Das mechanische Herz

von Dru Pagliassotti
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. August 2010

Das mechanische Herz

Herz und Hirn - also Gefühle und Rationalität - unter einen Hut zu bringen ist etwas, was den meisten Menschen sehr schwer fällt. Wäre es nicht viel besser, wenn man schon im Vorhinein wüsste, ob eine Beziehung eine Chance auf Erfolg hat? Dies ist eines der Themen des phantastischen Romans "Das mechanische Herz" von Dru Pagliassotti. Ob das Werk jedoch insgesamt überzeugen kann, wollen wir uns näher ansehen.

Taya ist eine Ikarierin. Obwohl man nun näher ausführen könnte, dass es sich dabei um eine eigene Kaste in einer eigens entwickelten Welt handelt, ist das bemerkenswerteste daran, dass sie sich mit Hilfe mechanischer Flügel fortbewegt, um ihre Nachrichten zu überbringen. Denn sie ist eine Art Kurier. Als sie bei einem schrecklichen Unglück einer "Erhabenen" und ihrem Sohn das Leben rettet, verändert sich ihr eigenes für immer. Denn zum einen lernt sie durch die Dankbarkeit der Dame - einem Mitglied der herrschenden Kaste, die immer und überall durch Tücher verhüllt sind - die Geschwister Forlore kennen. Während Alister einer der tonangebenden Programmierer im ganzen Reich ist, führt sein Bruder Cristof das Leben eines einfachen Uhrmachers, ohne die Privilegien seiner Kaste. Als sich allerdings herausstellt, dass das Unglück nicht wirklich zufällig passiert ist und es auch weitere Anschläge gibt, beginnt Taya nachzuforschen. Sie verstrickt sich in ein Spiel von Politik, Macht und Technologie. Denn wenig ist so wie es scheint. Cristof ist tatsächlich ein verdeckter Ermittler, während Alister aufgrund seines neuen Programms offenbar selbst zum Ziel eines Anschlags wird. Aber kann "Das mechanische Herz" wirklich alles sein, als nur eine ideale Partnerschaftsbewertungs-Software? Oder gibt es andere Pläne für die Große Maschine?

""Feder & Schwert"" führt das Werk "Das mechanische Herz"" unter dem mehrfach verwendeten Etikett "Steampunk". Dafür fehlt dem Roman nur eines: Steam - Dampf. Davon einmal abgesehen ist es der amerikanischen Autorin sehr gut gelungen, eine spannende Geschichte in einer interessanten Welt zu erzählen. Auch wenn die Charaktere nicht immer völlig logisch handeln und einige Entwicklungen ziemlich vorhersehbar sind, spürt man doch, wie viel Herzblut in die Erschaffung des großen Ganzen geflossen ist. Ein wenig fragt man sich zwar, warum die Autorin nach der eigentlichen Klimax die Handlung noch einmal in die Länge zieht, aber man hat eine mögliche Erklärung schnell gefunden. Vermutlich wollte sie verhindern, dass einigen lieb gewonnenen Charakteren die Möglichkeit genommen wurde, noch einmal in einer denkbaren Fortsetzung aufzutreten. Der letzte Negativpunkt liegt in der Covergestaltung, denn in der deutschen Ausgabe erkennt man nicht, dass die abgebildete Protagonistin mechanische Flügel trägt - was einigermaßen schade ist.
Insgesamt ist "Das mechanische Herz" trotz seiner kleineren Schwächen ein gelungener Roman, den man schnell zu Ende gelesen haben wird. Jeder, der Alternativwelten mit einer Portion Romantik mag, wird auch mit diesem Buch seine Freude haben.

Dru Pagliassottis Roman "Das mechanische Herz" ist der erste Roman der amerikanischen Autorin, der auf Deutsch erschienen ist. "Feder & Schwert" hat gut daran getan, sich die Rechte für ihn zu sichern, man sollte ihn allerdings nicht zu schnell in eine Kategorie pressen. Trotz einiger kleinerer Schwächen kann das Buch schlussendlich überzeugen und bietet spannende und unterhaltsame Lektüre für zwischendurch. Zwar wird der Roman vermutlich keinen Hugo Award gewinnen, was aber trotzdem nicht bedeutet, dass er seine Leser nicht überzeugen kann.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2010
  • Umfang:
    510 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3867620679
  • ISBN 13:
    9783867620673
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik: