Mach Deinen Film!


Zum perfekten Ergebnis auf Facebook, Instagram, Youtube & Co in 39 Schritten
von Little White Lies
Rezension von Michael Seirer | 25. April 2018

Mach Deinen Film!

Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder Snapchat ermöglichen es den Benutzern binnen Sekunden ein Video online zu stellen. Qualitativ immer besser werdende Smartphones unterstützen neben Videos auch speziellere Aufnahmemöglichkeiten wie 4K Aufnahmen, Slow-Mow oder Timelapse-Videos. Nach einer Studie von Cisco werden 2021 sogar über 80% des Internet-Traffics durch Videos generiert werden. Reicht es also nur aus der Hand mit dem Smartphone drauflos zu filmen? Einen guten Film, fesselnde Vlogs oder einfach nur kurze Instagram Stories zeichnet jedoch mehr aus. Was genau, kann man im neuen Buch „Mach Deinen Film“ von Little White Lies nachlesen.

Little White Lies hat sich als unabhängiges Magazin auf die Besprechung von Filmen spezialisiert. Erkennungsmerkmal ist die Verwendung von Illustrationen anstatt von Fotografien im Magazin.

Der Inhalt des Buches ist dabei klar in Pre-Production, Dreharbeiten und Post-Production gegliedert. Der darauf folgende letzte Abschnitt „Produktionsmittel“ Abschnitt beinhaltet zusätzlich dann noch Vorlagen und Formulare für diverse Vorgänge im Laufe einer Filmproduktion. Das Buch selbst geht insgesamt eher von Spielfilmen als von kurzen Clips aus. Im Abschnitt "Pre-Production" werden Themen wie Storyboards, Szenenentwurf, Arbeiten mit einer Filmcrew und Drehorte diskutiert. Der größte Abschnitt "Dreharbeiten" beinhaltet die Themen wie Filmformate, den Umgang mit Raum und Zeit, Bewegung, unterschiedliche Szenen (beispielsweise Szenen in Autos, auf der Flucht, Dialogszenen) und wie man einen guten Ton zum Film erhält. In "Post-Production" geht es dann um das Ordnen und die Materialauswahl, den richtigen Rhythmus, Musikauswahl und das Schneiden.

Viele Beispiele aus mehr oder weniger bekannten Filmen helfen beim Verständnis. In Form von Watchlists werden zu einzelnen Themen besonders empfehlenswerte Filme aufgelistet. Ebenso wird kurz erläutert, warum es genau dieser Film in die Liste geschafft hat. Fast jede zweite Seite ist mit Grafiken gefüllt. Diese sehen gut aus und passen zum Inhalt. Sie verringern aber den Umfang des Buches von 135 Seiten auf nur noch knapp unter 100 Seiten.

Jede Watchlist hat ein spezielles Thema (beispielsweise eine Liste über Filme, die besonders durch die Filmcrew, wie Kameramann, Szenenbildner oder Tontechniker, geprägt wurden) und beinhalten auch unbekanntere Filme. Eine kurze Erklärung, warum sie in die Liste aufgenommen wurden, kann beim Betrachten helfen, sich auf die entsprechenden Themen zu fokussieren. Aber auch im Fliestext finden sich viele nachvollziehbare Filmbeispiele. Immer wird erwähnt, warum der Film speziell ausgezeichnet ist, beispielsweise das besonders elegante Einsetzen des Zoom-Effekts bei McCabe & Mrs Miller (1971) von Robert Altman oder die Analyse der Eröffnungsszene von Der Pate (1972) von Francis Ford Coppola. Auch schlechte Beispiele sind darin zu finden, was natürlich gut ist! Vor allem am Beginn hilfreich sind wohl auch die Beispiel-Formulare für Kostenpläne, Drehpläne, Checklisten für die Ausrüstung, wie man ein Drehbuch schreibt, Storyboards und eine Liste von praktischen Hilfsmitteln (Software, Apps und online Netzwerke).

Die Illustrationen sind hübsch anzusehen, bieten aber wenig Mehrwert. Dafür nehmen sie jedoch viel Raum im Buch ein. Das entspricht dem Konzept von Little White Lies. Bei nur knapp 100 verbleibenden Seiten Text liegt es aber in der Natur der Sache, dass viele Themen nur grob angeschnitten werden können. Das Original erschien zudem in englischer Sprache und so manche Übersetzung ist etwas seltsam ausgedrückt. Sätze wie „eine Digitalkamera, bei der du Objektive ... einstellen kannst“, „denke daran, dass das Bild umso verpixelter wird, umso höher die ISO-Zahl ist”, “je größer die Lichtquelle, desto weicher sollte das Licht sein” oder „ein Objektiv mit geringer Tiefenschärfe“ erzeugen fragende Blicke bei Lesern mit fotografischem Hintergrund.

Unklar ist, für welche Zielgruppe das Buch gedacht ist. Für Leute ohne fotografisches Vorwissen ist es zu wenig praktisch. Für Anfänger sind Themen wie Dolly-Fahrten, das Arbeiten in Teams oder Flucht-Szenen wahrscheinlich zu speziell. Am ehesten vielleicht noch für Personen, die sich in der Fotografie auskennen und Video ebenfalls meistern wollen. Die haben immerhin Beleuchtung, Kameratechnik (Objektive etc.) und vielleicht auch Storytelling im Kopf.

Bewegte Bilder werden in Zukunft immer wichtiger und omnipräsenter werden. Sich mit der Produktion von hochwertigen und durchdachten Videomaterial zu beschäftigen ist also mehr als sinnvoll. „Mach Deinen Film!“ liefert dazu viele gute Anregungen und erwähnt mit seinen Watchlists sehenswerte Kinofilme als Referenz. Das Buch versucht aber, es zu vielen Lesern recht zu machen. Am Ende ist es in seiner Gesamtheit zu inkohärent und wird kaum einer Zielgruppe gerecht.

Details

  • Originaltitel:
    Making your own movie in 39 steps
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2018
  • Umfang:
    136 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783962440152
  • Preis (D):
    14,90 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: