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I Love Joyce Morris

von Andy Clark
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Januar 2020

I Love Joyce Morris

Musik ist wie eine Wundertüte. Manchmal stolpert man zufällig über einen Musiker, manchmal wird er einem zugetragen und manchmal recherchiert man und stößt dabei auf Zusammenhänge. Gelegentlich schickt einem ein Plattenlabel sogar einen Tonträger zu. So wie im Fall des Albums „I Love Joyce Morris“ von Andy Clark.

Man kann sehr unterschiedliche Dinge lieben. Von Andy Clark wird schnell klar, dass er seine Familie, insbesondere seine Kinder liebt. Und den lokalen Apfelbauer, denn dieser trägt den Namen Joyce Morris, genau wie sein Album. Auf dem ist ein Apfelbaum zu sehen, unter dem zwei Kinder stehen. Viel mehr wird über den britischen Singer-Songwriter gar nicht erzählt. Aber Musik soll ja mehr als tausend Worte sagen, insofern ist es vermutlich von Vorteil, einfach in das Album hineinzuhören.

Bei „Welcome To The Party“ öffnet sich nicht nur metaphorisch eine Flasche, sondern auch akustisch, gleich zu Beginn. Was zuerst eher getragen und gesittet beginnt, wandelt sich dann zu einer britpoppigen Nummer, die zwar gute Laune verbreitet, gleichzeitig aber auch das Gefühl vermittelt, ähnliches schon gehört zu haben. Spätestens beim Übereinanderlegen mehrfacher Stimmen.
Auch „But For You“ hat etwas an sich, das bekannt vorkommt. Ansonsten ist das Lied unaufgeregt, ruhig und drängt sich nicht in den Vordergrund.
Mit „Daddy Please“ singt Andy Clark Worte, die er im Alltag vermutlich sehr häufig hört. Man kann ihn sich durchaus auf einem Bauernhof vorstellen, dazu passen die sehr folkig-westernartigen Akkorde im Hintergrund. So ist es eben - that's the way it is.
„Socks And Shoes“ sind durchaus wichtig und gehören zusammen. Außer es sind Sandalen. Aber davon singt Andy Clark nicht, nur davon dass seine Familie und er wohl wie Socke und Schuhe sind. Schön anzuhören läuft das Lied im Hintergrund, wird aber nie zum absoluten Hinhörer.
Über das Elterndasein und den Wunsch sein Kind zu beschützen singt der Sänger in „Sunny Boy.“ Das glaubt man ihm auch unbesehen. Aber das Lied selbst reiht sich trotzdem in die Kategorie „angenehme Berieselung“ ein.
Bei einem Titel wie „Monsters“ hofft man etwas auf Abwechslung. Diese erhält man erst einmal in Form von Rhythmus-Instrumenten. Doch Angst vor Monstern kommt nicht auf. Zu einlullend werden Gesang und jazzige Töne im Hintergrund.
Bei „Alistair“ wartet man, dass im Lied etwas passiert, denn der Anfang verkündet dies irgendwie. Bei etwa 1:34 passiert das auch, aber nur in Form eines kurzen Instrumentensolos. Die große Überraschung bleibt auch hier aus, auch wenn das Ende wie gemorst klingt.
„All Abroad“ ist ein sehr kurzer Song, der nur aus dem Lachen von Kleinkindern und sphärischen Klängen besteht.
Mit „Apples“ endet das Album, versehen mit etwas Nachhall und positiver Stimmung fügt sich das Lied nahtlos in das gesamte positive Tongefüge ein, kann aber keinen besonders akzentuierten Abschluss setzen.

Jeder Künstler wird durch verschiedene Vorbilder geprägt – da geht es Sängern genauso wie Schriftstellern, Malern oder Bildhauern. Andy Clark hat sicherlich ein wenig Beatles gehört, da kommen einige Einflüsse in der Musik heraus. Aber auch vom Stil, wie ein Musiker singt, glaubt man zu erkennen, wenn jemand Vorbilder hat. Andy Clark singt zum Teil wie Morrissey – was dann allerdings etwas verwirrend und irritierend ist. Er singt so, wie Morrissey singen würde, wenn er nur positive und von Liebe handelnde Songs schreiben würde, ohne Extreme. Das macht das ganze musikalisch zu einer reinen Wohlfühloase. Wenn man so etwas mag, wenn man in Watte gepackt werden möchte und ruhige musikalische Berieselung genießen kann, die keine Ecken und Kanten hat, sondern stattdessen freundliche Texte, gelungene Akkorde und dementsprechend perfekte Hintergrundberieselung, der ist bei „I Love Joyce Morris“ richtig. Denn aus sich heraus geht der Sänger bei keinem Lied.

Sucht man nach musikalischer Vielfalt, Musik mit Ecken und Kanten, sowie kritischen Texten, dann ist man bei Andy Clark ganz falsch. Wer aber entspannen will, Texte von Liebe und Familie hören möchte und Akkordfolgend, die man schon gehört zu haben glaubt und Musik auch gerne passiv im Hintergrund hört, der kann mit „I Love Joyce Morris“ vielleicht etwas anfangen. Für andere Hörer ist das Album möglicherweise etwas zu zahm.

Tracklist:
1. Welcome To The Party
2. But For You
3. Hunker Down
4. Daddy Please
5. Socks And Shoes
6. Sunny Boy
7. Monsters
8. Alistair
9. All Aboard
10. Apples

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Englisch
  • Erschienen:
    08/2019
  • Umfang:
    1 CD
  • Typ:
    CD
  • ASIN:
    B07VQ9QC7M
  • Spieldauer:
    38:22 Minuten

Bewertung

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