Die Handelsherrin

von Catharina Sundberg
Rezension von Janett Cernohuby | 26. April 2009

Die Handelsherrin

Wirft man einen Blick auf die derzeit im Buchmarkt angebotenen historischen Werke, so hat man das Gefühl, außer Pest, Hexenverfolgung und Frauenschicksale gäbe es keine weiteren spannenden Themen. Die schwedische Autorin Catharina Sundberg veröffentlichte nun eine Buch, welches das Gegenteil beweist. Mit "Die Handelsherrin" lieferte sie einen Roman, der in der Hansezeit angesiedelt ist.

Seitdem die Vitalienbrüder, grausame Seeräuber der Ostsee, die Macht im Stockholm des ausklingenden 14. Jahrhunderts übernommen haben, herrscht in der Stadt das Chaos. Die reichen und mächtigen Schweden flohen aus der Stadt und wer nicht rechtzeitig davonkam, der wurde ermordet. Darunter auch Annas Mann, der ein großes Handelshaus besaß. Nun trat die junge Frau das Erbe an und hat die Geschäfte übernommen. Doch die Vitalienbrüder haben es auf dieses abgesehen und verüben einen Mordanschlag auf die junge Witwe. Durch einen Zufall entkommt sie diesem, erkennt aber, dass sie nicht mehr länger in Stockholm sicher ist. Auf anraten eines angeblichen Freundes flieht sie zusammen mit ihrer kleinen Tochter nach Lübeck, um dort Schutz und Hilfe bei einem alten Familienfreund zu finden. Hier findet Anne nicht nur ein neues Heim, sondern auch neue Freunde. Diesen hilft sie beim Betrieb deren Handelshauses. Gleichzeitig beabsichtigt Anna aber auch, ihr eigenes von Lübeck aus mit Hilfe des Freundes in Stockholm weiter zu führen. Doch schon bald erkennt die junge Frau, dass dieser vermeintliche Freund ein böses Spiel mit ihr trieb und nur hinter ihrem Reichtum her war. Mehr als einmal gerät Anna in Lebensgefahr. Als sie den Stockholmer Ratsherren Magnus Spangenmacher in Lübeck wieder trifft, beschließt Anna, nach Stockholm zurückzukehren und das Handelshaus wieder in ihren Besitz zu bringen. Eine gefahrvolle und lange Reise wartet auf sie, an deren Ende nicht nur ein Kampf ums Überleben auf sie wartet...

Mit "Die Handelsherrin" ist es Catharina Sundberg gelungen, einen fesselnden wie auch farbenfrohen Roman zu schreiben, dessen Ereignisse sich zur Hansezeit des späten 14. Jahrhunderts stattfinden. Sie entführt den Leser eine Zeit voller Gefahren, Gewalt und Dramatik. Zwischen dem Streit zweier Königshäuser, der Belagerung durch die Vitalienbrüder und der dänischen Blockade versucht die junge Witwe Anna ihren Weg zu gehen und das ihr vererbte Handelshaus zum Erfolg zu führen. Dabei muss sie aber nicht nur gegen die Vorurteile und Zwänge ihrer Zeit kämpfen, sondern auch gegen gefährliche und einflussreiche Gegner. Doch Anna ist eine mutige Frau, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Sie geht ihren Weg, lässt sich von einem Misserfolg nicht entmutigen, sondern kämpft weiter für ihr Glück und das ihrer Kinder. Dabei ist es aber nicht immer der Mut, den sie zutage fördert, sondern oft auch naive Leichtgläubigkeit. Obwohl sie von ihren Freunden oft vor Gefahren oder trügerischen Absichten gewarnt wird, ignoriert sie diese Ratschläge und setzt dadurch so manches Mal alles aufs Spiel. Aber genau diese Schwäche macht Anna zu einem glaubwürdigen und authentischen Charakter, den man schnell ins Herz schließen wird.
Ihr zur Seite stehen viele Freunde, die sie in dieser schweren Zeit stützen. Aber auch sie sind nicht immer frei von Fehlern oder Leichtgläubigkeit. So betritt so mancher gefährliches Terrain und bringt damit Anna und ihre Kinder in Gefahr.
Die historischen Schauplätze, an denen der Roman spielt, sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und dargestellt. Catharina Sundberg gelingt es, Lübeck und Stockholm im ausklingenden 14. Jahrhunderts lebendig werden und die Leser in diese Zeit eintauchen zu lassen. Dabei verliert sie sich aber nie in langatmigen Beschreibungen oder Erläuterungen. Dies ist übrigens auch bei der Abwicklung der Handelsgeschäfte niemals der Fall. Selbige schildert sie stets kurz und prägnant, so dass der Leser genügend erfährt, aber nicht mit übermäßigen Dialogen, Verhandlungen oder sonstigen Schilderungen gelangweilt wird.

Zusammengefasst ist "Die Handelsherrin" ein hervorragend gelungener historischer Roman voller Spannung, Dramatik und geschichtlicher Fakten. Gleichzeitig ist er eine willkommene Abwechslung auf dem mittlerweile doch recht einseitig gewordenen (historischen) Buchmarkt. Daher kann man ihn Freunden historischer Literatur sehr empfehlen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2008
  • Umfang:
    357 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492252331
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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