Die Frost-Chroniken

Krieg und Kröten

von Susanne Pavlovic
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. März 2020

Krieg und Kröten

Es gibt eine Menge Helden, die mit tierischen Gefährten Abenteuer erleben. Hunde, Pferde, Papageien und sogar Mäuse zählen zu beliebten Begleitern. Aber Kröten? Warzige, glitschige, Fliegen fressende Amphibien? Das sind in der Regel nicht die Vertrauten ihrer Wahl. Susanne Pavlovic sieht dies allerdings anders, zumindest, wenn man nach ihrem aktuellen Roman geht. Dieser trägt den Titel „Krieg und Kröten“ und rückt damit die erwähnte Spezies plakativ in den Mittelpunkt.

Yuriko Mandorak Doragon Fonst, Meister der Siegel, Kötenflüsterer, Feuerbeschwörer, Windreiter, Bezwinger der Schicksalsschlange und fliehender Ehemann von einer unbekannten Zahl an Frauen, ist gänzlich unerfreut, als er nach einem Auslandsaufenthalt wieder in seiner Heimatstadt ankommt. Niemand scheint ihn zu kennen, dabei war er gerade einmal fünf Jahre weg. Unabsichtlich, wie er selbst behauptet. Nur Galina, seine Schülerin, erkennt ihn – widerwillig und wütend, hat er sie doch einfach zurückgelassen. Nun verdingt sie sich mangels ihres Meisters als Hausmeisterin. Es gibt viele Dinge, die Yuriko gar nicht gefallen. Dass sich ein Emporkömmling seine Stelle an der Arkania geangelt hat, dass sein Haus heruntergekommen ist, er eine geschlechtlich undefinierbare Person unter seiner Treppe findet und dass danach unterschiedliche Magier, inklusive Nekromantin, auf ihn losgehen. Ein seltsames Siegel auf der Zunge von Arkadis hindert sie daran zu sprechen, verwandelt sie aber gleichzeitig in eine Art Speicher für magische Energien. Zu behaupten, dass der geborene Feuermagier mit erlernter Siegelmagie, einer Vorliebe für Wasser Feuer und Flamme wäre, ist ziemlich übertrieben. Denn am liebsten würde er mit seinem Tiergefährten Meister Padda einfach nur im Teich abhängen und seine geliebte Florine umwerben, die mittlerweile eine Schwäche für ihn entwickelt hat. Doch Galina und Arkadis haben so eine Methode, den mächtigen aber flatterhaften Magier zu überzeugen.

Es gibt eine Menge widerwilliger Helden, die sich letztendlich durch den Zuspruch der eigenen Freunde und Verbündeten dazu überreden lassen, doch das Richtige zu tun. Bei Yuriko, dem Krötenflüsterer, kann man das eigentlich nicht so sagen. Er muss wirklich zu seinem Unglück gezwungen werden. Und das tun seine Gefährten auch, mehrfach. Abgesehen vom hopsenden, körpertauschendenden und zündelnden Protagonisten gibt es aber auch mehrere andere Themen, die im Roman verarbeitet werden. Darunter ist einerseits weibliche Selbstverwirklichung, denn Galina, die jahrelang als bessere Dienstmagd schuften musste, hat keine Lust, dies jetzt fortzusetzen. Und wenn das bedeutet, in Zukunft zum Schwert zu greifen und Männern nachdrücklicher als jetzt in den Hintern zu treten, soll es eben so sein. Bei Arkadis kommt das undefinierbare Geschlecht hinzu. Kein Wunder, dass man in mittelalterlichen Fantasywelten wenig mit einer Person anfangen kann, bei der man nicht weiß, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Der Grund dafür, soviel kann man verraten, ist überraschend.
An Action mangelt es dem Werk nicht, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Als Leser bedauert man eigentlich nur zwei Kleinigkeiten. Dass der Kröte Padda keine größere Rolle zukommt und dass die Rolle des widerwilligen Helden in diesem Roman etwas zu sehr auf die Spitze getrieben wurde. Davon aber einmal abgesehen beweist der Amrûn Verlag einmal mehr, dass er der Verlag für Kröten ist – hier sind Einhörner wohl abgemeldet.

„Krieg und Kröten“ ist ein neuer Fantasyroman von Susanne Pavlovic, der sich selbst nicht ganz so ernst nimmt. Neben einem sehr eigenwilligen, egozentrischen und schrulligen Protagonisten greift sie auch einige andere Themen auf, darunter Selbstverwirklichung und diverse Geschlechterrollen, wenngleich nicht unbedingt als zentrale Handlungsbestandteile. Auch wenn Susanne Pavlovics bisherige Romane eine etwas andere Ausrichtung hatten, fühlt man sich hier doch sehr gut unterhalten. Und man verflucht die Autorin für den Hang dazu, ein ganz essenzielles Detail am Ende offen zu lassen.

Details

Bewertung

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