Die Pestheilerin

von Kari Köster-Lösche
Rezension von Janett Cernohuby | 18. März 2009

Die Pestheilerin

Kaum eine Seuche wütete so verheerend in Europa, wie die Pest. Allein bei ihrem Auftreten im 14. Jahrhundert raffte sie ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung dahin. Sie ist ein dunkles und erschütterndes Kapitel in unserer Geschichte, liefert aber gleichzeitig jede Menge Potential für historische Romane. Die Autorin Kari Köster-Lösche war sich dessen bewusst und veröffentlichte ihr Werk "Die Pestheilerin".

Auf der Suche nach ihrem Bruder gerät die junge Arinna in die Hände eines skrupellosen Sklavenhändlers. Dieser verkauft sie in Konstantinopel an den genuesischen Kaufmann Boccanegra. Als in der Stadt plötzlich eine verheerende Seuche ausbricht, verlässt Boccanegra mit seinem Schiff überstürzt das Land. Doch es dauert nicht lange und auch auf dem Schiff erkranken die ersten an der geheimnisvollen Seuche, die überall als der Fluch der Tataren bezeichnet wird. Arinna muss sich von nun an um die Kranken kümmern und tatsächlich überleben einige. Doch der Dank hält sich in Grenzen. Vielmehr verdächtigen einige Mitglieder der Mannschaft Arinna, mit dem Teufel im Bunde zu sein und die Krankheit überhaupt erst mit an Bord gebracht zu haben. Doch die junge Frau lässt sich dadurch nicht unterkriegen, sondern stellt ihre eigenen Beobachtungen zum Verlauf des tatarischen Fluchs, der später auch als Schwarzer Tod oder die Pest bezeichnet wird, auf. Bald schon gelingt Arinna die Flucht vom Schiff, aber erneut landet sie wieder in einer Art Gefängnis. Dieses Mal führt sie ihr Weg nach Malta in das Hospital der Ritter von Rhodos. Auch dort muss sie sich wieder um die Pflege der Kranken kümmern. Nicht lange und auch im Hospital erkranken die ersten an der Pest. Arinna setzt ihre Studien fort, beobachtet den Verlauf der Krankheit ebenso wie die Verbreitung und den Heilungsprozess. Dabei sammelt sie erstaunliche Informationen, bringt sich aber selbst mehr als einmal in Gefahr.

"Die Pestheilerin" ist ein unterhaltsamer historischer Frauenroman. Frauenroman deswegen, da sich alles um dessen Protagonistin Arinna dreht. Man begleitet sie bei der Suche nach ihrem Bruder, erträgt mit ihr den Verkauf in die Sklaverei, verfolgt ihre Arbeit als Heilerin der Pestkranken und bangt so manches Mal um ihr Wohl. Denn Arinna ist keineswegs schüchtern oder gar ängstlich. Sie bietet jedem die Stirn, selbst ihrem Boccanegra, nachdem dieser sie kaufte. Sie scheint keine Angst vor möglichen Konsequenzen zu haben und tatsächlich kommt sie größtenteils glimpflich davon. Doch so richtig passt Arinnas aufdringlich vorlautes und besserwisserisches Gehabe nicht in die Zeit.
Dennoch liest man den Roman mit einer gewissen Portion Spannung. Denn die Handlung unterscheidet sich doch sehr von anderen Pest-Romanen. Dieses Mal befindet der Leser sich nicht auf dem europäischen Festland, welches scheinbar über Nacht von der Pest überrollt wurde. Vielmehr reist man nun mit der Seuche durch das Mittelmeer und erfährt über ihre Ankunft auf dem Kontinent. Dieser Handlungsfaden ist es, der den Leser mit dem aufmüpfigen Wesen Arinnas versöhnen lässt, denn es ist eine andere, neue Betrachtung der Verbreitung der Pest. Gleichzeitig verfolgt man voller Interesse die voranschreitenden Erkenntnisse Arinnas und wie sie ihren eigentlich erfolglosen Kampf gegen die Seuche fortsetzt.
Sprachlich ist der Roman leider nicht immer gut gelungen und so manches Mal zweifelt man doch sehr stark daran, dass sich die Personen im 14. Jahrhundert derart lässig unterhalten haben.
Über den geschichtlichen Hintergrund kann man nichts Negatives sagen. Hier hat die Autorin sehr gut und lange recherchiert, um den Lesern ein stimmiges Bild Europas zum Zeitpunkt des Auftretens des Schwarzen Todes zu präsentieren.

Somit liegt mit "Die Pestheilerin" insgesamt ein eher durchschnittlicher Roman der Autorin Kari Köster-Löscher vor. Aufgrund der eher fragwürdigen Protagonistin wird der Roman hartgesottenen Anhängern historischer Literatur wahrscheinlich eher weniger gefallen. All jenen, die historische Frauenromane noch immer mit großer Begeisterung verschlingen, kann dieses Werk hingegen empfohlen werden.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2008
  • Umfang:
    476 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783426197646
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

Könnte Ihnen auch gefallen: