondern inmitten eines Krieges auf Ende auch das gesamte Vermögen ihres Hauses eingefroren wurde. Dabei trifft sie auf Ghreni vom Haus Nohamapetan, den sie schon von früher kennt, der vermutlich für Krieg und Intrige verantwortlich ist. Und auf Ende lernt sie auch Lord Marce Claremont kennen – den Sohn des Wissenschaftlers, der das Ende der Ströme vorhersagt...

In „Kollaps“ beschreibt John Scalzi ein Imperium auf Messers Schneide, kurz vor dem unvermeidlichen Untergang. Eine durchaus ernste Angelegenheit, Verluste und Opfer hat das Werk auch jede Menge vorzuweisen. Dennoch bleibt der Autor seinem üblichen Stil treu. Die meisten handlungstragenden Charaktere haben einen Hang zu Sarkasmus, Ironie und schwarzem Humor. Das wird insbesondere bei der Imperatox und auch Lady Kiva deutlich. Die anderen Charaktere benötigen vermutlich noch eine Weile, um selbst zur Hochform aufzulaufen, aber inmitten aller Bedrohungen und der sicher noch kommenden Konfrontationen wird ihnen das sicherlich gelingen. Wieder einmal beweist der kalifornische Autor, warum er zur aktuellen Elite der Science-Fiction gehört. Es sind nicht nur die Geschichten, die er erzählt, es sind vor allem die Charaktere, die in Erinnerung bleiben. Wie schon in der Reihe „Krieg der Klone“ („Old Mans War“) kann man sich das Lachen einfach nicht verkneifen, wenn man die Romane verschlingt. Und „Kollaps“ ist ein Roman, bei dem man schon jetzt ein wenig traurig darüber ist, dass die Reihe, zu der er gehört, irgendwann zu Ende sein wird – obwohl man sich eigentlich zuerst auf die Folgeromane freuen sollte. Seltsam, aber derartige Gefühle weckt ein Werk von John Scalzi.

„Kollaps“ ist der erste Roman der neuen Reihe „Das Imperium der Ströme“ von John Scalzi. Auch angesichts eines eine ganze Galaxie erschütternden Ereignisses bleibt der kalifornische Autor seinem Stil treu und lässt seine Charaktere fluchen, Sex haben und dabei permanent sarkastische Kommentare von sich geben. Etwas, was gemeinsam mit dem immer präsenten Humor des Autors den Unterschied zu konventioneller Science-Fiction ausmacht. Somit ist „Kollaps“ ein Werk, das wir jedem Liebhaber des Genres nur empfehlen können.

Details

Bewertung

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  • Erotik:

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