Eigenbedarf


Der dritte Fall für die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen
von Michael Opoczynski
Rezension von Katharina Ruech | 11. September 2021

Eigenbedarf

Rechtschaffende Mieter werden mit allen Mitteln aus ihren Wohnungen vertrieben. Das können die sechs Mitglieder der Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen nicht einfach so hinnehmen. Gemeinsam setzen sich für Gerechtigkeit ein und sagen dem Mietterror den Kampf an. Doch es ist ein ungleicher Kampf. Haben sie gegen die international agierenden Immobilienspekulanten, die die Unterstützung aus höchsten politischen Kreisen genießen, überhaupt eine Chance?

Gemeinsamer Kampf gegen Immobilienhaie

Der Immobilienmarkt boomt und das nicht nur in Berlin, dem Schauplatz des Buches. Grünflächen werden verbaut, Mieten steigen rasant und aus ehemals erschwinglichem Wohnraum werden teure Luxusapartments. Das bekommt auch das betagte Ehepaar Szymanski zu spüren. Das Mehrparteienhaus, in dem sie seit Jahrzehnten wohnen, wird von einem Tag auf den anderen an einen Investor verkauft. Dieser versucht nun mit allen Mitteln die wenig profitablen Mieter zu vertreiben, um die Wohnungen nach der Sanierung mit einem satten Gewinn weiterverkaufen zu können. Von Lärm, Staub und Kälte geplagt, suchen die Szymanskis Hilfe bei der Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen. Die Gesellschaft ist eine bunt gemischte Truppe von sechs Idealisten, die zusammen für die Rechte der Schwächeren kämpfen.
Zur gleichen Zeit wird Kriminalhauptkommissar Dreier zum Leiter der „SOKO Miethaie“ ernannt. Doch er muss sich nicht nur mit einem gänzlich unmotivierten Kollegen als einzige „Unterstützung“ herumschlagen, auch Interventionen aus höchsten politischen Kreisen machen ihm das Leben schwer. Da trifft es sich gut, dass Dreier mit einem der Mitglieder der Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen befreundet ist. Mit vereinten Kräften sagen sie skrupellosen Immobilienspekulanten den Kampf an.

„Eigenbedarf“ ist der dritte Fall der Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen. Doch auch wenn man die vorangegangen Teile nicht kennt, findet man leicht in die Geschichte. Sie wird abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Hauptakteure erzählt. Das sorgt für Abwechslung und man lernt die Charaktere nach und nach auch auf der persönlichen Ebene kennen. Jeder hat seine speziellen Fähigkeiten und Eigenheiten, was sie sympathisch und nahbar macht.

Sozialkritischer Wirtschaftskrimi

Autor Michael Opoczynski war viele Jahre als investigativer Journalist tätig, unter anderem als Leiter und Moderator der ZDF-Sendung WISO. Seine Erfahrungen aus Wirtschaft und Politik lässt er auch in sein Buch einfließen. Kritisch beleuchtet werden nicht nur die Entwicklungen am Immobilienmarkt, sondern auch Themen wie Rechtextremismus innerhalb des Polizeiapparats, soziale Gerechtigkeit und die Schattenseiten des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Doch trotz dieser ernsten Themen kommt im Buch der Humor nicht zur kurz.
Was allerdings doch ein wenig zu kurz oder eher zu spät kommt, ist die Spannung. Erst nachdem man einen Großteil des Buches gelesen hat, nimmt die Action im Kampf gegen die Miethaie an Fahrt auf. Davor baut sich die Geschichte langsam und mit vielen, durchaus interessanten Hintergrundinformationen auf. Für hartgesottene Krimifans, die auf der Suche nach atemraubendem Nervenkitzel mit Mord und Totschlag sind, ist es aber wahrscheinlich zu wenig actiongeladen.

Michael Opoczynski greift in „Eigenbedarf“ ein topaktuelles Thema auf: Der Immobilienmarkt boomt und darunter leiden zunehmend die Mieter. Entstanden ist ein fundierter Wirtschaftskrimi, der auch die gesellschaftlichen und politischen Aspekte des Themas beleuchtet. Eine kurzweilige Geschichte, die zwar nicht mit übermäßig viel Nervenkitzel, dafür aber mit interessanten und liebenswerten Charakteren punkten kann.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:

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