Die letzten Tage der Nacht

von Graham Moore, David Nathan (Sprecher*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. März 2017

Die letzten Tage der Nacht

Es gab viele wichtige Erfindungen in der Menschheitsgeschichte. Was einem jedoch schwer fällt, ist eine differenzierte Betrachtung derselben. Ordnet man sie nach dem Standpunkt der Genialität, die notwendig war um das angestrebte Ziel zu erreichen, oder nach den Auswirkungen, welche die Erfindung auf das Leben und den Alltag aller Menschen hatte? Unter letzterem Gesichtspunkt war die elektrische Glühbirne eine der wichtigsten Einflüsse. Der Oscar-prämierte Drehbuchautor Graham Moore hat nun einen Roman vorgelegt, der sich diesem Thema widmet. Sein Name lautet „Die letzten Tage der Nacht“.

Es ist selten, dass junge Anwälte ohne Erfahrung Partner in einer Kanzlei nehmen. Doch Paul Cravath hat einen großen Vorteil – er hat einen einflussreichen Mandanten in einem der größten Prozesse gewonnen, den die USA jemals gesehen hat. Denn sein Fall wird gegen niemanden anders geführt als Thomas Edison. Das Thema ist kein anderes als der Patentstreit um die Glühbirne, deren Erfindung Edison ganz allein auf seine Arbeit zurückführt. Das bedroht das Unternehmen von George Westinghoue, dessen Ingenieure diese Erfindung deutlich verbessert haben. Durch die Patentstreitigkeiten agiert das Unternehmen jedoch am Rande des Abgrunds – und Paul Cravath soll dabei helfen, eine Mittel gegen Thomas Edison zu finden. Das gelingt ihm mit Umwegen, denn bei der Suche nach ehemaligen Angestellten, die sich an ihrem ihrem einstigen Arbeitgeber Edison rächen wollen, stößt Cravath auf einen jungen Serben namens Nikola Tesla. Dieser hat zwar für Geschäftsleute überhaupt nichts übrig, lässt sich aber bei der Entwicklung einer neuen Energieform unterstützten – dem Wechselstrom. Dieser löst nämlich die meisten der Probleme, an denen Edisons Ingeneure seit geraumer Zeit scheitern, allem voran dem Entfernungsproblem bei der Gleichstromübertragung. Doch die Dinge geraten völlig außer Kontrolle. Während sich Paul in die unerreichbar scheinende Sängerin Agnes Huntington verliebt, wird ein Anschlag auf das Leben Teslas verübt und alles scheint verloren...

Die letzten Tage der Nacht

Liest man Romane über Anwälte, haben diese zumeist ein bestimmtes Muster. Gleiches gilt für Geschichten über große Erfindungen. Graham Moore ist es gelungen zwei sehr gegensätzliche Themen miteinerander zu verbinden, die sogar in großen Teilen der Wahrheit entsprechen. Denn es gab den Rechtsstreit zwischen Edison und Westinghouse, der vor allem um Gleich- und Wechselstrom, aber auch um die Glühbirne selbst geführt wurde. Selbst eine Stelle, bei der es um den Versuch der Diskreditierung von Wechselstrom durch Edison geht, indem er einen seiner Angestellten dazu bringt, einen elektrischen Stuhl auf Basis von Wechselstrom zu bauen, ist historisch belegt. Und auch der Protagonist Paul Cravath ist eine historische Gestalt, welche die Arbeit von Anwälten revolutioniert hat. Lediglich die Verbindung zu Westinghouse und die Involvierung in die Edison-Tesla-Thematik ist konstruiert. Sie wurde jedoch gut und glaubhaft erschaffen und bettet wissenschaftliche Themen, die Arbeit eines Anwalts und das aufeinandertreffen verschiedener Genies in einen unterhaltsamen Roman ein. Edison, Tesla, Bell, Röntgen und einige andere kommen so zu einem gemeinsamen Auftritt in einem Roman. Einem Roman, der in diesem Fall als Hörbuch umgesetzt wurde, dessen gekürzte Version von David Nathan gesprochen wurde. Dessen, für seine vielen Arbeiten als Hörbuch- und Synchronspreacher (unter anderem von Johnny Depp) bekannte Stimme verleiht dem Buch nochmals zusätzlich Charakter und lässt den Zuhörer über einige kleine Ungereimtheiten hinweggehen, die aufgrund der Kürzung des Buchs entstehen.

„Die letzten Tage der Nacht“ ist sowohl ein sehr unterhaltsamer beinah-historisch korrekter Roman von Oscar-Preisträger Graham Moore als auch eine gelungene Hörbuchumsetzung. Das von David Nathan gesprochene Hörbuch vereint Geschichte, Erfindungen, große Persönlichkeiten, eine Liebesgeschichte und einen gewaltigen Rechtsstreit zwischen zwei Buchdeckeln. Oder eben auf einem Tonträger. In jedem Fall lohnt sich die Lektüre und wird für spannende Leseunterhaltung sorgen.

Details

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