Die Dabo-Geheimnisse von Chase Masterson

"Manchmal tust du, was du tun musst!"

Beitrag von Gabriel Zupcan | 22. November 2017

Die aus Colorado stammende US-Schauspielerin Chase Masterson hatte verschiedene Rollen in Serien und Kinofilmen. Fanatischen Trekkies ist sie jedoch immer noch als Dabomädchen Leeta bekannt. Wir fragten für einen Interviewtermin bei der VIECC 2017 an und freuten uns sehr, die Möglichkeit zu einem Gespräch mit der sympathischen Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin zu erhalten.

(COMMENT: This is the German translation of my Interview with Chase Masterson. If you look for the original in English language, this can be found HERE)

Bist du zum ersten Mal in Österreich, du bist sehr österreichisch gekleidet…?

Danke schön! Ich bin nicht zum ersten Mal in Österreich, aber ich liebe Dirndl.

Also nutzt du jede Gelegenheit es zu tragen?

Und ob! Es ist mein erster Tag hier, wo ich es trage. Ich habe Dirndl schon immer geliebt und ich habe es extra für die Con bestellt und dachte es wäre lustig es zu tragen, also habe ich meine Freunde gefragt “Ist es zu cheesy, ist es zu doof es zu tragen?“ und sie sagen „Es ist ok“, also ist es ok?

Ja es ist ok, wir sind immer noch in der Oktoberfest-Saison. Ich würde gerne über eine Menge von Sachen plaudern…

Klingt gut

… aber wir sollten zuerst über Star Trek reden. Du hast in 16 Episoden von Deep Space Nine Leeta gespielt …

17

Wieso ist das immer falsch angeschrieben? Ich denke Memory Alpha belügt mich. [lacht] Dein erster Auftritt war in „Explorers“, eine Episode über Ben Sisko, wo er ein altes bajoranisches Schiff baut. Was kannst du uns erzählen, wie haben sie dich und deinen Charakter in Deep Space Nine eingeführt? Wie war die Entwicklung von Leeta und was war dein Input dabei?

Danke, eine tolle Frage. Zunächst wurde mir gesagt, dass Leeta nur in einer Folge vorkommen würde, aber ich war dennoch sehr aufgeregt deswegen, denn es war eine Serie auf die ich mich sehr gefreut habe und ich wollte unbedingt mitmachen, weil ich in einer Schauspielklasse war – zehn Leute in einer Stadt von zwölf Millionen – und in dieser Klasse waren Jonathan Del Arco – Hugh der Borg bei Next Generation – Garrett [Wang] aus Voyager und ich. Zufällig. Das war bevor Garrett und ich zu Star Trek kamen und Garrett und ich haben bis dahin auch generell noch nicht viele Rollen gehabt. Also Jonathan war inmitten der Arbeit an Next Generation und er ging an Wochenenden auf diese Conventions und er kam am Montag in die Klasse und erzählte uns davon, wie sehr er die Serie mochte und wie sehr er es mochte auf die Cons zu gehen. Und ich dachte mir, das ist großartig, das ist eine Serie bei der ich dabei sein will. Also habe ich eine Probe gemacht – in Los Angeles kann man dafür bezahlen, dass man einen Casting Director trifft. Also habe ich den Star Trek Casting Director gesucht, ich habe 30 Dollar bezahlt um mich mit ihm zu treffen und er hat mich für die Rolle von Mardah ins Spiel gebracht. Wenn sie deine Arbeit mögen, können sie dich für eine formelle Probe empfehlen und am Ende war ich im Finale unter den letzten zwei. Aber ich habe die Rolle nicht bekommen und dann ein Jahr später haben sie mir gesagt, dass sie die Rolle der Leeta extra für mich geschrieben haben. Also das war eine riesige Ehre. Und dann wurde mir gesagt, dass ich nur in einer Folge sein würde – und ich bin einfach geblieben, sie haben mehr für mich geschrieben.

Sie mochten dich vermutlich…

Ich bin dankbar.

