Bestiarium

von Michael Tobias
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. April 2012

Bestiarium

Es gibt verschiedene Legenden und Geschichten um Gebiete, in denen sonst längst ausgestorbene Tierarten immer noch existieren. Doch wäre dies nicht auch in legendären und mythologisch vorbelasteten Gegenden möglich? Dies ist unter anderem Thema von Michael Tobias` Thriller "Bestiarium", der im Verlag Bastei Lübbe erschienen ist. Doch kann das Werk auch überzeugen?

Für Jean-Baptiste Simon beginnt alles damit, dass er einen Anruf erhält. Ein seltsames Tier mit einem Horn ist aus einem Frachtcontainer am Hafen aufgetaucht. Etwas, was als Angestellter des Interpol Wildlife Secretariat leider unter seine Zuständigkeit. Doch die Beschreibungen bezüglich des Tiers bestätigen nicht die eigentlich einzig logische Erklärung - ein Nashorn. Über diverse Anhaltspunkte stößt er dann auf ein Gebiet, aus dem nicht nur dieses Tier zu stammen scheint, sondern in dem diverse andere Kreaturen hausen.
Martin Oliver ist Immobilienhändler, von Tieren hat er ebenso wenig Ahnung wie von Geschichte und Kultur. Da erfährt er, dass seine Familie und er Teil einer Geheimorganisation sind, die als ein Areal hütet, das in Kürze in seinen Besitz übergehen wird. In jenem Areal existieren nicht nur noch anderswo längst ausgestorbene Tiere, wie Mammuts, Säbelzahntiger aber auch Sagenwesen wie Einhörner. Doch es gibt auch andere, die an den Tieren interessiert sind, und wie überall sonst auf der Welt bereit sind, Gewalt und Waffen einzusetzen, um den höchstmöglichen Profit aus der Angelegenheit herauszuholen. So muss nicht nur ein Mord aufgeklärt werden, auch Kämpfe gegen das Böse und für den Erhalt eines alternativen Gartens Eden müssen ausgefochten werden.

Wichtig bei einem Roman, besonders bei einem, der sich selbst als "Thriller" bezeichnet, ist, dass er konsequent eine Richtung verfolgt. Doch leider ist das im Bezug auf "Bestiarium" überhaupt nicht der Fall. Zu Beginn glaubt man, dass man eine Mischung aus Abenteuer- und Wissensroman vorliegen hat. Denn der Autor doziert nicht nur über allerlei biologische Fakten, sondern auch über diverse andere wissenswerte Kleinigkeiten. Doch dann ist da noch die Detektivgeschichte, die eher deplatziert wirkt, sowie einige andere komplett offene Enden, die überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Die Erklärungen, warum man in dem abgeschotteten Reservat noch einem Dodo, den bereits erwähnten Säbelzahntiger, Einhörner und diverse andere Kreaturen treffen kann, die einander witziger Weise auch gegenseitig nichts anzutun scheinen, ist darüber hinaus mehr als dünn. Selbst die legendäre Organisation und all ihre Mitstreiter (inklusive Beethoven, Goethe und etlichen weiteren Prominenten) sind zwar mysteriös aber trotzdem nicht glaubwürdig. Somit ist der Roman, auch wenn er angeblich sogar von William Shatner empfohlen wurde, leider keineswegs so lesenswert, wie suggeriert wird. Er ist unterdurchschnittlich gelungen. Selbst wenn man seinem Verfasser positiv zugestehen möchte, dass er sowohl seine Leser weiterbilden als auch gegen internationales Wildern mobil machen will, das ist trotzdem nicht ausreichend für eine Kaufempfehlung.

"Bestiarium" von Michael Tobias ist laut Beschreibung und Inhaltsangabe eine Mischung aus Thriller und Fantasy. Leider ist er keines davon und auch in den anderen Grenres, die den Inhalt besser kategorisieren würden, kann das Buch nicht glänzen. Mysterien, gepaart mit viel ungeordnetem Wissen, ergänzt durch zwei Handlungsstränge - von denen einer nur halbherzig verfolgt wurde - ergeben insgesamt keine Empfehlung unsererseits. Schade, hier wurde einiges an Potenzial verschenkt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2010
  • Umfang:
    334 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3404165306
  • ISBN 13:
    9783404165308
  • Preis (D):
    8,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung