Die Bruderschaft des Feuers

von Alfredo Colitto
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Februar 2014

Die Bruderschaft des Feuers

Wie oft es tatsächlich vorgekommen sein mag, dass im Mittelalter Privatpersonen in die Auflösung historischer Kriminalfälle verwickelt waren, kann man nur schätzen. Sehr hoch wird das Ergebnis allerdings nicht ausfallen. Dies ist jedoch kein Hindernis in literarischer Hinsicht, denn historische Kriminalromane sind sehr beliebt. So ist es kein Wunder, dass der unfreiwillige Ermittler, Medicus Mondino, nun schon sein zweites Abenteuer erlebt.

Mondino de` Liuzzi ist ein Mediziner im besten Alter, betreibt seine eigene Schule in Bologna und lebt ansonsten ein relativ ruhiges Leben im Kreis seiner Famile - abgesehen von einigen Meinungsverschiedenheiten mit seinem ältesten Sohn.
Gegen seinen Willen wird der Medicus von den lokalen Behördern dazu herangezogen, den Leichnam eines Mannes zu untersuchen. Dieser scheint von innen heraus verbrannt zu sein, wogegen das Umfeld des Körpers unversehrt geblieben ist. Doch das für Mondino brisante Detail ist ein anderes. Es handelt sich bei dem Toten um den Vater seines Totfeindes Azzone Lamberti. Als nach den Untersuchungen der Leichnam seines Vaters verschwindet, versucht Azzone sofort, die Situation auszunutzen, um sich des Mediziners zu entledigen. Dieser steht nun vor keiner einfachen Aufgabe. Zum einen muss er den verschwundenen Toten finden, dann den Kriminalfall aufklären, weiteren Anschlägen auf Ehre und Leben entgehen und ganz nebenbei noch eine Sekte ausforschen, die vorhat Bologna niederzubrennen - während er sich als Mediziner stets an der Grenze der Gerichtsbarkeit und unter dem scharfen Auge der Kirche befindet.

Es sind eine Menge unterschiedlicher Elemente, die in "Die Bruderschaft des Feuers" eingekippt wurnden, um das große Ganze zu ergeben. Von der Verehrung eines persisch-römischen Gottes durch eine Sekte, über einige pseudo-wisschenschaftliche Theorien auf medizinischer und physikalischer Seite, bis hin zur Korruption der Behörden auf allen Ebenen, homosexuellen Mönchen und jungen Prostituierten, die um die Zukunft ihrer Brüder kämpfen. Selbst der ständige Widerstreit zwischen Kirche und Medizin, ebenfalls repräsentiert in der Haltung von Mondinos Studenten, finden Platz. So kann man zwar sagen, dass der Autor sich nach Kräften bemüht, ein überzeugendes Bild von Bologna im 14. Jahrhundert zu schaffen, dabei aber etwas übers Ziel hinausschießt. Der eigentliche Protagonist des Buchs wird von den Ereignissen gebeutelt und kann eigentlich nicht wirklich frei entscheiden, was er tut. Ob es nun von Freund oder Feind ist, jeder zwingt ihm Aktionen auf und letztlich ist er nur in der Lage zu reagieren und nie zu agieren. Charakterlich sind die meisten Figuren klar strukturiert und handeln entsprechend ihrer Veranlagung, meist ohne den Leser zu überraschen - wenngleich einige Aktionen von klassischen Schurken mehr als nur klischeehaft sind. Letztlich ist "Die Bruderschaft des Feuers" ein unterhaltsamer und spannender, jedoch auch ziemlich überladener Kriminalroman. Ein Werk, das in jedem Fall auf eine weitere Fortsetzung ausgelegt ist.

"Die Bruderschaft des Feuers" von Alfredo Colitto ist ein im 14. Jahrhundert angesiedelter Kriminalroman, dem es an Spannung nicht mangelt. Leider war es offenbar die Intention des Autors, so viele für die Zeit relevante Elemente in die Handlung einfließen zu lassen, dass diese etwas aufgebläht wirkt. Dementsprechend ist das Endergebnis eher durchschnittlich gelungen. Fans historischer Kriminalromane werden jedoch trotzdem auf ihre Kosten kommen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2014
  • Umfang:
    480 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3442480051
  • ISBN 13:
    9783442480050
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: