Cthulhu

Innsmouth - Küstenstadt am Teufelsriff

von Frank Heller
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. Mai 2010

Innsmouth - Küstenstadt am Teufelsriff

Es gibt viele Orte aus dem Bereich der Literatur, an denen man gerne einmal einen Spaziergang machen würde. An romantischen Stränden, verschneiten Berghängen und vielleicht sogar in kühlen Wäldern. Ein Ort, an dem sich aber so gut wie niemand befinden möchte, der noch einen klaren Verstands hat, ist Innsmouth aus den Welten von Howard Phillips Lovecraft. "Innsmouth - Küstenstadt am Teufelsriff" ist jedoch ein neues Quellenbuch, das sich der verfluchten Stadt im Rahmen des Rollenspiels "Cthulhu" widmet.

Wie schon erwähnt, kaum jemand, der noch alle seine Sinne beisammen hat, würde die Stadt Innsmouth aufsuchen. Doch da "Cthulhu"-Rollenspieler - oder zumindest ihre Charaktere - genau darauf aus sind, nicht mehr mit beiden Beinen in der Realität verankert zu sein, stellt dieses Quellenbuch zahlreiche Informationen zur Verfügung.
Nach dem obligatorischen Vorwort findet der Leser eine Darstellung der Gegend und eine Auflistung aller Städte, die sich im "Lovecraft Country" des Massachusetts befinden. Mit Einwohnerzahl, Gründung und den wichtigsten Informationen erhält man einen guten Überblick. Das nächste Kapitel trägt den Titel "Willkommen in Innsmouth". Es illustriert die geographische Lage, die Anreise und die offizielle Geschichte. Erst danach wird - zuerst textuell und anschließend in einer Chronik - auf die tatsächlichen Ereignisse eingegangen. Diese strotzen nur von der Anbetung falscher Götter, willigen Mitläufern und fatalen Fehleinschätzungen.
"Das Leben in Innsmouth" beschreibt nicht nur wie ermittelt wird und was Außenstehende über selbiges wissen, sondern auch die Lebensabläufe unter den "spezielleren" Einwohnern der Stadt, was in "Schatten über Inssmouth" fortgeführt wird. Danach folgen detaillierte Karten, ergänzt durch Beschreibungen wichtiger Orte - teilweise auch zentimetergenau.
Anschließend finden sich sechs Abenteuer im Band, auf die nur kurz eingegangen werden soll.
In "Das Erbe der Crawfords" von Kevin Ross muss sich nicht nur einer der Charaktere mit seiner Familie und ihrer bewegten Vergangenheit auseinandersetzen, auch die Mendelschen Gesetze spielen eine wichtige Rolle.
"Der Einsame im Sumpf" von Mirk Bader erzählt von einer archäologischen Ausgrabung, die allerdings weniger mit dem im Innsmouth omnipräsenten Dagon zu tun hat, sondern einem seiner größeren Verwandten in die Quere kommt.
Im dritten Abenteuer "Mary", das von Mike Lay stammt, werden die Charaktere mit allen Konsequenzen der Langlebigkeit von Tiefen Wesen konfrontiert. Dabei müssen sie noch zahlreiche Informationen sammeln.
Ralph Dula lässt Charaktere in "Ein alter Bekannter" erfahren, dass es nicht immer gut ist, Einladungen anzunehmen.
"Die Innsmouth Connection" von Gary Sumpter hat nicht nur mit Schmugglern und dunklen Höhlen zu tun, sondern auch mit dem, was sich hinter dem Augenscheinlichen befindet.
Mit "Fischfutter" von Bernhard Bihler schließt der Band. Hier verschlägt es Reisende durch Zufall nach Innsmouth - was aber deshalb keineswegs positiver für sie enden könnte...
Zusätzlich liegt dem Werk eine große Karte der von den Göttern verlassenen Stadt bei.

Knapp 30 Euro kostet der vorliegende Band "Innsmouth - Küstenstadt am Teufelsriff". Und gleich vorab, das Buch ist jeden Cent davon wert. Wieder einmal ist die Ausarbeitung der Geschichte hervorragend gelungen. Es ist den Autoren und der Redaktion geglückt, die etwas einseitigen und möglicherweise heutzutage auch fragwürdigen Aussagen Lovecrafts von schlechten Genen, Inzucht und ähnlichem in die Ausarbeitung einzubinden, so dass sie Teil eines großen Ganzen sind. Man hat nicht das Gefühl, eine veraltete und xenophobe Haltung herauszulesen, wie es in Lovecrafts Werken sein mag, sondern "nüchterne chthuloide" Fakten. Allein die Informationen, die im ersten Teil des Buchs enthalten sind, ermöglichen eine nahezu unbegrenzte Anzahl an potenziellen Kampagnen. Die zusätzlich enthaltenen Abenteuer mögen zwar nicht für viele Spielabende ausgelegt sein, sondern eher für einige wenige Sessions, sind qualitativ jedoch allesamt sehr gut. Somit hat der Spielleiter die Möglichkeit, so viele Abenteuer in Innsmouth spielen zu lassen, wie er möchte. Einer von zwei kleinen Wermutstropfen ist, dass man vermutlich keine Spielgruppe davon überzeugen kann, mehr als dreimal die gleiche Brutstätte des Bösen aufzusuchen. Insofern wird man sich für eine Auswahl entscheiden müssen oder schlussendlich eine zweite Gruppe an Spielern auf den Weg schicken. Das zweite kleine Manko ist die Auswahl der Schwarzweiß-Fotografien in diesem Band. Natürlich spiegeln düstere Bilder eher die Stimmung eines Horror-Rollenspiels wieder. Doch im vorliegenden Quellenbuch befinden sich überdurchschnittlich viele Fotos, auf denen man aufgrund schlechter Belichtung nur sehr wenig erkennen kann. Beide Punkte haben allerdings keine Auswirkung auf die Empfehlung unsererseits an alle "Cthulhu"-Spielleiter. Denn diese lautet schlicht und einfach: Kaufen!

Wer immer schon mehr über die verfluchte Stadt Innsmouth wissen wollte, bekommt mit "Innsmouth - Küstenstadt am Teufelsriff" die Chance dazu. Und mehr als das, denn die enthaltenen Abenteuer bieten die Möglichkeit, mehrere Gruppen an Spielern durch ähnlich gruslige und wahnsinnig machende Szenarien zu schleifen. Jeder Spielleiter sollte unbedingt zugreifen, auch wenn er nicht jedes Detail dieses ausführlichen Werkes verwenden können wird.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2010
  • Umfang:
    209 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    394197601X
  • ISBN 13:
    9783941976016
  • Preis (D):
    29,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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