Androidenträume

von John Scalzi
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Februar 2009

Androidenträume

Völlig unabhängig vom Genre ist es jedem Autor möglich, den Aufbau und den Realismus der Handlung sehr unterschiedlich zu gestalten. So gibt es Bücher, die in Fantasywelten angesiedelt sind, aber dennoch eine äußerst geradlinige Handlung haben. Im Gegensatz dazu existieren auch "realistische" Kriminalromane, deren Geschichte völlig an den Haaren herbeigezogen ist. John Scalzi macht keine halben Sachen; sein neuer Roman "Androidenträume" verspricht haarsträubende Fiktion...

Seit die Menschheit Kontakt mit außerirdischen Völkern hat, sind die Nidu ihre engsten Verbündeten. Politisch kriselt es aber nun schon einige Jahre zwischen den beiden Rassen. Das liegt unter anderem daran, dass gewisse politische Kreise der Meinung sind, ein gespanntes Verhältnis wäre günstiger für die Weiterentwicklung der Menschheit. Als im Zuge einer unterschwelligen Provokation, die mit dem überaus feinen Geruchssinn der Außerirdischen und menschlicher Darmgasbildung zu tun hat, ein Diplomat der Nidu stirbt, verschärft sich die Krise schlagartig. Das außerirdische Volk bereitet seine weit überlegenen Schlachtkreuzer vor und die Menschheit hätte im Kriegsfall keine Überlebenschance. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit die Situation zu entschärfen. Ein bestimmtes Schaf muss gefunden werden, denn dieses spielt bei einer Opferzeremonie, welche die Thronfolge der Nidu klärt, eine große Rolle. So wird Harris Creek, Kriegsveteran und Computerexperte, von seinem alten Freund Ben Javna gebeten, den Fall zu übernehmen. Nachdem dieser einwilligt, findet er sich in einem heillosen Chaos wieder, in dem nicht nur Brian Javna - Bens toter Bruder -, menschliche Schafe, Einzelpersonen, die eine eigene Spezies darstellen und eine völlig unbekannte religiöse Gruppe relevant sind.

Es gibt Werke, bei denen man sich kopfschüttelnd fragt, was sich der Autor eigentlich dabei gedacht hat. Und dann gibt Romane, bei denen man einfach so fassungslos ist, dass man sich gar nicht mehr in den Kopf des Autors hineinversetzen will. Ein solcher Roman ist Androidenträume". Die Handlung ist einfach dermaßen abwegig, dass jegliche Frage danach, ob der Verfasser den Inhalt ernst meint, als irrelevant abgetan werden kann. Wer gleich auf den ersten Seiten einen Geruchsmodulator auf Darmgasbasis einführt, hat sicherlich ganz eigene Gedankengänge. Das bedeutet aber nicht, dass ein Roman mit solchen Ingredienzien schlecht sein muss. "Androidenträume" ist definitiv kein schlechtes Buch. Es verwirrt einfach nur mit seltsamen Situationen und völlig unvorhersehbaren Wendungen, bis ganz zum Schluss. Allerdings ist die mehr als haarsträubende Handlung sehr gut in das sie umgebende Science-Fiction-Universum eingebunden. Die Charaktere sind zum Teil "normale" Personen, zum Teil sind sie so abgedreht wie die Schauplätze und die Rahmenhandlung. Insgesamt ist "Androidenträume" aber trotzdem ein lesenwertes Buch - wenn man einerseits das Genre Science-Fiction mag und andererseits vor etwas alternativen Plots nicht zurückschreckt. Kenner von John Scalzis´ "Krieg der Klone" können hier in jedem Fall zugreifen, wenngleich auch sie möglicherweise etwas von der Handlung überrumpelt werden.

Der im Heyne-Verlag erschienene Roman "Androidenträume" aus der Feder von John Scalzi ist alles, nur nicht konventionell. Eine spannende, verwirrende und äußerst unvorhersehbare Handlung in einem neuen Science-Fiction-Universum Handlung verlangen vom Leser vor allem Anpassungsfähigkeit und Fantasie. Wer diese beiden Fähigkeiten besitzt und dem Genre nicht abgeneigt ist, wird mit "Androidenträume" viele Freude haben.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2009
  • Umfang:
    894 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453525043
  • ISBN 13:
    9783453525047
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:

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