Geschichten aus der Küche

von Katharina Janoska, Martin Kugler
Rezension von Janett Cernohuby | 11. Dezember 2015

Geschichten aus der Küche

Ein Kochbuch ist eine Sammlung verschiedener Rezepte zu einem bestimmten Schwerpunkt. Es gibt Kochbücher über vegetarische Speisen, Kochbücher über nationale Speisen, Kochbücher über Suppen, über Partyrezepte und vieles mehr. Alle diese Bücher haben etwas gemeinsam. Sie sind nüchterne Rezeptsammlungen für Berufsköche und Hobbyköche. Und dann gibt es noch "Geschichten aus der Küche". Auch dabei handelt es sich um ein Kochbuch, doch um ein Kochbuch der anderen Art.

Denn "Geschichten aus der Küche" ist keine nüchterne Sammlung mit Rezepten für die Zubereitung von Speisen, sondern es ist weit mehr. Es ist eine Sammlung von Geschichten um und mit Rezepten, ergänzt durch eine CD mit Musik. Geplant war ein Buch mit Gerichten aus der Roma-Küche. Kein Wunder, liegen die Wurzeln von Autorin Katharina Janoska in dieser Kultur. So wuchs die Idee, typische Rezepte zu sammeln und in einem Buch zusammenzustellen. Doch schnell mussten die Autoren erkennen, dass es eigentlich gar keine typischen Roma-Gerichte im herkömmlichen Sinn gibt. In die Speisen, die gekocht wurden, flossen auch immer landesspezifische Einflüsse mit ein. Nach anfänglichem Frust erkannten die Autoren jedoch schnell den Vorteil. Denn nun konnten sie Gemeinsamkeiten mit der österreichischen Küche zeigen - manchmal auch selbst einbinden. So wurde beispielsweise Großmutters Roma-Kartoffelsuppe einfach mit Krautstrudel ergänzt.
Das Kochbuch zeigt keine Differenzierungen sondern Gemeinsamkeiten. Es zeigt uns, dass es in der Küche keinen Rassismus gibt. Unterschiedliche Kulturen ja, sonst würde es nicht so zahlreich viele Küchen geben. Doch diese fließen immer mehr zusammen, immer öfters kochen wir auch zuhause "Exotisches" nach. Warum nicht einmal etwas neues Altes aus der Roma-Küche ausprobieren?

Nun ist das Buch - wie bereits erwähnt - aber kein klassisches Kochbuch. Es listet nämlich keine bestimmte Anzahl von Speisen mit Anleitung zur Zubereitung auf. Vielmehr erzählt es die Geschichten, wie diese Speisen entstanden sind. Man begleitet Katharina Janoska und Martin Kugler, wie sie Verwandte und Bekannte besuchen, Gerichte der Roma-Küche probieren (manches wiederentdecken) und dieses gemeinsam zuhause nachkochen. Dabei verändern sie einges, fügen andere Zutaten hinzu und lassen dadurch neue Speisen entstehen. Diesen Entstehungsprozess kann man in "Geschichten aus der Küche" nachlesen.
Warum man so etwas lesen möchte, wird sich vielleicht nun mancher fragen. Die Antwort ist simpel: Man bekommt nicht Mengen und Zutaten aufgelistet, sondern ein Gericht präsentiert, das mit Begeisterung (und Musik) entstanden ist. Bei dem ausprobiert wurde, für das man sich Gedanken machte. Diese Geschichten machen viel neugieriger, das Gericht auch einmal auszuprobieren, als es ein klassisches Kochbuch je können. Warum man es nachkochen möchte? Weil man die gleiche Begeisterung bei der Zubereitung empfinden möchte, wie es die Autoren taten.
Was bisher noch nicht erwähnt wurde, aber unbedingt erwähnt werden sollte: Wie es sich für ein gutes Kochbuch gehört, gibt es zu jedem Gericht eine Weinempfehlung. Natürlich legten die Autoren dabei wieder Augenmerk auf die Region, aus der sie kommen und stellen den Lesern eine Auswahl Burgenländischer Winzer und Weine vor.
Das Kochbuch erschien in einem Kleinverlag, ohne Fooddesigner, ohne Firmenpolitik hinter den Rezepten. Das wird auch beim Lesen und Durchblättern deutlich. Die abgebildeten Fotos sind einfach, zeigen aber das Wesentliche. Gleiches gilt für die gestalterische Aufmachung - zumindest in Bezug auf das Buch selbst. Denn drum herum haben sich die Autoren und der Verlag einiges einfallen lassen. So erhält man das Kochbuch stilvoll verpackt in einem Papierumschlag mit Wachssigel - welches fast zu schade zum Brechen ist. Obendrein gibt es noch einen Holzlöffel dazu, damit das Umrühren auch wirklich gelingt. Diese Ausstattung in Kombination mit dem eher schlichten Layout des Kochbuchs machen selbiges zu etwas ganz Besonderem, Stilvollen.

"Geschichten aus der Küche" ist kurz gesagt ein etwas anderes Kochbuch, das uns die Gemeinsamkeiten zweier kultureller Küchen zeigt. Hier werden Roma-Gerichte mit österreichischen Einflüssen ergänzt und lassen - wenn nicht sowieso schon geschehen, neue Kreationen entstehen. Kreationen, die durch ihre dazugehörigen Geschichten Lust zum Nachkochen wecken. Genau das soll ein Kochbuch schließlich auch: seinen Besitzer zum Zubereiten der darin vorgestellten Speise motivieren.

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