Burger von Beef bis Veggie

von Carina Seppelt
Rezension von Elisabeth Binder | 15. Februar 2017

Burger von Beef bis Veggie

Leider gibt es ja Robert Lembkes lustiges Beruferaten „Was bin ich?“ schon länger nicht mehr, aber was wäre wohl die typische Handbewegung einer Foodstylistin gewesen und wäre sie mit einem gefüllten Schweinderl nach Hause gegangen? Da es diesen Klassiker des deutschsprachigen TV nun mal leider nicht mehr gibt, muss wohl die materielle Manifestation von Foodstylisten in Form von Kochbüchern herhalten, um genauer herauszufinden, was ein Foodstylist den lieben langen Tag so macht.

Den Untertitel des Burger Kochbuchs „Gesund und selbst gemacht“ nimmt Carina Seppelt, eine freiberufliche Foodstylistin (laut Autorinnenkurzbiographie), durchaus wörtlich. Alle Komponenten eines Burgers, vom Laibchen bis zum Ketchup, werden frisch und selbst erzeugt. Insgesamt enthält das Buch Rezepte für 20 Burgerkompositionen, drei verschiedene Arten von Burgerbrötchen, Gemüsebeilagen und die klassischen Saucen inklusive selbst gemachten Senf. Die meisten der Burger sind etwas überladen, da wird man beim Studieren der Rezepte einfach das Gefühl nicht los, dass ein einfaches kulinarisches Konzept mit dem Blick auf das „Gesunde“ unnötig verkompliziert wird. Farblich geben die Burger auf jeden Fall etwas her, ob das aber auf die Harmonie des Geschmacks zutrifft ist nicht unbedingt garantiert.

Der Trend zum Selbstmachen bedeutet aber auch, dass ein klassisches Fastfood, das heißt ein Gericht, das schnell gekocht und auch schnell gegessen werden kann, zwangsläufig zum Slowfood mutiert, zumindest was die Vor- und Zubereitung betrifft. Jedes Burgerrezept verlangt nach einem selbstgemachten Burger-Laibchen und einer Würzsauce. Dafür muss man, inklusive der Gehzeiten, mit drei Stunden rechnen. Während der Teig sich ausruht, lässt sich schnell mal eine Portion Ketchup machen. Die hält zumindest drei Wochen, daher zahlt sich Vorkochen einigermaßen aus. Wird jedoch Senf benötigt oder die daraus erzeugte Burgersauce, darf man nicht vergessen, schon 24 Stunden vorher damit zu beginnen. Leider erschließen sich die Durchlaufzeiten nur durch genaueres Lesen der Rezepte, auf den ersten Blick gibt es leider keinen Hinweis. Die Pattys sind zumindest bei den fleischigen Burgern sehr schlicht gehalten, bei den vegetarischen Variante wird es teilweise wieder sehr aufwändig. Dann bleibt noch das Rundherum. Selten bleibt es da bei Salatblatt und Tomaten- oder Käsescheibe. Mitunter geraten die Auflagen zumindest im Aufwand zu einer kleinen Mahlzeit. Wer jetzt noch nicht aufgegeben hat, muss bei der beschriebenen Arbeitsschrittabfolge noch etwas aufpassen. Warum sollte man zu Beginn das Backrohr für das Toasten der Buns aufheizen, wenn man dazwischen mindestens eine Stunde mit anderen Arbeiten beschäftigt ist? Bei allen Rezepten wird eine Einheitsformel verwendet, ohne auf kochtechnische Realitäten zu achten.

Manche Rezeptteile sind daher mit äußerster Vorsicht zu genießen. Die Burger-Laibchen, die von der Rezeptur her schon auf der eher trockenen Seite angelegt sind, vor dem Anrichten nochmals bei 200 Grad für vier Minuten in den Backofen zu legen, kann hoffentlich nur ein Irrtum sein. Der hiermit erzeugte Zwieback könnte vom perfekten Burger Bun nicht weiter entfernt sein. Die richtig guten Burger Buns sind aus Briocheteig und nur leicht getoastet. Sie verbinden sich harmonisch mit der Fülle bleiben dabei weich genug, um ein möglichst unfallfreies Essen mit den Händen zu ermöglichen.

Wer eine oder mehrere der Beilagen zu seinen Burgern haben will, der besorgt sich am besten noch ein zweites Backrohr. Und am Ende eines erfüllten Tages kann man sich dann gemütlich an den Tisch setzen, den Schweiß von der Stirn wischen und maximal zehn Minuten Gesundheit in Burgerform genießen. Aber davor noch ganz schnell ein Foto machen und auf Facebook und Instagram posten…

Aus Carina Seppelts Buch können sich Freunde und Freundinnen des Burgers sicherlich ein paar gute Anregungen mitnehmen. Insgesamt steht jedoch das Foodstyling dem Genuss im Weg, und das ist gerade beim Thema Fast Food so etwas wie eine Themenverfehlung.

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