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Es gibt Klassiker der Literaturgeschichte, die man getrost in mehreren Versionen haben kann. Denn es gibt auch Unterschiede bei Schmuckausgaben. Die illustrierten Varianten von MinaLima sind in der Regel derartig einzigartig, dass man diese unbedingt in seinem Bücherregal stehen haben möchte. Auch bei ihrer Version von Mary Shelley’s „Frankenstein“ erwartet man große Dinge. Wir haben uns diese Ausgabe näher angesehen.

Vom Tod zum Leben

Alchemie, Chemie und andere Naturwissenschaften sind es, die Viktor Frankenstein erlernt. Getrieben wird er davon, irgendwann den Tod zu besiegen. Der Grund dafür kann im frühen Tod seiner Mutter gesehen werden. Nach eingehenden Studien der menschlichen Anatomie beginnt er damit, aus verschiedenen Körperteilen von Toten einen neuen Menschen zu erschaffen und schafft es letztendlich auch, diesen zum Leben zu erwecken. Als er begreift, was er getan hat, ist er von seinem eigenen Tun schockiert. Aber nun gibt es kein Zurück mehr.

Monster, Ungeheuer oder Mensch?

Warum kein Zurück? Weil er durch seine Taten bereits ein intelligentes und vernunftbegabtes Wesen geschaffen hat, das sich durch sein Äußeres vor Menschen verbergen muss. Nachdem sich sein Schöpfer von ihm abgewendet hat, zeigt die Kreatur kein Interesse daran, selbigen ein glückliches Leben führen zu lassen. Und so treffen Monster und Schöpfer immer wieder aufeinander. Unglücke, Morde und das Leid Unbeteiligter sind allgegenwärtig und lassen den gegenseitigen Hass aufeinander immer größer werde. Etwas, was ein positives Ende des Dramas für alle Beteiligten unmöglich macht.

Inhalt und Gestaltung

Der Roman selbst setzt sich mit den eigenen Aktionen und ihren Implikationen auseinander. Auch mit der Frage, ob man seine eigenen (Un-)Taten einfach hinter sich zurücklassen kann, als ob nichts gewesen wäre. Mary Shelley hatte dazu eine sehr eindeutige Antwort, auch wenn das Werk durch den ausführlichen Briefteil und die ziemlich verworrenen Handlungsstränge mitunter etwas steif und distanziert wirkt. Um mehr Nähe zu entwickeln, muss bei einem illustrierten Band das Augenmerk auf Szenen gelegt werden, die nicht nur für die Handlung, sondern auch für die Stimmung des Buchs relevant sind. Und das ist eine der Stärken des Designstudios MinaLima. Ein Blick durch einen Türspion lässt tatsächlich einen Schauer über den eigenen Rücken laufen. Ein Wald nimmt tatsächlich dreidimensionale Gestalt an und eine Spiegelung wird zwar klarer, aber nicht weniger erschreckend. Auch die Notizen Frankensteins oder eine historische Karte Europas haben die richtige Form und Farbgebung, um Betrachter*innen näher an die Handlung zu binden und so die Distanz zu überwinden, die durch die Erzählform selbst entsteht. Insofern ist die von MinaLima illustrierte Version des Werks eine neue Möglichkeit, den Inhalt auf eine andere Weise zu erleben.

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