Harley Quinn

Harley Quinn - Totales Chaos

von Sam Humphries, Sami Basri, Lucas Werneck, John Timms
Rezension von Gabriel Zupcan | 13. September 2019

Harley Quinn - Totales Chaos

Fünfzig Hefte sind zwar noch keine 1000, aber zumindest ein kleiner Schritt dorthin. Harley Quinn, die Nerd-Punk Ikone, feiert mit dieser Sammelausgabe ihren ersten „Fünfziger“. Gebührend wird das mit einem Feuerwerk von Gast-Artists gefeiert. Zudem darf Harley das ganze DC-Kontinuum durcheinander schütteln. Comic-Enthusiasten aufgehorcht!

Die neunte Sammelausgabe von Harley Quinn bringt gleich drei Geschichten. Zunächst die 50er-Jubiläumsstory, dann die unvorhergesehene Rückkehr von Captain TRIUMPH (Nie gehört, oder…?) und zum Abschluss das ultra-brutale Social Media-Duell mit einer neuen Superschurkin.
Es wurde bereits in der letzten Ausgabe angesprochen: ein gewisser „M. Clutterbuck“ zeichnet witzige Harley Quinn-Cartoons. Was ein harmloser kleiner Spaß war, wird unvorhergesehen zu einem Problem. Als Harley mit ihrer Mum in Coney Island herumspaziert, löst sich Mama Quinn plötzlich während der Lektüre von Clutterbucks Comicheft auf! Ein radikaler Retcon? Harley kommt alsbald Jonni DC zu Hilfe. Ein mehr als schräger Charakter aus den 80er Jahren. Jonni ist ein Kontinuitäts-Cop und soll darauf achten, dass die DC-Kontinuität gewahrt bleibt. Immerhin hält diese mehr oder weniger seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts – wäre doch schade, wenn Harley das jetzt versaut. In einem guten Dutzend von unterschiedlichen Gastzeichnern beigesteuerten Panels jagt Harley durch die möglichen Kontinuitäten. Dabei erlebt sie DC-Helden als Dinosaurier, Piraten und sogar in einer Quizshow. DC-Fans und Auskenner werden mit Insidern geradezu zugeschüttet, der Durchschnittsleser könnte ob der zahlreichen Anspielungen auf die reiche Geschichte des Verlages etwas überfordert sein. Grafisch ist es jedoch eine Pracht, wie die unterschiedlichen Stile aneinandergereiht werden und mit genialen Effekten versehen werden. Stammzeichner John Timms versucht sich sogar darin Harley dabei zu zeichnen, wie sie das Comic das man gerade selbst als Leser in den Händen hält liest. Das ist praktisch LSD in Comic-Form.
In der zweiten Geschichte marodiert der unfassbar rechtschaffene Captain TRIUMPH durch New York. Tatsächlich ist das keine Parodie auf Superman und Captain America, sondern ein echter Comicheld aus dem Golden Age. Captain Triumph erschien in den 40ern in Quality Comics und geriet später in Vergessenheit. Außer bei DC Comics natürlich, wo man wegen der Kontinuität nie etwas vergisst und die Rechte an diesem Charakter besitzt. Harley leistet dem blonden Hünen etwas Gesellschaft und neben nostalgischen Anspielungen werden auch clevere Kommentare über eine vermeintlich „einfachere“ Zeit entlockt.
In der letzten Geschichte dreht sich voll und ganz über „ViewTube“ und es ist wohl klar was gemeint ist. Harley hat entdeckt, dass sie mit verrückten und sinnlos gefährlichen Videos die Fans ansprechen kann und ist auf Klicks aus. Eine eifersüchtige Rivalin mit etwas fragwürdigem Alias macht sich daran ihr die Show mies zu machen. Ihre Superkraft: sie kann Missgeschicke erzeugen! Zwar nur kleine, aber das sollte man nicht unterschätzen…

Einen roten Faden gibt es diesmal nicht, es erwartet einen eine wilde Anthologie. Eigentlich das übliche Konzept im Rahmen von Harley Quinn. Zwischen all dem Nonsense und (diesmal sehr) sporadischen Gewalteinlagen (nur eine einzige Enthauptung!) werden clevere Kommentare zur Comicindustrie und gesellschaftlichen Entwicklungen gebracht. Eines der besten Panels ist Harleys „Vlog“, wo sie wie zum Zuschauer/Leser spricht und typische YouTuber-Verhaltensweisen kommentiert. Da wird der Nagel auf den Kopf getroffen.

Ein grafisches Leckerli das mit intelligent verpacktem Inhalt den Spagat zwischen Nonsense-Humor à la „Nackte Kanone“ und Satire schafft. Comic-Connaisseure und Gelegenheitsleser finden gleichermaßen etwas für Auge und Hirn.

Details

Bewertung

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