Ein Fall für Lacroix

Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros

von Alex Lépic
Rezension von Emilia Engel | 30. April 2023

Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros

Commissaire Lacroix bringt für gewöhnlich nichts so leicht aus der Ruhe. Als langjähriger Ermittler der alten Schule und Genießer der französischen Gaumenfreuden, versteht er es, sich nicht von der schnelllebigen und digitalen Welt mitreißen zu lassen. Doch in diesem sechsten Band der Reihe werden Lacroix' Nerven auf eine harte Probe gestellt. Nicht nur der Wahlkampf seiner Frau sorgt für einige Unannehmlichkeiten, sondern auch sein neuester Fall, der ihn in den bekannten Pariser Tennis Court Roland Garros führt.

Dass Dominique für den Posten des Pariser Bürgermeisters kandidiert, ist mehr als verständlich. Denn als Bürgermeisterin ihres Arrondissements hat sie schon mehrfach bewiesen, wie geeignet sie dafür ist. Doch für ihren Mann, den bekannten Commissaire Lacroix, der wegen seines Hutes, Mantels und der Pfeife manchmal einfach Maigret genannt wird, bedeutet das so einiges an Unannehmlichkeiten. Denn natürlich stürzen sich die Medien auf dieses gefundene Fressen - die potenzielle neue Bürgermeisterin von Paris und der altgediente Kommissar. Bisher konnte er sein Gesicht oft aus den Medien heraushalten, doch nun ist er viel zu oft auf der Titelseite, was ihm ein Dorn im Auge ist, denn am liebsten will er unerkannt  bleiben und in Ruhe gelassen werden. In all dem Trubel sucht ihn ein alter französischer Tennis-Star auf, Éric Seignosse. Er möchte den besten Ermittler von Paris für einen ganz besonderen Fall. Lacroix begleitet den Tennisstar zu dem bekannten Court Roland-Garros. Hier findet derzeit das Halbfinale der French Open statt und das französische Wunderkind des Tennis, Yannik Duc, hat ein ernsthaftes, wenn auch ungewöhnliches Problem. Seine Sporttasche wurde ihm aus dem verschlossenen Spind entwendet, darin ein ganz bestimmter Tennisball - ein Talisman, den er seit seiner Kindheit immer bei sich hatte. ei jedem einzelnen Turnier. Ohne seinen Talisman fürchtet er nun, das wichtige Halbfinale und das Finale zu verlieren. Dies ist sicher einer der merkwürdigsten Fälle, die Lacroix je hatte. Doch er nimmt sich diesem Problem an und taucht dabei in die Welt des Profi-Tennis ein.
Auch die Journalistin Romy Schneider tritt mit einem Problem an Lacroix heran. Doch ob sie damit bei dem Commissaire auf Granit beißen wird, wird sich zeigen. Wo sie doch in ihren Artikeln kein gutes Haar an ihm ließ…

Auch mit dem sechsten Band der Comissaire-Lacroix-Reihe trifft Alex Lépic eindeutig wieder den Geschmack seiner Leserschaft. Commissaire Lacroix kommt in diesem Band an seine Grenzen. Der sonst so gelassene Kommissar verliert nicht nur einmal seine Geduld. Die Kandidatur seiner Frau, besser gesagt die damit einhergehende Medienaufmerksamkeit, machen ihm das Leben schwer. Auch der Fall des verschwundenen Tennisballs bietet einiges an Ärgernis, denn nicht alle Beteiligten in diesem Fall sind so umgänglich wie der ehemalige Tennisprofi Seignosse. Doch Lacroix wäre nicht Lacroix wenn er damit nicht zurechtkäme. Sein untrügliches Gespür für Menschen gehört zum Kommissar genauso wie Hut, Mantel und Pfeife.
Alex Lépic schafft es wie immer, den Leser und die Leserin mit allen Sinnen nach Paris zu versetzen. Seine Kenntnisse der Örtlichkeiten und des französischen Lebens fließen unverkennbar in diese wunderbare Krimi-Reihe und machen sie damit ganz besonders und authentisch. Es ist eine gelungene Kombination aus Krimi und Savoir vivre, die für gute Unterhaltung sorgen. Lacroix’ Fälle entwickeln sich stets langsam und mit wenig Aufregung. Dennoch sind es fesselnde und interessante Fälle. Das Thema Tennis bringt interessante Einblicke, auch für jene, die nicht zu den Tennis-Fans zählen. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, beinahe zu wissen, wie es sein muss, in diesem sagenhaften Tennisstadion die French Open mitzuerleben.

Wieder hervorragend geschrieben und mit spannenden Details versehen, kann  “Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros” auf voller Länge überzeugen. So ein Lesevergnügen genießt man von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht nur für die frankophile Leserschaft ist dieses Buch perfekt geeignet, sondern auch für alle, die einen gemütlichen Kriminalroman zu schätzen wissen.

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