Ich glaube du hast dich Dr. Bashir vorgestellt, als du vorgegeben hast verkühlt zu sein.

[hustet gekünstelt]

Sie war eher ein witziger Charakter

Für mich war es wichtig, denn die Serie war so duster.

Kira ist solch ein düsterer, bajoranischer Charakter…

Yeah.

… und Leeta ist wahrscheinlich das genaue Gegenteil davon.

Exakt, und da die Serie so duster war, war es für wichtig Balance zu haben. Und das war eines der Dinge ,die Deep Space Nine zu so einer ausgezeichneten Serie gemacht haben. Es gab genug Freiraum für Dunkelheit und das Pathos des Lebens und auch Spaß und Humor, um die Anspannung zu lösen. Mit den Ferengi und mir gab es Zeit, es gab Raum, ja, einfach für Auflockerung zum Rest der Show.

Ich glaube in Deep Space Nine, wurde auch das Zivilleben gezeigt, wie nicht zuvor in Star Trek. Die Bar – es fühlte sich wie eine Kleinstadt an.

Ja, da es so viele wieder auftauchende Charaktere wie im richtigen Leben gab. Das ist doch wie das Leben funktioniert, oder? Du hast deine Standardrollen und du hast wiederkehrende Charaktere in deinem Leben. Und es ist nett sie alle zu sehen und dabei zu haben… es ist so real, so detailliert.

Eine Sache – die wohl einige Leute beschäftigt hat – als Leeta mit Rom zusammengekommen ist. Es war Dr. Zimmerman – der von Robert Picardo, dem Doktor bei Voyager gespielt wurde – er kam nach Deep Space Nine, also der echte Dr. Zimmerman, der den holografischen Doktor programmiert hatte und er baggerte Leeta an, die ganze Zeit und sehr erfolgreich. Wie hat sich das abgespielt? War das ein Wendepunkt für deinen Charakter?

Ja, das war als Leeta sich selbst erlaubt hat Gefühle für Dr. Zimmerman zu entwickeln, denn Rom wollte seine Liebe nicht zugeben. I habe in Wirklichkeit Rom geliebt, aber ich dachte ich muss mich mit… Bob Picardo zufriedengeben. Also habe ich mich entschlossen zusammen mit Bob Picardo auf einem Shuttle die Station zu verlassen, denn er würde mir mein eigenes Café kaufen. Und da realisierte Rom, dass es jetzt oder nie hieß. Und er musste seine Liebe zugeben. Und er tat es! Und wir lebten glücklich bis ans Ende aller Tage. Und er ist jetzt der Große Nagus.

Und du bist die Große Nagusene…?

First Lady von Ferenginar! Ja, das bin ich.

Du hast anschließend bei vielen verschiedenen Science-Fiction-Serien mitgespielt und einige sind mir aufgefallen – ich mag diese eine Serie besonders, vielleicht ist dir aufgefallen, dass wir DC Comics T-Shirts tragen – du warst bei The Flash.

The Flash! Yeah, ich war bei Flash, es war spaßig. Sie haben ebenfalls extra eine Rolle für mich geschrieben, bei dieser Serie.

Aber du warst keine Superheldin, oder jemand mit Superkräften…

Nein, ich habe in dem Haus gelebt, in dem Barrys Mutter ermordet wurde. Es war eine interessante Art sie zu dem Haus zu bekommen, ich war nur der Charakter dem jetzt dieses historische Haus gehört.

Sie war wie eine Zeugin soweit ich mich erinnere? Und Joe hat Nachforschungen angestellt.

Ja, Joe hat da nachgeforscht.

Und die Chemie stimmte zwischen Joe und dir.

Die Chemie WAR vorhanden bei Joe und mir! Ja, das wäre nett gewesen. Ich weiß nicht, nichts ist passiert.

Joe ist ein netter Typ…

Ein netter Typ, ja… das war lustig. Es war nur eine Episode. Ich habe gehört, dass ich zurückkommen soll, aber bislang ist nichts passiert, also werden wir sehen.

