Feuerschwingen

von Sabrina Železný
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Juli 2022

Feuerschwingen

Feuer ist ein unberechenbares Element. Es wärmt, es schützt, es erhellt die Dunkelheit, aber es ist gleichermaßen auch heiß und zerstörerisch. Sabrina Železný deutet mit dem Titel ihres Romans „Feuerschwingen“ bereits an, dass Feuer im Rahmen der Geschichte verschiedene Bedeutungen haben wird. Manche davon haben auch mit dem Fliegen zu tun.

Schon öfters sind Manco und Gonzalo in der Kneipe aufeinandergetroffen. Doch schon ihrer Abstammung wegen hatten der Inka und der Iberer meist nur Spott füreinander übrig. Auch diesmal sieht es nach einer feuchtfröhlichen und beleidigenden Diskussion aus. Doch als der Sonnenstaffelpilot Manco unter Alkoholeinfluss von seinem Plan erzählt, auf der alten Erde nach Eldorado zu suchen, fasst Gonzalo einen Plan, der in sich überschlagende Ereignisse mündet. Hologramme, Binärcode, uralter Überlieferungen, kannibalische Tyrannen, Fechtduelle und politische Ränke sind nur winzige Fragmente in einem Abenteuer, in dessen Zentrum die Beziehung der beiden Protagonisten steht. Zweier Feuerschwingen, im Kern derer Freundschaft noch mehr schlummert, aber schwerlich erwachen kann. Denn da sind Pflicht gegen die eigenen Familie und Vorurteile auf der einen Seite, sowie Freundschaft und wahre Gefühle gegenüber jemandem, der eigentlich ein Feind sein müsste, auf der anderen.

Wer Sabrina Železný und ihre Begeisterung für bestimmte Themen kennt, wird vermutlich nicht von allen Bestandteilen der Handlung überrascht. Maximal davon, welche Rolle den sonst von ihr heiß geliebten Lamas in diesem Roman zukommt. In jedem Fall ist es erfrischend, angesichts der meist dominanten anglophilen Science-Fiction-Literatur komplett andere Kulturen im Zentrum einer Handlung zu finden. Traurig dagegen ist jedoch, dass trotz der fernen Zukunft, in der das Werk angesiedelt ist, bestimmte kulturelle Aspekte und soziale Erwartungen gegenüber den Charakteren genauso restriktiv und konservativ wie heute sind, besonders was Familie und Ehrbegriffe angeht. Strukturen, die von den Protagonisten im Laufe der Handlung in Frage gestellt und aufgebrochen werden. Etwas, was viel Mut benötigt, auch gegenüber ihnen selbst. Neben großen Gefühlen gibt es auch noch einige Anspielungen auf bekannte Serien, Filme – Popkultur eben – was das Werk mit allen anderen genannten punkten definitiv eine Empfehlung wert macht.

„Feuerschwingen“ von Sabrina Železný bringt nicht nur Inka und Iberer ins Weltall und lässt sie dort ihre uralten Vorbehalte einander gegenüber weiter pflegen. Zwei sehr unterschiedliche und einander gleichzeitig sehr ähnliche Protagonisten müssen sich im Laufe der Handlung entscheiden, was für sie wirklich zählt. Das Werk ist eine gelungene Gratwanderung zwischen verschiedenen Genres, aber definitiv ein Geheimtipp.

Details

Bewertung

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