Sagas aus dem Alten Irland


er Rinderraub von Cúailnge und andere Erzählungen aus dem Ulster-Zyklus
von Matthias Egeler (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Januar 2024

Sagas aus dem Alten Irland

Man wird im deutschsprachigen Raum mit vielen Sagen, Heldenliedern und antiken Pantheons und deren Günstlingen konfrontiert. Nordische Götter, Griechische Sagen, das Nibelungenlied. Ja, selbst über ägyptische Götter gibt es eine Menge Literatur. Weit weniger entfernt liegt Irland, wobei deren Heldengeschichten hierzulande deutlich unbekannter sind. Warum eigentlich? Wir haben uns „Sagas aus dem alten Irland“ angesehen, die von Matthias Egeler zusammengetragen und übersetzt wurden.

Alles beginnt anders …

Cú Chulainn ist gewissermaßen die absolute Inkarnation des irischen Helden. Doch der Ursprung der irischen Helden ist weit bodenständiger und weniger abgehoben als zum Beispiel jene der Olympier. Nach 20 Seiten Herleitung und Einordnung der Texte geht es los mit dem Wettstreit zweier Schweinehirten und dem Vergleich deren Fähigkeiten. Etwas, das über Gestaltwandel bis hin zum Verspeisen durch Kühe führt. Rinder, die in weiterer Zukunft von großer Bedeutung sind. Die Empfängnis des Helden selbst hat zwar etwas Magisches an sich, aber dann auch etwas Verstörendes. Denn eigentlich ist er nicht derjenige, der er sein sollte. Und die Moral, die dahinterliegt, ist haarsträubend.

Von Schwierigkeiten und Starrköpfigkeit

Auseinandersetzungen werden sowohl mit Worten als auch mit handfesten Argumenten ausgetragen. Meist ist etwas „nicht schwer“ und fadenscheinigste Begründungen werden für alle Gegebenheiten vorgetragen. Logik folgt offenbar ganz eigenen Pfaden. Als Cú Chulainn einmal gezwungenermaßen Vater wird, hinterlässt er seinem Sohn einen Ring und eine Aufgabe, die in ihrem Kern bereits den eigenen Untergang beinhalten. Ein Konzept, das den meisten, die sich im Laufe der Geschichten dem großen Helden stellen, innewohnt.

Auseinandersetzungen mit einer Göttin

Den Höhepunkt der Erzählungen, wenn man so etwas bei Sagas quantifizieren kann, stellen die Treffen mit der Morrigan dar. Die beiden können sich kein Bisschen leiden und nach jedem anfänglichen Geplänkel zum Beginn eines Gesprächs gibt es einen Wortwechsel mit Drohungen und Beschimpfungen. Letztendlich geraten die beiden nicht nur verbal aneinander.

Die Lektüre irischer Sagen lässt Lesende möglicherweise ein wenig sprachlos zurück. So anders ist der Aufbau, so anders als in anderen Sagen agieren die Helden. Zu seltsam sind die Fähigkeiten und Schwächen der Ulster. Es geht um Streitlust, um abgeschlagene Köpfe, um den Wunsch sich zu vermählen und viele Rinderdiebstähle. Versucht man beim Lesen die irische Kultur im Hinterkopf zu behalten, kann man vermutlich einige Verhaltensweisen der Iren ableiten, die sich in ihrer Sagenwelt widerspiegeln. Doch obwohl Matthias Egeler seine Arbeit sicher sehr gut gemacht hat, ist es sehr fraglich, ob die Sagas Lesenden hierzulande zusagen werden.

Matthias Egeler ermöglicht mit „Sagas aus dem alten Irland“ Lesenden einen Eindruck der Sagenwelt und des Heldentums im alten Irland. Der Untertitel lautet „Der Rinderraub von Cúalinge und andere Erzählungen aus dem Ulster-Zyklus“. Man erfährt viel über den irischen Helden Cú Chulainn, doch seine Aktionen, Entscheidungen und die Logik der irischen Sagenwelt zu verstehen, ist das Werk nur bedingt geeignet. Vielleicht erlangt man aber beim Lesen mehr Verständnis für dir irische Seele.

Details

Bewertung

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