Man lernt nie aus, Frau Freitag!


Eine Lehrerin in der Fahrschule des Lebens
von Frau Freitag, Cathlen Gawlich (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 22. Mai 2017

Man lernt nie aus, Frau Freitag!

Lehrer sind Respektspersonen, die Schülern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen. Die ihnen alles das vermitteln, was sie später einmal brauchen, um gebildet durchs Leben zu gehen, um ihren Weg zu finden und ihn zu meistern. Lehrer geben den Ton an - zumindest in der Schule. Doch was, wenn aus dem Lehrer plötzlich wieder ein Schüler wird? Frau Freitag wurde mit der Situation konfrontiert, als sie sich dazu entschloss, ihren Führerschein zu machen: "Man lernt nie aus, Frau Freitag".

Führerschein mit Mitte 50

Frau Freitag hat beschlossen, doch noch den Führerschein zu machen. Bisher hat sie ihn ja nie gebraucht. In Berlin kam sie immer ohne ein Auto zurecht und falls sie doch mal darauf angewiesen war, hatte sie immer einen Freund mit Führerschein. Bis jetzt, denn nun hat sie einen Freund ohne Führerschein. Und der will sich gleich mit in der Fahrschule anmelden. Zumindest war dies sein Vorsatz, doch als Frau Freitag und er die erstbeste Institution aufsuchten, macht er einen Rückzieher. Sie nicht. Sie will Autofahren lernen, egal was alle anderen sagen. Es dauert lange? In ihrem Alter lernt man das nicht mehr? Pah, diesen Skeptikern und Miesmachern von der Fahrschule wird sie es zeigen. Schließlich hat sie auch Snowboardfahren und Lehrerinsein gelernt. Was soll schon am Autofahren schwer sein?

Kurzweilig, amüsant, überspitzt

Während Frau Freitag also normalerweise den Ton angibt, muss sie sich nun einmal zeigen lassen, wo es langgeht. Das ist nicht so leicht für die Lehrerin. Doch sie hält sich zurück, beißt sich mehr als einmal auf die Zunge und schluckt so manchen Kommentar hinunter. Und so lernt Frau Freitag in der Fahrschule nicht nur das Autofahren, sondern beginnt auch, ihr eigenes Verhalten aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Plötzlich ist sie in der Rolle des Schülers, dem bestimmte Themen nicht leichtfallen. Plötzlich ist sie diejenige, über die sich Lehrer die Haare raufen, weil sie zum x-ten Mal beim Fahrspurwechsel den Blick in den Rückspiegel vergessen hat oder einen solchen nicht einmal bemerkt hat. Und plötzlich ist sie diejenige, in der ein Lehrer einen hoffnungslosen Fall sieht.
Sehr überspitzt aber dennoch humorvoll beschreibt die Autorin Szenen, die sich in der Fahrschule abspielen. Dabei spart sie nicht daran, Klischees und Vorurteile einzusetzen. Manchmal überspannt sie den Bogen jedoch und an vielen Stellen wirkt Frau Freitag nicht wie eine kluge Lehrerin, sondern wie eine ignorante Mittfünfzigerin, die keine Notwendigkeit sieht, bestimmte Begriffe und Verkehrsregeln zu lernen. Sie geht überheblich und arrogant an das Thema Fahrschule heran und empfindet jeden Hinweis auf ihr Alter und die Schwierigkeit des Autofahrenlernens als negative, demotivierende Kritik.
Die Geschichte besitzt zwar Witz, ist kurzweilig und unterhaltsam, weist aber nicht sehr viel Tiefgang auf. Die Szenen spielen sich bis auf kleinste Ausnahmen in der Fahrschule oder im Fahrschulauto ab. Auch die Handlungsfiguren begrenzen sich auf Frau Freitag, ihre Fahrlehrer und zwei Freunde als Nebencharaktere. Abwechslung ist nicht geboten, weswegen die Geschichte eher seichter Unterhaltung gleicht.
Doch als Hörbuch ist es eine willkommene Unterhaltung - beispielsweise bei eintöniger Hausarbeit. Cathlen Gawlich liest humorvoll und charismatisch. Sie holt aus der Handlung heraus, was nur geht und macht so das Zuhören zu einem Genuss.

"Man lernt nie aus, Frau Freitag" ist ein kurzweiliges Hörbuch, das eine amüsante, manchmal sehr klischeehafte Geschichte bietet, die allerdings nicht gerade übermäßig viel Tiefgang besitzt. Cathlen Gawlich als Sprecherin gelingt es, alles aus der Handlung herauszuholen und dem Hörer damit einen unterhaltsamen Hörgenuss zu bieten.

Details

Bewertung

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