100 Bullets

Neun Leben hat die Katze

von Brian Azzarello, Eduardo Risso
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Juni 2009

Neun Leben hat die Katze

Katzen haben bekanntlich neun Leben. Aber was sind neun Leben wert, wenn einem jemand mit 100 Schuss im Nacken sitzt? Vermutlich nicht viel. Um Katzen geht es im neunten Band der Reihe "100 Bullets" von Brian Azzarello und Eduardo Risso nur im sehr übertragenen Sinn. Denn hier wird eine verschlungene und gewalttätige Handlung fortgesetzt, die wenig Frieden aber umso mehr Krieg beherbergt - Gefühlschaos inklusive.

Der Trust hatte einen ehemaligen Vollstrecker, nämlich Agent Graves. Mit Koffern voll 100 Kugeln hat er Leute gegeneinander ausgespielt und für wahre Ströme an Blut gesorgt. Jetzt hat er sich allerdings mit seinen früheren Auftraggebern überworfen und beginnt sein eigenes Spiel zu spielen. Eines, das natürlich nicht ohne Blut auskommt.
Hauptspielfiguren sind unter anderem der Gangster Lono, der vom Schicksal gezeichnete kleingewachsene Mr. Branch sowie Augustus und Benito Medici.
Im Strudel ihrer Interessenwirrwarre leben und sterben zahlreiche andere. So wie der verzweifelte Wally in der ersten Kurzgeschichte des Bandes, der eigentlich nur Liebeskummer hat. Aber auch die Verbrecher Bosco und Spain, sowie der Page Tino und seine Ex-Freundin geraten in den Strudel der Gewalt, von dem sie sich nicht mehr lösen können. Selbst Jack Draw, ehemaliger Killer, kann sich nicht vor Graves und seinen Kontrahenten verstecken, obwohl er persönlich nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Auch die Liebe birgt nur weitere Gefahren in sich, als sich der ehemalige Journalist Mr. Branch in die denkbar gefährlichste Frau verliebt, die man sich nur vorstellen kann...

Gewalt führt immer wieder zu neuer Gewalt, das ist eine weithin bekannte Tatsache. Und doch gibt es kein Entkommen aus ihrer Spirale, zumindest nicht in 100 Bullets". Reihenweise werden bisher wichtige Charaktere dezimiert und auch die nächsten Todgeweihten zeichnen sich bereits ab.
Fakt ist, für Zartbesaitete ist die Reihe keineswegs geeignet. Brian Azzarello und Eduardo Risso vergießen Blut, zerfetzen Körper, lassen Köpfe abschlagen und Fortpflanzungsorgane abschneiden. Dabei wird die Geschichte, die zweifellos vorhanden ist, nur sehr langsam vorangetrieben. Etwas problematisch, wenn man die vorherigen Bände alle nicht kennt und bei Band 9 einsteigt. Insgesamt wird der Band mit dem Untertitel "Neun Leben hat die Katze" sicher allen Lesern gefallen, welche die Reihe bis jetzt verfolgt haben. Auch Lesern, die Waffen, Gewalt, nackte Tatsachen und viel Blut mögen, werden mit dem neuesten Band der Reihe "100 Bullets" sicherlich einiges anfangen können. Für andere Augen ist der immerhin 208 Seiten starke Comicband jedoch leider nur als durchschnittlich einzustufen. Möglicherweise fehlt hier einfach das komplette Bild.

"Neun Leben hat die Katze" aus der Reihe "100 Bullets" ist ein gewalttätiges und blutrünstiges Comic, das den Leser mitten in ein gefährliches Schachspiel mit menschlichen Spielfiguren wirft. Stammleser wird der Band vermutlich zu begeistern wissen, aber für Quereinsteiger ist der aktuellste erhältliche Comic von Brian Azzarello und Eduardo Risso nur eingeschränkt zu empfehlen, zu wenig wird auf die Vorgeschichte eingegangen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung
  • Illustration:
    Keine Bewertung

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