Der Metzger

Der Metzger muss nachsitzen

von Thomas Raab
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Juli 2008

Der Metzger muss nachsitzen

Metzger ist kein beliebter Beruf. Zu sehr muss man sich dabei mit Fleisch, Blut und Eingeweiden beschäftigen. Metzger kann allerdings genauso gut ein Nachname sein. Und die Tatsache, dass er tatsächlich einen ganz anderen Beruf hat, hindert einen Willibald Adrian Metzger überhaupt nicht daran, etwas mit Blut und Innereien zu tun zu bekommen. Auch, wenn er eigentlich überhaupt kein Interesse daran hat…

Aber man kann sich eben nicht immer aussuchen, womit man sich beschäftigen muss. Als der Metzger während seines allabendlichen Spaziergangs über die Leiche seiner Nemesis aus Schulzeiten, den Dobermann, stolpert - im wahrsten Sinne des Wortes - und den ehemaligen Zeigestock seines Klassenvorstandes in dessen Auge entdeckt, der ihm offensichtlich eine endgültige Bestrafung angedeihen hat lassen, läuft der Restaurator schnurstracks zur Polizei um den Fund zu melden. Doch obwohl der Inspektor mit dem er redet, auch ein ehemaliger Schulkollege von ihm ist, glaubt dieser ihm kein Wort. Das liegt vielleicht daran, dass der Metzger dem Alkohol ziemlich zugetan und zu allem Überfluss die Leiche, die er gesehen haben will, spurlos verschwunden ist.Am nächsten Tag aber, da findet er den gleichen Zeigestab, den er am Vortag in einer Augenhöhle entdeckt hat, in seiner Werbung. Also hat er sich das doch nicht nur eingebildet!Wild entschlossen beginnt er nachzuforschen. Schnell findet er heraus, dass die ganze Angelegenheit mit der Vergewaltigung einer ehemaligen Lehrerin, dem Mord an einem anderen Lehrer und natürlich dem Dobermann zu tun hat.

Der Wiener Autor Thomas Raab hat in seinem Roman „Der Metzger muss nachsitzen“ einen Charakter erschaffen, der eigentlich überhaupt nichts mit den klassischen Helden der Kriminalliteratur zu tun hat. Äußerst unmotiviert und widerwillig macht sich der leicht pummelige Kunstliebhaber und Restaurateur daran, längst vergessene Geschehnisse wieder aufzudecken und auch mit der Gegenwart aufzuräumen. Er tut dies auf sehr wienerische Art und Weise. Doch irgendwie schafft es der Autor, den Schauplatz, an dem der Roman spielt, kein einziges Mal beim Namen zu nennen. Im Grunde kein schlechtes Stilmittel. Auch der Hauptcharakter, „der Metzger“, bleibt den ganzen Roman überglaubhaft und fällt nicht aus seiner Rolle, obwohl er sich vom einfachen Restaurateur zu einem Kombinationskünstler, der seinesgleichen sucht, aufschwingt. Man sollte einfach niemanden unterschätzen!Zusammenfassend kann man sagen, dass der Roman „Der Metzger muss nachsitzen“ hervorragend gelungen ist. Auch wenn viele österreichische Begriffe auftauchen, die vielleicht nicht jedem deutschen Leser geläufig sein werden (zum Beispiel Sackerl, Hündstrümmerl, etc.), hat das Buch einen ganz eigenes Flair. Ihm haftet nichts von dem gezwungenen Voranbringen der Handlung an, das so viele Krimis der heutigen Zeit kennzeichnet. Jedem Leser, der einmal einen etwas anderen Ermittler kennen lernen will, dem wird Willibald Adrian Metzger sicher ans Herz wachsen.

So wie der Metzger nach vielen Jahren mit den Ereignissen der Vergangenheit aufräumen kann, ist der Roman „Der Metzger muss nachsitzen“ zum Auftakt einer ganzen Reihe von Metzger-Romanen geworden. Und diese wird so schnell auch kein Ende haben, denn die Begeisterung für den schrulligen Charakter ist ungebrochen – was auch bereits die Verfilmung einiger Abenteuer zeigt.

Details

Bewertung

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