Ein Fall für Mrs. Murphy

Eine Maus kommt selten allein

von Rita Mae Brown, Sneaky Pie Brown
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Tiere sind eindeutig die besseren Detektive; das wissen wir nicht erst seit Kommissar Rex. Doch nicht nur auf der Leinwand können Vierbeiner ihre Kombinationsgabe beweisen. Auch im Bereich Literatur treffen wir immer wieder auf sie. Besonders eine Reihe begeistert seit 1990 ihre Fans: Die Geschichten der Tigerkatze Mrs. Murphy. In ihrem 15. Band schicken die Autorinnen Rita Mae Brown und Sneaky Pie Brown die ermittelnde Vierbeinerin dieses Mal nach Kentucky.

Fern ab der Heimat, besucht Mrs. Murphy zusammen mit ihren Zwei- und Vierbeinigen Freunden die große Pferdeschau in Shelbyville, Kentucky. Doch die Ruhe währt nicht lange, denn schon kurz nach ihrer Ankunft wird eine Freundin Harrys bestohlen. Eine wertvolle Brosche, die seit Generationen in Familienbesitz ist, wird vermisst. Doch es bleibt kaum Zeit zur Suche, denn plötzlich verschwindet auch ein wertvolles Pferd spurlos. Lösegeldforderungen bleiben aus und so bleibt nur die Suche auf eigene Faust. Doch dem allen noch nicht genug, wird ein Pferdepfleger kaltblütig ermordet. Was ist nur los in Shelbyville? Dank dem feinen Gespür von Mrs. Murphy können sie bald schon das verschwundene Pferd wohlbehalten zurückbringen. Doch noch immer bleibt die Frage, warum der Pferdepfleger sterben musste. Und was bedeuten die zwei Kreuze auf seiner Hand? Mrs. Murphy, ihre Gefährtin Pewter und die Hündin Tee Tucker wittern eine Fährte und nehmen die Verfolgung auf.

"Eine Maus kommt selten allein" ist der mittlerweile fünfzehnte Band der Reihe um die schlaue und pfiffige Katzendetektivin. Doch anders als es die Fans bisher gewohnt waren, spielt dieser Teil nicht in heimischen Gefilden. Stattdessen entführt die Autorin ihre Leser nach Kentucky zu einer der wichtigsten Pferdeveranstaltungen. Doch leider erweist sich diese eigentlich als willkommen zu betrachtende Abwechslung als Fehlgriff. Denn die Möglichkeit der Geschichte somit neuen Charme einzuverleiben, gleitet der Autorin aus den Händen. Vielmehr verliert sie sich in langatmigen Beschreibungen über die Pferdezucht. Es werden ausführlich Züchter, deren Pferde und Reiter vorgestellt und auch lange Berichte und Erklärungen zu den Rassen, Züchtungen, Trainingsmethoden, Gangarten und natürlich den verschiedenen Turnierdisziplinen dürfen nicht fehlen. Dies alles ist sicherlich für Pferdeliebhaber sehr interessant, doch nimmt es dem Krimi jegliche Spannung und Unterhaltung. Die Leser, welche sich eigentlich für das ermittlerische Talent der Tigerkatze interessieren, müssen viel Geduld aufbringen, um sich durch den eintönigen und langatmigen Roman zu arbeiten. Dabei bleiben die Hauptakteure komplett auf der Strecke. Die eingangs als "wirklich bedeutenden Personen" vorgestellten Vierbeiner rücken fast komplett in den Hintergrund. Nur einige Dialoge erinnern den Leser an ihre Anwesenheit. Den menschlichen Hauptfiguren ergeht es nicht ganz so schlimm, doch vermitteln sie nicht unbedingt das Gefühl, an der Klärung der Verbrechen interessiert zu sein. Vielmehr gilt ihre Begeisterung dem Verlauf der Pferdeschau. Schade, denn das Buch gerät dadurch tief in die Mittelmäßigkeit.
Sehr schön an dem Werk ist jedoch, dass Quereinsteiger sich mühelos in die Handlung finden können. Hierbei hilft sehr gut die anfangs eingefügte Beschreibung der wichtigen Handlungsfiguren. Aber auch die Geschichte selber verlangt keine Kenntnisse über Ereignisse aus den Vorgängerbänden. Lediglich der Beginn des Buches ist für Neueinsteiger anstrengend zu lesen. Hier schwappt eine Flut von Namen und Personen auf den Leser, die dieser nur schwer und mit viel Konzentration verarbeiten kann.
Das Layout des Buches verdient eine ebenso eine kurze Erwähnung. Dieses hält für den Leser sehr schöne Schwarz-Weiß-Zeichnungen der Tiere bereit. Diese finden sich verstreut über den ganzen Roman wieder. Ein Extra, welches zu betrachten dem Auge viel Freude bereitet. Doch auch beim Drucken der Dialoge haben sich Autoren und Herausgeber viele Gedanken gemacht. So wurden die Gespräche der Tiere kursiv eingerückt, was dem Leser sofort deutlich macht, welche Partei sich gerade unterhält.

Trotzdem bleibt am Ende nur ein schaler Beigeschmack. "Eine Maus kommt selten allein" bietet in seiner Grundidee sicherlich einige gute Ansatzpunkte, doch gleitet die Geschichte der Autorin komplett aus den Händen. Zuviel spricht sie über die Pferdezucht und die Pferdeschau. Zu wenig kommen die eigentlichen Akteure zum Zug. Für eingefleischte Mrs. Murphy-Fans ist das Buch sicherlich eine bittere Enttäuschung; für Quereinsteiger kein guter Start, obwohl man sich gut in die Handlung hineinfindet. Das ist schade, denn eigentlich hätte es ein guter Krimi werden können. So erreicht das Buch gerade einmal die Mittelmäßigkeit.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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