Die Chroniken von Amber

Die Hand Oberons

von Roger Zelazny
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Mai 2018

Die Hand Oberons

Es ist sicherlich eine der schlimmsten Erkenntnisse von vermeintlichen Protagonisten, in Wahrheit nur eine Figur auf Schachbrettern darzustellen und sogar von untergeordneter Bedeutung zu sein. Doch für manche kommt das Begreifen nicht ganz so überraschend, besonders wenn sie zwischenzeitlich ihre Hausaufgaben gemacht haben. So wie Corwyn in der Reihe „Die Chroniken von Amber“ von Roger Zelazny. Denn nur so hat er die Möglichkeit sich von den Schatten seiner Ahnen zu lösen...

Neue Allianzen werden geschmiedet. Besonders die Freundschaft zwischen Corwyn und Benedict lebt wieder auf, nachdem er diesem den mechanischen Arm schenkt, den er dem Schatten-Äquivalent seines Bruders entrissen hat. Dennoch gibt es viel zu viele Unbekannte. Im Muster des wahren Amber findet Corwyn mit seinem Freund Ganelon und seinem Bruder Random einen durchlöcherten Trumpf, der offenbar Randoms Sohn Martin zeigt. Hier wurde das Blut von Amber vergossen und so das große Muster beschädigt. Gezeichnet wurde das Bild jedoch von jemandem mit unverwechselbarem Stil. Brand, den die ganze Familie erst kürzlich aus einer langjährigen Gefangenschaft befreit hat. Was hat Brand also mit dem Übel zu tun, das Amber bedroht? Bevor sich Corwyn dieser Frage widmet, sucht er ein Wesen auf, das bereits viel länger Existiert als er selbst. Dworkin, der danach trachtet das gesamte Muster umzuschreiben, um so dem ganzen Sein einen Neustart zu verpassen. Ein Plan, mit dem Corwyn nicht konform geht.

Langsam werden die Zusammenhänge klarer. Verwandtschaftsverhältnisse, Bündnisse und Verschwörungen werden langsam aber sicher aufgedeckt. Auch die Beschaffenheit von Amber selbst wird zunehmend verständlicher, was einen Blick auf einen eigenen Schöpfungsmythos preisgibt, der offenbar mit einem einfachen Handstreich rückgängig gemacht werden könnte. Roger Zelazny zeigt ab hier erstmals, wie fragil eigentlich ist, was er geschaffen hat. Eine Welt, die von einigen wenigen Parametern abhängt, aber dennoch die Grundlage für die Existenz aller anderen Welten verantwortlich ist. Denn würde Amber zerstört werden, würde das vermutlich auch die Erde und andere Welten mit in den Untergang reißen. Kein Wunder, dass der Protagonist der Reihe diese Option nicht ziehen will, insbesondere da die Verantwortlichen nur annehmen, dass es erneut gelingen könnte, ein Muster zu erschaffen, welche die Welt neu definiert. Und schließlich hat Corwyn einen Verdacht, den auch der Leser schon länger hegt. Dass im Hintergrund irgendwo eine graue Eminenz sitzt, welche an den Fäden zieht. Ein Verdacht, der sich bewahrheitet.

„Die Hand Oberons“ ist der vierte Band der Reihe „Die Chroniken von Amber“. Endlich wird die Beschaffenheit von Amber und den mit ihm verbundenen Welten klarer. Roger Zelazny lässt sich erstmals ein kleines Bisschen in die Karten blicken. Als Leser kann man von diesem Band einfach nur begeistert sein – denn er ändert vieles, an das man zuvor möglicherweisen zu Unrecht geglaubt hat. Und er leitet eine Wende ein, die sich mit Sicherheit im Folgeband fortsetzen wird.

Details

Bewertung

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