Nur über deine Leiche

von Dan Wells
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Dezember 2015

Nur über deine Leiche

Es gibt einige Sätze, die man besser nicht sagt. Teils, weil sie einfach dumm sind, teils weil sie eine unverhüllte Aufforderung zur Gewalt gegen denjenigen darstellen, der sie ausspricht. „Nur über meine Leiche“ ist ein solcher Teilsatz. Da es diesen Satz auch in Englisch gibt und der Sinn derselbe ist, kann man auch den Titel des neuen Romans von Dan Well nachvollziehen. „Nur über deine Leiche“ ist definitiv aggressiver als die ursprüngliche Aussage.

John Cleaver hat im Grunde schon bewiesen, dass er kein Serienkiller ist und eigentlich auch niemanden töten will. Doch das Vorhandensein von Dämonen, seine ehemalige Arbeit für das FBI und auch die Tatsache, dass er seine große Liebe verloren und seine beste Freundin in einen dämoneninduzierten Wahnsinn getrieben hat, wirken sich natürlich nicht sehr positiv auf seinen Lebenswandel aus. Auch dass er zumindest ein teilweiser Soziopath ist, dem es schwerfällt sich in menschliche Gefühle hineinzuversetzen, hilft ihm nicht bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Nach seinem „Ausscheiden“ aus dem FBI zieht er mit seiner Freundin Brooks durch die Lande und tötet die „Verwelkten“, wo er sie findet. Doch Brooks ist nur selten sie selbst. Tatsächlich besteht sie aus all jenen Frauen, die der Dämon Niemand über seine jahrtausendlange Existenz übernommen hat. Als dann auch noch Marci, Johns große Liebe, zutage kommt, ist er wie vom Donner gerührt. Dennoch jagen die beiden weiter und stoßen schließlich auf eine Kleinstadt, in der plötzlich Verbrechen geschehen, wie sie nie zuvor passiert sind. Auch können sie den Verantwortlichen nicht finden. Trotz der Unterstützung eines aufgetauchten FBI-Agenten namens Miller steuert alles auf eine Katastrophe zu, für die vermutlich John Cleaver selbst verantwortlich ist.

Auf gewisse Art und Weise ist es gut, dass John Cleaver ein (Teil-)Soziopath ist. Denn ansonsten würde ihn die zunehmend depressive Stimmung, die seit einigen Bänden anhält, vermutlich in den Selbstmord treiben. Er macht sich für alles verantwortlich, verhindert multiple Male den Suizid seiner Freundin(nen) – denn es handelt sich ja um eine ganze Menge unterschiedlicher Frauen – und jagt weiter Verwelkte. Ein wenig amüsant ist, dass auch diese selbst immer depressiver werden. So trifft er unter anderem auf einen Dämon, der sich selbst hasst und einen, der nicht einmal aus eigenständigem Antrieb handelt. Dennoch gibt es den einen oder anderen Lichtblick, wenngleich dieser auch wieder negative Aspekte binhaltet. Denn obwohl er froh ist, dass Marci nun wieder Teil seines Lebens ist, fühlt er sich auf der anderen Seite sowohl schuldig wegen ihres Todes, als auch durch die Tatsache, dass ihre Anwesenheit auf Kosten der Lebenszeit von Brook geht. Man kann nur hoffen, dass es in puncto positiver Einstellung und Humor wieder einen Aufwärtstrend gibt. Denn dieser Band schafft es gerade noch so, vier Sterne in unserer Gesamtwertung zu erreichen. Dass es weitere geben wird, kann man nahezu mit Bestimmtheit annehmen. Fans der Reihe und des Autors können aber trotzdem bedenkenlos zugreifen. Auch wenn es hier einige Kritikpunkte gibt ist das Werk trotzdem empfehlenswert.

„Nur über deine Leiche“ ist nicht nur ein etwas veränderter klassischer Spruch sondern auch der neue Roman von Dan Wells. Auch wenn er im Hinblick auf Stimmung und Humor abgebaut hat, kann das Werk trotzdem ser gut unterhalten. Spannung und Handlung sind überzeugend. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass der nächste Band wieder eine etwas positivere Grundstimmung aufweist.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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