Das Geheimnis des Wilhelm Storitz

von Jules Verne
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Juli 2009

Das Geheimnis des Wilhelm Storitz

Viele von Jules Vernes Werken zählen definitiv zu den Vorreitern der Science-Fiction und stellen auch einen Ausblick in die Zukunft dar, der sich nur zu oft bewahrheitet hat. Allerdings war dieser optimistische und visionäre Blick nicht in allen seiner Werke vorhanden. "Das Geheimnis des Wilhelm Storitz" ist schon seinem Spätwerk zuzuordnen, das sich der Wissenschaft eher pessimistisch widmet. Das Buch ist nun erstmals auf Deutsch in der Originalfassung von Jules Verne erschienen.

Henry Vidal folgt der Aufforderung seines Bruders Marc, ihn in der ungarischen Stadt Ragz zu besuchen. Dieser hat dort die Frau seines Lebens kennengelernt und gedenkt selbige zu heiraten. Myra Roderich, wie diese heißt, ist voller Tugend und genau so, wie man sich die perfekte Frau vorstellt - was auch Henry neidlos anerkennen muss. Doch es gibt ein Problem an der Heirat, nämlich einen verschmähten Bewerber um ihre Gunst. Der Preuße Willhelm Storitz, Sohn des berühmten Wissenschaftlers Otto Storitz, denkt nicht daran, sich mit einer Absage abspeisen zu lassen. Und gemäß dem Motto "Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie niemand haben", beginnt er das künftige Brautpaar und ihre Familie zu terrorisieren. Doch er beschränkt sich dabei nicht auf konventionelle Mittel, sondern greift auf technische Errungenschaften zurück, die einen zutiefst verstörenden Eindruck hinterlassen. Mit einem Mittel, das unsichtbar macht, ruft er Schmählieder und entführt den Brautstrauß. Es bleibt die Frage offen, ob er sich damit zufrieden gibt oder ob er noch zu weitaus drastischeren Maßnahmen greift - insbesondere da die Polizei alarmiert wurde und ihn unter besonderer Beobachtung hat.

Wie schon eingangs erwähnt, ist im Spätwerk von Jules Verne nicht mehr viel von seinen visionären Ideen, einer genauen Darlegung derselben und einer optimistischern Handlungsgestaltung zu lesen. Hier geht es um einen kleingeistigen Wissenschaftler, der seine Errungenschaften ausnutzt, um eine Frau zu terrorisieren, die er nicht bekommen kann. Dabei handelt der Band nebenbei noch von unterschwelligem Rassismus (in diesem Fall gegenüber Deutschen) und begeistert sich für bestimmte Orte. Im Gegensatz zur bisherigen Ausgabe, in der Jules Vernes Sohn große Strecken umgeschrieben hat und die Geschichte auch im Jahrhundert versetzt hat, wird hier nun die ursprüngliche Fassung präsentiert. Leider kann selbige nicht wirklich überzeugen. Zu wenig wird auf die Idee des Elixiers für die Unsichtbarkeit eingegangen, zu übertrieben Schwarzweiß gezeichnet wirken die Charaktere. Es gibt die fröhlichen, ehrenhaften Ungarn und es gibt den hinterhältigen, rachsüchtigen und überaus gerissenen Deutschen. Auch einmal von der Tatsache abgesehen, wie die Geschichte endet, ist die Tragweite der Erzählung eine völlig andere als gewohnt. Hier werden im Grunde nur eine gescheiterte Liebe, ein rachsüchtiger Wissenschaftler(sohn) und eine seltsame Erfindung ins Zentrum gerückt. Hinzu kommt, dass die "Streiche", welche Storitz dem künftigen Paar spielt, keineswegs derartig gruselig oder beeindruckend wären, dass die Personen in der beschriebenen Art reagieren müssten. So ist ein komatöser Zustand äußerst fragwürdig und auch der Auslöser für selbigen eher als übertrieben zu bezeichnen. Insofern kann "Das Geheimnis des Wilhelm Storitz" nur wirklichen Fans des französischen Autors Jules Verne empfohlen werden. Diese wollen mit Bestimmtheit alle seine Romane ihr Eigen nennen. Aber anderen Lesern und Liebhabern von Science-Fiction wird das Buch vermutlich nicht so sehr gefallen.

"Das Geheimnis des Wilhelm Storitz" ist erstmals in seiner ursprünglichen Fassung erschienen. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Geschichte dadurch eher zu überzeugen weiß. Bedingt durch verschiedene Schwächen ist dieser Roman nur als durchschnittlich zu bezeichnen und nur für Liebhaber des Autors zu empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2009
  • Umfang:
    270 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492266925
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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