Warhol on Basquiat


An Iconic Relationship in Andy Warhol's Words and Pictures.
von Michael Dayton Hermann
Rezension von Michael Seirer | 05. November 2019

Warhol on Basquiat

Als Andy Warhol Jean-Michel Basquiat unter seine Fittiche nahm und sich mit ihm anfreundete, war er schon als Pop-Art Künstler etabliert und weithin  berühmt. Neben seinen Werken ist Warhol auch für seine Obsession alles zu fotografieren bekannt. Im TASCHEN Verlag ist nun ein einzigartiger Band über die Freundschaft und das Verhältnis der beiden Künstler herausgegeben worden. Er untersucht das vielschichtige Verhältnis von Warhol und Basquiat und illustriert diese durch hunderte, bisher unveröffentlichte Fotografien und  Ausschnitten des Tagebuches von Andy Warhol,. Eine intimere und direktere Sicht ist kaum möglich (außer vielleicht eine ähnliche Darstellung von Jean-Michel Basquiat).

Die Freundschaft der beiden entwickelte sich, als Warhol schon bekannt und etabliert war, Basquiat aber noch ein aufsteigendes Talent der Grafittiszene. Zusammen bildeten sie eine überaus fruchtbare Partnerschaft. Neben den öffentlich bekannten Beispielen ihrer Zusammenarbeit zeigen die Fotografien und Tagebuchpassagen einen intimen Blick in die Welt der beiden. Warhol dokumentierte fast fanatisch sein Leben in Form von “The Andy Warhol Diaries” und nutze dafür auch Fotografien - oft belichtete er eine Rolle Film pro Tag! Was in Zeiten ohne digitale Fotografie und Smartphones ziemlich beeindruckend ist. Er produzierte fast 130.000 Negative und 3.600 Kontaktabzüge mit einer 35mm Kompaktkamera, druckte jedoch die wenigsten davon aus. Ausgesuchte Objekte aus den 610 Zeitkapseln Warhols fanden ebenfalls den Weg in das Buch. Mit rotem Stift durchgestrichene Negative auf Kontaktabzügen enthüllen die Auswahl von Warhol. Die meisten Abbildungen sind schwarzweiß, einige in Farbe.

Der Band entstand in Zusammenarbeit mit der Andy Warhol Foundation und dem Nachlass von Jean-Michel Basquiat und zeigt die Jahre 1982 bis 1987. Zu sehen sind neben Basquiat auch Persönlichkeiten wie Madonna, Grace Jones, Keith Haring, Boy George oder Julian Schnabel. Das Werk ist in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch erschienen.

Der Band bietet einen Einblick in das Verhältnis der beiden Stars der Kunstszene. Die gelungene Gegenüberstellung von Tagebucheinträgen und Fotos von Warhol lassen ins Innere der Protagonisten schauen. Viele der Fotos benötigen auch ebendiesen Kontext für ein besseres Verständnis. Die semi-glossy, schwarzen Seiten werden durch viel Bildmaterial und ein abwechslungsreiches Layout zu einer Art visuellem Tagebuch verknüpft. Man taucht so in das Leben der beiden ein, wie sie Werke gemeinsam gestalteten (und man am Ende nicht mehr sagen kann, was von wem war) und wie Jean-Michel dabei immer erfolgreichen wurde. Aber auch Schattenseiten, wie die Drogenabhängigkeit von Jean-Michel Basquiat, kommen im Buch ungeschönt vor. Beim Durchblättern wird man Seite um Seite in das rauschende Leben der beiden und ihre Umgebung in New York hineingezogen. Eine Größe von 22 x 29 cm ermöglicht große Abbildungen und großzügige Layouts.

Sowohl Andy Warhol als auch Jean-Michel Basquiat sind aus der Modernen Kunst nicht wegzudenken. Die Beziehung der beiden ist kompliziert und bereichernd und wird im Band “Warhol on Basquiat” mittels Polaroids und Tagebucheinträgen von Andy Warhol fesselnd, ungeschönt und direkt  dargestellt. Kein Lektor, der hier Sätze oder Gedanken umformuliert oder entschärft.
Noch ein Hinweis: Vom 19. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020 findet im Bucerius Kunstforum in Hamburg die Ausstellung “Amerika! Disney, Rockwell, Pollock, Warhol” statt.

Details

  • Originaltitel:
    Warhol on Basquiat. An Iconic Relationship in Andy Warhol's Words and Pictures.
  • Verlag:
  • Erschienen:
    05/2019
  • Umfang:
    320 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783836525237
  • Preis (D):
    50,00 €

Bewertung

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