Rache-Zyklus

Rachefrühling

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Oktober 2023

Rachefrühling

Auch im Herbst kann ein Buch über einen Frühling erscheinen, insbesondere wenn es ein „Rachefrühling“ ist. Doch es handelt sich um keine Abrechnung mit der Klimakrise, sondern vielmehr um den vierten Band der „Rache“-Reihe von Andreas Gruber. Mit diesem ist die Reihe rund um den deutschen Ermittler Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers vorläufig abgeschlossen.

Es bewahrheitet sich, was im letzten Band der „Todes“-Reihe rund um Maarten S. Sneijder angekündigt hat. Walter Pulaski fährt im Frühling nach Wien, um dort seinen Urlaub zu verbringen. Einen Urlaub, auf den er sich nicht so richtig freut, da ihm das Tourist sein gar nicht liegt. Insofern ist er gar nicht unglücklich, als gefühlt fünf Minuten nachdem Evelyn ihre Kanzlei in der Gonzagagasse schließt, um mit ihm den Urlaub zu verbringen, ein potenzieller Klient auftaucht. Ein Kleint, der kein „Nein“ hören möchte und sie als Verteidigerin eines mutmaßlichen Mörders anwerben will. Nachdem Evelyn ursprünglich ablehnt, aber kurz darauf der Verdächtige selbst bei ihr anruft, ist sie fast gegen ihren Willen interessiert. Als aber selbst der Urlauber Pulaski darauf drängt, den Fall anzunehmen, beginnt sie sich in die Thematik einzuarbeiten. Alles wirkt so, als hätte jemand versucht, ihrem Mandanten – einem bekannten „True-Crime“-Podcaster – den Mord anzuhängen. In diese Richtung beginnt sie auch nachzuforschen und ihre Verteidigungsstrategie zu erarbeiten. Dabei wird sie stets von den Mitarbeitern ihres Auftraggebers beobachtet. Denn bei der Ermordeten handelt es sich um eine angesehene Ärztin, die gleichzeitig Tochter eines reichen saudi-arabischen Geschäftsmanns war. Alles läuft gut, aber Walter Pulaski ist skeptisch. So komplex die Thematik auch ist, geht ihm doch alles zu einfach …

Sowohl Andreas Gruber als auch seine Charaktere haben viele Wandlungen und Entwicklungen mitgemacht. Die Geschichten haben sich gewandelt und miteinander verbunden. So kommt es mittlerweile nicht mehr überraschend, als Walter Pulaski Maarten S. Sneijder bezüglich eines Falls kontaktiert. Doch als in einem Nebensatz auch eine Frage nach Peter Hogart fällt, dem dritten Ermittler in Andreas Grubers Serien, muss selbst der Kenner ein wenig schlucken. Der Roman selbst ist ein Wechselbad der Gefühle und muss, wie auch die Ermittler, mehrere Male zurück zum Start. Doch das ist etwas, das man möglicherweise beim Lesen schon geahnt hat. Der Roman begleitet die persönliche Entwicklung der Hauptcharaktere zu einem befriedigenden Ergebnis, was dazu führt, dass man das Buch am Ende auch mit einem zufriedenen Gefühl zur Seite legen kann. Und eines ist ohnehin sicher. Sollte der Autor die Charaktere noch für irgendeine andere Geschichte brauchen, können weder ein Ruhestand noch eine Änderung des Familienstatus die beiden davor retten, beispielsweise von Maarten S. Sneijder für ein neues Abenteuer zwangsrekrutiert zu werden – oder vielleicht mit Peter Hogart aneinanderzugeraten. Man darf also weiter gespannt bleiben.

„Rachefrühling“ ist der vierte Roman der Rachetrilogie von Andreas Gruber, die ursprünglich als Einzelroman konzipiert war. Ein Roman, der vor allem deshalb überzeugen kann, weil sich die Charaktere trotz all ihrer persönlichen Entwicklung selbst treu bleiben. Und so viel kann man schon vorwegnehmen, alle Lesenden werden sich mit dem Ende des Werks sicherlich anfreunden können – denn es schließt die Reihe genauso rund ab, wie der Frühlingsband als letzter Teil eines Jahreszyklus.

Details

Bewertung

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