Bessere Fotos


Bilder diskutieren, verstehen und verbessern
von Martin Schmidt, Thomas Kleinert
Rezension von Michael Seirer | 24. April 2023

Bessere Fotos

Du bekommst nur wenige Likes für deine Fotos in den sozialen Medien, obwohl sie deiner Meinung nach toll sind? Deine Familie lobt deine Fotos und trotzdem spürst du, dass da noch "Luft nach oben" ist, wenn du an deine Eindrücke beim Fotografieren denkst? Was ist eigentlich ein "gutes Foto"? Gibt es dafür objektive Kriterien? Und was hat das mit dem viel zitierten "Storytelling" zu tun? Die beiden Autoren gehen diesen Fragen nach, analysieren gegenseitig Fotos und lassen die Leserschaft an ihren Lernprozessen teilhaben.

Entstanden ist das Werk, weil sich die beiden Autoren immer wieder ihre Fotos per E-Mail zuschickten und auf ein positives Feedback des anderen hofften. Oft begann die Reaktion jedoch mit "Das Bild ist ja ganz gut, aber...". In dem Buch geht es allerdings nicht um Kameratechnik, Photoshop-Tricks, Kompositionsregeln und so weiter, sondern es geht davon aus, dass man das Zusammenspiel von Blende, Belichtungszeit und ISO beherrscht. Dazu gibt es Analysen und Bildkritiken zu jeweils einem Foto aus den unterschiedlichsten Genres (von Architektur- über Landschafts-, Street- und Tierfotografie). Die vorgestellten Beispiele sind in Kapitel wie "Über Timing und Glück", "Geometrie", "Licht und Töne", "Geschichten erzählen", "Die Kunst zu verzichten" oder "Vom Brechen der Regeln" unterteilt. Zu jedem vorgestellten Bild wird die entsprechende Analyse des anderen Autors präsentiert. Zusätzlich werden in "Tech-Talk"-Runden technische Details zur Aufnahme oder Bearbeitung besprochen und verschiedene Variationen und deren Wirkung diskutiert.

Der gewählte Stil des gegenseitigen Feedbacks funktioniert im Buch gut, da sich die Autoren konstruktives Feedback geben und auch mal unterschiedlicher Meinung über die Bearbeitung, den gewählten Bildausschnitt oder die Anwendung von Techniken sind. Das "beste Foto" nach objektiven Kriterien gibt es also nicht und die Argumentationen dienen dazu, die Leserinnen und Leser selbst zum Nachdenken anzuregen. Auch das ist eine wichtige Lektion: Oft kommt man selbst in die Situation, fremde Fotos zu bewerten und schnell zu überlegen, was man selbst nicht besser gemacht hätte. Die Entstehungsgeschichten der Fotos verraten aber Hintergründe und dass das entstandene Foto in der Situation die bestmögliche Variante war.
Die gezeigten Fotografien lassen sich verschiedenen Genres zuordnen, was für Abwechslung sorgt. Das führt aber auch nicht zu Desinteresse bei den Betrachtenden, selbst wenn es sich nicht um das eigene Genre handelt, denn die Diskussionen und die angewandten Bearbeitungen geben neue Impulse, die sich oft auch auf andere Genres übertragen lassen.
Immer wieder werden auch konkrete Bearbeitungsschritte mit Screenshots aus Lightroom und spezifischen Werten für einzelne Bilder gezeigt. Da die Autoren eher im konzeptionellen Bereich bleiben wollten, ist das blinde Kopieren dieser Werte auf das eigene Foto doch recht verführerisch.

Sind "gute Fotos" also nur aus dem Bauch heraus zu beurteilen? Mitnichten, eine objektive, in Punkten bewertbare Liste gibt es aber auch nicht. Viele Gedanken aus dem Buch schärfen den Blick und ermöglichen eine Weiterentwicklung der eigenen Wahrnehmung. Die Diskussionen ähneln anregenden Gesprächen im Fotoclub oder im fotografischen Freundeskreis: Sie liefern fundiertes Feedback und Verbesserungsvorschläge und helfen so, den nächsten Schritt in der eigenen fotografischen Entwicklung zu gehen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: