In der Nacht hör' ich die Sterne

von Paola Peretti
Rezension von Emilia Engel | 26. Oktober 2018

In der Nacht hör' ich die Sterne

Man muss ein besonders starkes Mädchen sein, wenn man in jungen Jahren schon solch eine schwere Diagnose bekommt. Die 9-jährige Mafalda lebt schon seit drei Jahren mit der Diagnose einer schweren Augenkrankheit. Ihre Sehfähigkeit nimmt rapide ab und bald wird sie gar nichts mehr sehen können. Doch bis dahin hat das Mädchen noch einiges vor…

Mafaldas Augenkrankheit beeinträchtigt stark den Alltag des kleinen Mädchens. Nirgends darf sie alleine hingehen, denn dafür ist ihre Sicht zu schlecht. In der Schule muss sie in der ersten Reihe sitzen, damit sie überhaupt etwas sehen kann. Die schwarzen Flecken in ihrer Sicht werden immer größer. Natürlich hat Mafalda Angst. Angst vor der Dunkelheit, Angst vor dem Verlust der Farben. Angst eines Tages ihren geliebten Kirschbaum vor der Schule oder ihren geliebten Kater nicht mehr sehen zu können.
In der Hausmeisterin Estella der Schule findet sie eine wunderbare Freundin, die ihr im Gegensatz zu ihren Eltern und anderen immer direkt und offen die Wahrheit sagt. Von Estella hat sie den Tipp bekommen, sich Listen zu schreiben, was sie gerne machen möchte, aber bald nicht mehr kann und sich zu überlegen, was wesentlich für sie ist. Und so schreibt Mafalda ihre Liste, versteckt vor allen, und versucht ihre Wünsche in die Tat umzusetzen. Als ihre Sicht schon stark beeinträchtigt ist, begegnet sie Fillipo, einem älteren Jungen aus ihrer Schule und Nachbarschaft. Fillipo, der eigentlich eher ein Schläger ist und immer Unfug im Kopf hat. Immer öfter treffen sie sich und es entspinnt sich eine ganz eigene Freundschaft, die Licht und Freude in Malfaldas Leben bringt. In der schweren Zeit ist er ihr eine Stütze. Bei dem was noch auf das Mädchen zukommt braucht sie nicht nur Mut, sondern auch die wertvolle Kraft von Freundschaft und Liebe. Denn die Dunkelheit ist nur noch wenige Schritte entfernt...

“In der Nacht hör’ ich die Sterne” ist ein ganz besonderes kleines Juwel. Paola Peretti hat eine ganz berührende, traurige aber auch lebensbejahende Geschichte geschrieben, die den Leser mitten ins Herz trifft. Besonders, da die Geschichte einen wahren Hintergrund hat. Denn die Krankheit unter der die Protagonistin Mafalda leidet, ist auch jene, an der die Autorin erkrankt ist. Auch ihr blüht das Schicksal, dass ihr Augenlicht langsam verschwinden wird. Verpackt in dem Leben der kleinen Mafalda macht das Ganze scheinbar noch tragischer, da diese schon mit so jungen Jahren erblindet. Wir folgen dem Mädchen durch ihren Alltag und ihrem täglich schwindenden Augenlicht. Ganz hinnehmen kann sie es nicht, denn in ihrem Geist spinnt sie sich mit ihrem Lieblingshelden aus einem Buch einen Plan aus, den sie noch vor dem Erblinden in die Tat umsetzen will.

Die Freundschaft mit Fillipo ist eine wunderbare Beziehung. Die Feinfühligkeit, die der Junge mit Mafalda an den Tag legt ist äußerst rührend. Auch die Freundschaft mit Estella ist außergewöhnlich. Trotz all der Tragik, die im Leben des Mädchens geschehen, kann sie sich überaus glücklich schätzen mit den Menschen, die sie lieben. Doch es gibt Dinge, die Mafalda alleine durchstehen muss. Und letztlich gibt es noch andere, unerwartete Ereignisse in ihrem Leben, die dann das Tüpfelchen auf dem i sind.

Paola Paretti erschafft in ihrem Debütroman eine bewegende Geschichte mit authentischen Charakteren, die trotz des geringen Umfangs des Buches nichts an Tiefe einbüßen. Mit leichter Sprache geschrieben, lässt sich das Buch beinahe auf einen Sitz auslesen und hinterlässt trotz der Tragik und der vergossenen Tränen ein positives und lebensbejahendes Gefühl. Mit seinen knapp 200 Seiten ist “In der Nacht hör’ ich die Sterne” ein kleines Bändchen voll Leseglück!

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    La distanza tra me e il ciliegio
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2018
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783423289672
  • Preis (D):
    18 €

Bewertung

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