Knickerbocker4immer

Alte Geister ruhen unsanft

von Thomas Brezina
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. November 2017

Alte Geister ruhen unsanft

Mit der Vergangenheit ist es so eine Sache. Ab einem gewissen Alter ist immer die Gefahr vorhanden, dass sie einen einholt. Besonders wenn es in selbiger Geister gibt, die einen immer noch beschäftigen. Der erfolgreiche österreichische Kinderbuchautor Thomas Brezina hat nun einen Schritt gewagt, den nur die wenigsten erwartet hätten. Er hat seinen ersten Roman für Erwachsene geschrieben, der die Knickerbocker-Bande zwanzig Jahre später wieder zusammenbringt. Sein Titel lautet: „Alte Geister ruhen unsanft“.

Eine große Freundschaft endet mit einem Knall. In einem Schigebiet kommt es zwischen den vier Knickerbockern Axel, Lilo, Dominik und Poppi zum Streit, als Lilos Vater bei einem Skiunfall beinahe stirbt und Axel als der Schuldige ausgemacht wird. Die vier Jugendlichen trennen sich und treffen einander nicht wieder.
Zwanzig Jahre später haben alle vier ihr eigenes Leben weitergelebt. Dominik ist Hollywoodschauspieler geworden, Lilo Physikerin und Chemikerin, Axel Personal Trainer und Poppi Tierärztin. Als sie jedoch eines Tages einen Brief bekommen, in dem steht dass einer von ihnen an einer schweren Krankheit leidet und er die anderen noch einmal sehen möchte, machen sich alle vier auf den Weg. Doch dann stellen sie fest, dass sie jemand auf eine einsame Insel gelockt hat. Jemand, der ihnen offenbar schon seit langem nachstellt und mit ihnen ein Experiment fortführen möchte. Ein Experiment, das schon vor vielen Jahren begonnen hat...

Das Werk beginnt mit einer Sequenz, welche die letzten Erlebnisse einer Knickerbocker-Bande darstellen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht und bereits angefangen hat, sich auseinanderzuleben. Das ist der Knackpunkt in der Geschichte. Denn es gibt eine Person im Hintergrund, die danach auch für die erwachsenen Knickerbocker eine sehr wichtige Rolle spielen soll. Dabei wird dem neuen Roman hintergründiger aber tiefgreifender Einfluss auf die gesamte Reihe, inklusive der allerersten Bände zugestanden. Etwas, das zwar durchaus der Handlung des aktuellen Werks dient, in mancherlei Hinsicht jedoch eher befremdlich erscheint. Das Erwachsenwerden äußert sich auch im Verhalten der Charaktere und im Umfeld. Es werden Ehepartner und Freundinnen erwähnt, man spürt ein gewisses Kribbeln zwischen zwei Charakteren, das früher nur angedeutet werden konnte und es gibt Morde und Blutvergießen in der Hintergrundgeschichte. Dennoch bleibt Thomas Brezina seinem einfachen und schnörkellosen Schreibstil weitgehend treu. Wer als Kind die Knickerbocker-Bande gelesen hat, findet sich im Text von „Alte Geister ruhen unsanft“ sofort wieder, auch wenn das Werk natürlich eine ganz andere Länge aufweist. Man muss sich jedoch keine Gedanken machen, dass es zu blutig, zu lang oder gar zu erwachsen sein könnte. Das Werk kann von Jugendlichen genauso gelesen werden wie von Erwachsenen, die selbst mit den Knickerbockern aufgewachsen sind. Das ist einerseits gut, andererseits hätte sich vielleicht der eine oder andere Leser etwas mehr Anspruch gewünscht, um zu sehen, dass es doch geht. Doch diesbezüglich kann der Autor vermutlich nicht aus seiner Haut – selbst wenn ihn das Lektorat, wie während der Präsentation des Werks in Wien angesprochen, zu Höchstleistungen angespornt hat.

„Alte Geister ruhen unsanft“ ist nicht nur der erste Erwachsenenroman von Thomas Brezina, er führt auch die Knickerbocker-Bande zwanzig Jahre nach ihrer Trennung wieder zusammen. Man erkennt den Schreibstil des Autors problemlos wieder und fühlt sich stilistisch und anspruchstechnisch definitiv nicht überfordert. Das ergibt insgesamt ein solides Werk mit Wiedererkennungswert, aber ohne große Höhepunkte, die es zu einem herausragenden Buch werden lassen würden. Dennoch ist eines sicher: Thomas Brezina wird hier auch weiterhin nicht locker lassen, genau wie seine Protagonisten. Und Erfolg haben.

Details

Bewertung

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