Sweet Sorrow


Weil die erste Liebe unvergesslich ist
von David Nicholls
Rezension von Emilia Engel | 09. März 2020

Sweet Sorrow

Wer kennt es nicht, das Gefühl der ersten großen Liebe? Dieses unbeschreibliche Gefühl, das einen glauben lässt, alles sei möglich, wenn man nur mit diesem einem Menschen zusammen sein darf. Plötzlich verliert das Leben jegliche Schwere und man wird emporgehoben in einen Zustand, in dem man trunken ist vor Liebe. Charlie trifft seine erste Liebe in diesem einen ganz besonderen Sommer. Viele Jahre später steht er vor der Frage, ob er seine große Liebe wiedersehen möchte.

Charlies Schulzeit ist beendet und nur noch ein Sommer trennt ihn vor dem Ernst des Lebens. Charlie ist ein eher unauffälliger Jugendlicher. Während seine Freunde nach dem Sommer an diverse Universitäten gehen und dort ihr Leben neu beginnen werden, hängt Charlie etwas in der Schwebe. Die Unis werden ihn vermutlich nicht annehmen, aber der Jugendliche will ohnehin lieber arbeiten. Diesen Sommer kann er noch genießen und mit süßem Nichtstun verbringen. Aber auch das ist nicht so schön wie es klingt. Denn zuhause wartet nur noch Charlies Vater, der arbeitslos ist. Seit Charlies Mutter mit seiner Schwester bei ihrem neuen Freund eingezogen ist und Charlie bei seinem Vater zurückbleiben musste, ist sein Leben voller Sorgen - Sorgen um seinen Vater, dem es nicht gut geht. So flüchtet er diesen Sommer immer mehr nach draußen, damit er nicht andauernd der düsteren Atmosphäre zuhause ausgesetzt ist.
Da tritt Fran in sein Leben und alles beginnt sich zu verändern. Um mit dem Mädchen zusammen sein zu können, das er vom ersten Moment an wahnsinnig gut findet, wird Charlie heimlich Teil einer Theatergruppe. Obwohl er sich vor seinen Freunden dafür schämen würde, beginnt ihm die Arbeit an dem beliebten Stück “Romeo und Julia” zu gefallen. Auch die anderen Laienschauspieler, die zum Teil Schüler aus diversen Schulen sind, wachsen Charlie schnell ans Herz.
Es ist eine ganz besondere Zeit für ihn. Der ersten großen Liebe wohnt ein unvergesslicher Zauber inne. Es ist aber auch eine Zeit des Umbruchs - Freundschaften verändern sich, Familiengeschichten müssen geklärt werden, Altes vergeht, Neues wird hervorgebracht. Wo die Zukunft hinführt ist unklar, nur eines ist klar: Charlie möchte diese mit Fran verbringen.

David Nicholls wurde bekannt durch seinem Roman “Zwei an einem Tag”, der auch erfolgreich verfilmt wurde.
Nimmt man “Sweet Sorrow - Weil die erste Liebe unvergesslich ist” in die Hand und liest den Klappentext, hat man sofort eine ganz bestimmte Erwartung im Kopf: eine Liebesgeschichte vom Feinsten und ein Wiedersehen zwanzig Jahre später. Was man bekommt ist jedoch komplett anders.
Wir begleiten Charlie im Sommer nach dem letzten Schuljahr, bevor das Arbeitsleben oder die Universität beginnt. Sein Leben scheint ziemlich trist. Verlassen von Mutter und Schwester, lebt er bei seinem arbeitslosen, alkoholkranken Vater. Seine Freundschaften scheinen sich immer mehr ins Nichts aufzulösen seitdem die Schule vorbei ist. Auch sein geringfügiger Sommerjob ist eher trostlos. Erst als er Fran kennenlernt und sich der Laienschauspielgruppe anschließt, scheint es die ersten Lichtblicke in Charlies Leben zu geben.  Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die zu Beginn zaghaft und vorsichtig ist, bevor sietiefer geht. Diese Liebesgeschichte und all die Veränderungen zeigen deutlich, was für ein sympathischer, witziger und guter Kerl Charlie ist und was für ein einfühlsamer Mann er eines Tages sein wird. Es gibt ihm die Chance aus sich herauszukommen und sich zu fragen, wie er als Mensch eigentlich sein möchte - frei vom Einfluss seiner Freunde, der Schule und seiner Familie.
Shakespeares “Romeo und Julia” nimmt viel Raum in diesem Buch ein. Viele Teile des Theaterstücks werden beschrieben, aber auch einige Textpassagen sind abgedruckt. Das macht durchaus Lust mal wieder zu Shakespeare zu greifen.
“Sweet Sorrow” ist eine Geschichte, die sich eher langsam entwickelt und ist nichts, dass man gebannt an einem Tag durchliest. Stellenweise ist die Handlung etwas zäh, doch es lohnt sich durchzuhalten. Denn Charlies Geschichte ist eindeutig eine, die es sich zu lesen lohnt. Es zeigt das Leben nicht aus Sicht mit der rosaroten Brille von der man immer liest, sondern mit seinen Höhen,  Tiefen und den vielen Grauzonen.
Im Grunde spielt es nur zur Zeit dieses einen Sommers, nur ganz kurze Passagen dazwischen und zum Schluss handeln vom zwanzig Jahre älteren Charlie. Das sorgt zum Teil für etwas Enttäuschung, da es anders ist als man erwartet hat. Doch es ist nur anders und keineswegs schlecht.
David Nicholls’ Buch lässt einen immer wieder auch an Jugendromane denken und es könnte durchaus sein, dass einige unter den Young Adult Lesern Gefallen daran finden.

Alles in allem ist David Nicholls neues Buch ein unterhaltsamer Roman mit einem liebenswerten Protagonisten, in den man sich leicht hineinfühlen kann und dem man einfach mal ein bisschen Glück wünscht.  Es ist kein Liebesroman, der dem Leser Herzen in die Augen zaubert, aber es gibt eine rührende Liebesgeschichte, die gerade durch ihre Authentizität überzeugt. 

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Sweet Sorrow
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2019
  • Umfang:
    512 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783550200571
  • Preis (D):
    22,00 €

Bewertung

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