Die Wolfs-Chroniken

Das Versprechen der Wölfe

von Dorothy Hearst
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. März 2009

Ein Versprechen war und ist in vielen Kulturen etwas Heiliges, das unter gar keinen Umständen gebrochen werden darf. Eine Art mündlicher Vertrag, der in jedem Fall einzuhalten ist. Zumindest in der Theorie, eigentlich und grundsätzlich. In der Praxis sieht dies allerdings meistens etwas anders aus. Von einem Versprechen der etwas anderen Art erzählt zum Beispiel Dorothy Hearsts Roman "Das Versprechen der Wölfe", der erste Band der Reihe "Die Wolfs-Chroniken".

Es gibt einige starre und unveränderliche Regeln, die das Leben jedes Wolfsrudels betreffen. Kein Wolf darf sich mit Menschen abgeben, kein Wolf darf einen Menschen ohne Grund töten und kein Wolfsmischling - entstanden aus einer Paarung mit Wölfen von außerhalb des Tals - darf am Leben bleiben. So endet die Existenz der kleinen Wölfin Kaala beinahe schon kurz nach der Geburt. Denn als Mischling hat sie eigentlich keine Chance zu überleben. Zu ihrem Glück besuchen einige der hohen Wölfe - sozusagen die Oberhäupter der Wolfsrasse - das Tal. Sie erkennen das Zeichen des Halbmondes in Kaalas Fell und überzeugen ihren Rudelführer davon, sie am Leben zu lassen. Widerstrebend lässt dieser dem Schicksal seinen Lauf. So besteht Kaala die ersten Prüfungen des Wolflebens und darf beim Rudel bleiben. Stets benachteiligt und immer unterdrückt gelingt es ihr sogar, Freunde unter den Welpen dieses Jahrgangs zu gewinnen. Doch dann trifft das Rudel auf Menschen, und Kaala fühlt sich sofort zu den ganz anderen und doch so ähnlichen Wesen hingezogen. Obwohl sie dafür mit dem Tode bestraft werden könnte, freundet sie sich mit einer Menschenfrau an - eine Geschichte, die schon viele Jahrtausende zuvor einmal passiert ist. Als sich die Geschichte zu wiederholen beginnt, findet Kaala heraus, was wirklich hinter den Legenden steckt, die von den hohen Wölfen verbreitet wird. Was sie allerdings nicht weiß, ist, welche Rolle ihr in einer uralten Überlieferung zugedacht wurde.

Geschichten über Wölfe sind sehr beliebt, so wundert man sich nicht darüber, eine weitere Erzählung zu diesem Thema zu lesen, auch wenn diese in der Steinzeit angesiedelt ist. Ausgetreten und nur zu gewöhnlich scheinen hier die Pfade der Romanhandlungen zu sein, aus diesem Grund geht man nicht mit großen Erwartungen an dieses Buch heran. Umso mehr überrascht dann der Inhalt von "Das Versprechen der Wölfe" - und zwar positiv. Denn der (angeblich) anerkannten Wolfsexpertin Dorothy Hearst ist es gelungen, einen Roman zu schreiben, der nicht nur aus einem fantastischen Blickwinkel schlüssig klingt, sondern auch andere wichtige Ingredienzien beinhaltet. Schmerz, Wut, Auflehnung gegen ein scheinbar unabwendbares Schicksal und der Verlust von Freunden inklusive der düsteren Facetten des Todes - all das bietet "Das Versprechen der Wölfe". Selbst die Freundschaft mit der Menschenfrau TaLi gleitet nicht allzu sehr ins Kitschige ab, denn sie gehen gemeinsam auf die Jagd und töten dabei andere Tiere, um zu überleben. Hier darf man wirklich gespannt sein, wie die Autorin die Handlung weiterführen will. Grundsätzlich ist der Roman abgeschlossen, wird aber als erster Band von "Die Wolfs-Chroniken" geführt. Da der Erstlingsroman der Autorin durchaus als gelungen bezeichnet werden darf, steht einer erfolgreichen Fortsetzung im Grunde nichts im Weg. Möglicherweise ist Dorothy Hearst ein Name, den man sich im Bereich der fantastischen Literatur merken muss.

Entgegen erster Annahmen ist Dorothy Hearsts Debütroman "Das Versprechen der Wölfe" nicht nur einer von vielen Wolfsromanen. Es handelt sich nämlich um ein gelungenes Werk, das Spannung, Gefühl und fantastische Elemente erfolgreich miteinander zu verknüpfen schafft. Daher kann das Werk so gut wie uneingeschränkt empfohlen werden.

Details

Bewertung

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