Dann hast du etwas gemacht, das keine Fernsehserie ist – du machst viele Sprechrollen. Für Computerspiele und auch für Hörspiele. Was hast du bei Doctor Who Hörspielen gemacht – denn das ist von Bedeutung, schließlich heißt dein Charakter dort Vienna Salvatori.

Ja, mein Charakter heißt Vienna – wie Vienna Comic Con! Also Vienna – das ist wie es passiert ist: ich wurde Big Finish empfohlen, die die Hörspiele für Doctor Who machen. Sie machen alle von der BBC lizensierten Hörspiele. So wie die Serie Kanon ist, sind auch die Hörspiele Kanon. Und sie verwenden all die Original-Doktoren und ich war in einer Folge mit Tom Baker. Und ich war noch in London als sie sagten „Hey wir haben noch eine andere Rolle für diese Amerikanerin – mit Sylvester McCoy“. Und das war die Rolle von Vienna und ich habe mit Sylvester gespielt, ich war seine Nemesis. Und als die Episode erschien, drehte das Internet durch. Es hat sich sehr gut verkauft und sie sagten „Chase, möchtest du dein eigenes Spin-Off?“ Sie haben den Charakter herausgelöst in meine eigene Serie, die heißt „Vienna“ und das war vor vier Jahren, also sind wir jetzt in Staffel vier und… Vienna macht Spaß. Sie ist ein unmöglich glamouröse Söldner-Assassinin. Mit einem Herz aus Gold. Und sie landet immer auf der guten Seite. Also im Prinzip, wenn jemand Vienna anheuert, als Profikillerin, um einen Guten zu töten, dreht sie alles um und tötet den Bösewicht. Sie macht das immer auf eine sehr interessante Weise. Sie ist wirklich smart und sie tendiert dazu Gewaltanwendung zu vermeiden – so wie Doctor Who. Sie lässt den Bösewicht sich selbst stellen. Also sie ist kein Mädchen mit einer Knarre. Sie lässt sie – sie findet psychologisch Wege sich selbst ins Verderben zu stürzen. Aber sie ist auch ungeschickt. Ich sage immer „sie ist eine ungeschickte Auftragskillerin“. Sie ist wie wenn Nikita und Elaine aus Seinfeld ein Baby hätten.

Gibt es seine Möglichkeit, dass du in die Hauptserie für ein Crossover könntest?

Ich würde liebend gern – aber ich habe bislang davon nichts gehört. Derzeit ist es rein ein Hörspiel und ich glaube, besonders jetzt wo sie einen weiblichen Doctor haben, dass das nicht so wahrscheinlich ist. Aber ich freue mich, dass sie jetzt einen weiblichen Doctor haben. Ich denke, ich weiß nicht ob jemand sauer auf mich sein wird, aber es ist mir egal, ich denke es ist wunderbar jetzt diese neue Richtung beim Doctor zu sehen.

Ja, wir werden sehen was daraus wird? Aber auch eine andere Serie läuft derzeit an, Star Trek Discovery. Hast du es gesehen und was sind deine Gedanken dazu?

Um ehrlich zu sein, ich habe nur den Pilotfilm gesehen. I mochte es, ich denke sie gehen in eine gute Richtung. Ich bin viel herumgereist, also hatte ich nicht viel Zeit, ich habe viel Zeit damit verbracht an meiner Wohltätigkeitsaktion zu arbeiten, also habe ich in den letzten Monaten nicht viel ferngesehen. Ich muss sagen, ich denke der Charakter von Michael ist ausgezeichnet, wirklich stark. Ich weiß nicht wie viel Hintergrundgeschichte sie ihr seit dem Pilotfilm gegeben haben. Ich hoffe sie bringen mehr Hintergrundgeschichte zu allen Charakteren, ich denke, das ist es was es bereichert, ob in Konversationen oder Expositionen, dass man zu sehen bekommen warum die Charaktere so ticken wie sie ticken. Eine Sache mit der ich ein Problem habe ist – Erstschlag. Ich mochte es nicht, dass sie den Erstschlag, einen präventiven Angriff unternommen haben. Ich denke, es ist keine gute politische Lektion, ich denke einfach, dass das hart ist.

Das ist möglicherweise etwas, worüber sie viel nachgedacht haben?

Für mich ist es nicht sehr Star Trek.

Ich stimme dir zu, dass es seine sehr gute Science-Fiction-Serie ist, aber sie haben das Star Trek-Gefühl noch nicht gefunden. Aber das wird sich mit der Zeit ändern, es ist noch eine sehr junge Serie, sie brauchen etwas Zeit… um Sachen herauszufinden.

Das sind die Dinge, die wirklich intakt gehalten werden sollten. Dass die Klingonen anders aussehen, das stört mich nicht. Was ich denke, was sie ansprechen sollten ist die Tendenz von Star Trek. Ich liebe es, dass es eine Repräsentation für das LGBT-Publikum gibt, ich denke, sie haben einige wirklich starke Charaktere, ich liebe Doug Jones Arbeit – immer – also ich denke es liegt viel Potenzial in der Show.

Ja, Star Trek war immer über eine positive Zukunft, positive Denkweise…

… und Diversität…

… und Pro-Wissenschaft und solche Dinge. Sie könnten das etwas ausführlicher behandeln. Aber ich kann dir sagen, ich habe alle Folgen bis jetzt gesehen, ich denke es waren neun und es fühlt sich immer mehr wie Star Trek an. Es ist nicht nur dunkel und zwielichtig und grimm.

Genau. Durchhaltevermögen durch Konflikt ist offensichtlich eine ihrer starken Themen. Ich habe Stücke gesehen, aber mir fehlt noch das gesamte Bild.

Ich habe Max [Grodenchik] zuvor gefragt, was er denkt, wie die Ferengi in Discovery wären. Denn er ist ein großer Fan, er hat alle Folgen bislang gesehen. Was denkst du – das gleiche über die Bajoraner in der Welt von Discovery? Würden sie dort hineinpassen?

Ich denke es würde passen! Ich denke es würde passen, denn die Bajoraner sind ein spirituelles und verfolgtes Volk, das ist relevant.

Die Thematik des Krieges ist bei ihnen von großer Bedeutung.

Ich möchte dir noch etwas über die Thematik der Wohltätigkeitsorganisation erzählen, die ich gegründet habe. Sie heißt „Pop Culture Hero Coalition“ [Koalition der Popkulturhelden]. Es ist die erste Organisation die Geschichten aus Star Trek, Doctor Who, Star Wars, auch Comics, Batman, Superman, Flash…

Gabriel (trägt ein Green Lantern Shirt): … Green Lantern…

Green Lantern! Wir benutzen diese Geschichten um uns gegen Mobbing zu stellen. Wir tun das in Schulen, auf Comic Cons und in Gemeinden. Und wir arbeiten gegen alle Formen von Mobbing, ob es aus Rassismus, Misogynie, LGBT-Mobbing, cyberbullying ist… wir lehren die Kids, dass Freundlichkeit und Gerechtigkeit Spaß machen. Und ich denke, das ist eine wichtige Botschaft für sie und auch Erwachsene. Und ich denke, dass diese Geschichten haben solch großartige Themen und Botschaften über Heldenhaftigkeit, das ist doch warum wir sie so lieben, oder? Und diese Geschichten zu verwenden um die Welt wirklich zu verändern, wir stehen für Heldentum, nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im realen Leben. Also es nennt sich Pop Culture Hero Coalition. Und man kann uns finden unter popculturehero.org und auf sozialen Medien, Facebook, Twitter, Instagram, YouTube unter @superheroIRL.

Zeit für ein Foto – ohne das Dabo Rad… sind sie von Quark manipuliert? Darfst du uns das verraten?

Weißt du, manchmal… tust du, was du tun musst. Und der Chef setzt sich für dich ein.

Danke für das Interview.

Vielen Dank. Es war mir eine Freude hier zu sein und mit euch zu sprechen.

Chase Masterson

Fotos von Michael Seirer Photography
Die Dabo-Geheimnisse von Chase Masterson