Die Chroniken von Castellan

Sword Catcher

von Cassandra Clare, Peter Lontzek (Sprecher*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Dezember 2023

Sword Catcher

Es gibt viele Berufe aus vergangenen Zeiten, mit denen man heutzutage nicht mehr allzu viel anfangen kann. Sei es, weil sie aufgrund von technischen Neuerungen schlichtweg nicht mehr nötig sind, sei es, weil sie nur einer bestimmten Bevölkerungsschicht vorbehalten waren. Kammerzofe und Vorkoster wären Beispiele dafür. Ein „Schwertfänger“ ist jedoch eine Berufsbezeichnung, die nur in der neuen Welt von Cassandra Clare eine Rolle spielt, obwohl die Herleitung des Wortes letztendlich nachvollziehbar ist. „Sword Catcher“ lautet auch der Titel des ersten Bandes der Reihe „Die Chroniken von Castellan“, der bei DAV als ungekürzte Lesung erschienen ist.

Als Kel von Jolivet, dem Kommandanten der Pfeilschwadron, aus dem Waisenhaus geholt und zum Königshof von Aurelian gebracht wird, hat er keine Ahnung, was ihn erwartet. Denn er soll eine Rolle übernehmen, die nur einmal pro Generation vergeben wird. Er wird der Doppelgänger, Leibwächter und engste Vertraute des jungen Prinzen Conor.
Jahre später gibt es politische Umwälzungen im Königreich Aurelian. Der König selbst blickt lieber zu den Sternen und verlässt sich auf deren Weisheit, als sich mit den täglichen Unbill des Hofs auseinanderzusetzen. „Auf dem Hügel“, also dort wo die Adeligen leben.
Hinter einer großen Mauer lebt hingegen das Volk der Ashkar. Es sind die letzten Überlebenden eines einst großen Reichs, das vor den Kriegen der Magierkönige existierte. Damals verschwand dank des Opfers der Königin der Ashkar die Magie aus der Welt und nur noch die ihren können mindere Formen von Magie wirken. Lin ist die einzige weibliche Heilkundige Ashkar und eckt mit ihrer geradlinigen Art stets an. Obwohl – oder gerade weil – sie die Enkeltochter des königlichen Ashkar-Beraters ist, macht sie sich nirgendwo Freunde, egal wo sie arbeitet. Sie versucht, den Tod ihrer besten Freundin zu verhindern und ist dabei auf der Suche nach Wissen. Eine Suche, die sie mit dunklen Gestalten in Kontakt bringt. Aber auch mit dem Königshaus, denn sie muss sowohl Kel als auch Conor von Verletzungen heilen, die über die Fähigkeiten des königlichen Arztes hinausgehen. Und dann verstricken sich alle in die klebrigen Netze der Politik und das Leben von Kel, Conor und Lin wird nie mehr so sein wie es einmal war.

Man begleitet in der Geschichte abwechselnd den titelgebenden Kel und die stets reizbare Lin, die beide tragende Rollen in ihrer Gesellschaft einnehmen müssen. Doch während es sich auf der einen Seite um die Zukunft des Reichs handelt, geht es bei Lin ums Überleben. Verbindende Elemente sind Prinz Conor und der geheimnisvolle Lumpensammlerkönig. Während sich die Handlung und die Charaktere spannend entwickeln, gilt das nicht unbedingt für das Konstrukt der Gesellschaft. Am Anfang investiert die Autorin eine Menge Zeit dafür, um klarzustellen, dass Beziehungen zwischen allen Geschlechtern gleichwertig zu verstehen sind, nur um dann ein ziemlich restriktives Heiratssystem einzuführen, bei dem dann doch wieder jeder Topf seinen Deckel bekommt. Das ist etwas irritierend, man hat das Gefühl, als ob das im Laufe der Geschichte irgendwie vergessen worden wäre. Peter Lontzek gelingt es dagegen, jedem der Charaktere eine eigene Note zu verleihen und so die Handlung auf dem Hörbuch maßgeblich zu unterstützen. Selbst in den Passagen, die etwas zu langatmig gelungen sind, hält er die Geschichte auf Kurs. Als Buch hat das Werk beinahe 800 Seiten, was sich natürlich auch beim Hörbuch in beinahe 27 Stunden niederschlägt. Doch auch wenn das Werk einige zähe Passagen hat, lohnt sich die Lektüre – egal ob als Hörbuch oder als Buch. Denn Fans von Fantasy in historischen Settings werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen.

„Sword Catcher“ ist der erste Band der Reihe „Die Chroniken von Castellan“ von Cassandra Clare. Auch wenn das Werk einige etwas langatmige Passagen beinhaltet, können das Setting, die Charaktere und im Fall des Hörbuchs auch Sprecher Peter Lontzek überzeugen. Über einem Tag Hörvergnügen steht nichts entgegen, wenn man Fantasy in historischem Gewand mag.

Details

Bewertung

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