David Berkoff

Nach dem Schmerz

von Lucas Grimm, Uve Teschner (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 03. Mai 2017

Nach dem Schmerz

Fast drei Jahrzehnte ist es her, dass die DDR ihr Ende gefunden hat, doch nun kommt sie zurück. Zumindest als Kulisse für actionreiche und spannende Romane. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm schrieb ein erfolgreicher Drehbuchautor seinen ersten Thriller, für den die DDR ein wichtiger Ausgangspunkt ist: "Nach dem Schmerz".

Die Rosenholz-Dateien

Hannah Gold ist eine gefeierte Cellistin, deren Musik die Herzen der Menschen berührt. Welches Schicksal sich aber hinter der erfolgreichen Musikerin verbirgt, ahnt niemand. Bis zur Wende 1989 wächst sie als Kind des Staatssekretärs wohlbehütet auf. Doch jener Wendepunkt in der Geschichte führt auch für sie zu einer folgeschweren Zeit. Ihr Vater soll brisante Unterlagen versteckt haben und um diese wiederzubekommen, wird Hannah vor seinen Augen gefoltert. Damals verliert sie ihre Fähigkeit, Schmerz zu empfinden. Nun, 27 Jahre später holt sie diese Vergangenheit wieder ein. Plötzlich taucht ihr totgeglaubter Vater bei einem ihrer Konzerte auf, sucht das Gespräch mit ihr und wird nur wenige Minuten später in seinem Auto in die Luft gesprengt. Von da an überstürzen sich die Ereignisse. Hannah wird erneut zur Zielscheibe, glaubt man doch, sie wisse, wo die geheimen Unterlagen seien. Zusammen mit dem Journalisten David Berkoff versucht sie, hinter das Geheimnis ihres Vaters zu gelangen. Nicht ohne sich selbst mehr als einmal in Lebensgefahr zu bringen.

Unterhaltsamer Polit-Thriller

"Nach dem Schmerz" ist nicht nur der Auftakt zu einer Reihe mit und über den abgehalfterten Journalisten David Berkoff, sondern auch ein solider, unterhaltsamer Thriller. Die Handlung dreht sich um die sogenannten Rosenholz-Dateien, die es tatsächlich gegeben hat und die nach der Wende einige Geheimdienste beschäftigten. Im Buch müssen sich vor allem die Protagonisten und Antagonisten mit ihnen auseinandersetzen. Sie alle versuchen, möglichst als erste an sie heranzukommen, oder besser gesagt an den Code, um Zugriff auf die Akten zu erhalten. Um diese Ausgangssituation baut Lucas Grimm seinen Thriller auf und führt mit ihm gleich einen neuen Ermittler ein: David Berkoff. Berkoff war einst ein sehr guter Journalist, dessen Beiträge von Herausgebern geschätzt und begehrt waren. Doch irgendwann war ein Beitrag zu heiß, zu gefährlich und für Berkoff begann der Abstieg. Es kamen Drogen und Alkohol dazu und mittlerweile ist er ziemlich weit unten angekommen. Doch er hat noch immer das richtige Gespür für brisante Storys und so bleibt er an Hannah Gold dran. Diese wiederum ist trotz der grausamen Erfahrungen in der Kindheit ihren Weg gegangen und hat sich zu einer erfolgreichen und gefeierten Cellistin aufgeschwungen. Mit der Rückkehr ihres Vaters kehren  auch die Schrecken der Vergangenheit zurück.
Spannend und actionreich präsentiert sich Lucas Grimms Erstlingswerk, wenngleich die Handlung an manchen Stellen vorhersehbar ist. Es ist ein unterhaltsamer Thriller, nicht übermäßig brutal, dafür mit einer derben Sprache die manchmal schon zu viel des Guten ist. Dennoch schafft der Roman es nicht, aus der Masse herauszustechen. Trotz guter Kulisse, schöpft der Autor das Potential der Handlung nicht aus, bleibt stellenweise zu flach, was einem Politthriller an Reiz nimmt. Auch die Charaktere wirken trotz ihrer gut überlegten Hintergrundgeschichte zu flach und eindimensional.
In seiner Hörbuchfassung wird "Nach dem Schmerz" von Uve Teschner gesprochen. Seine tiefe Stimme passt gut zur Handlung und trägt sich atmosphärisch an den Leser. Auch gelingt es ihm sehr gut, in die unterschiedlichen Rollen zu schlüpfen und jedem Charakter eine eigene Stimme zu geben. So kann sich sehr gut auf die Handlung einlassen.

"Nach dem Schmerz" ist der Auftakt zu einer neuen Reihe über einen abgehalfterten Journalisten, der seine Glanzzeiten hinter sich hat. Abschreiben sollte man ihn deswegen nicht, denn er hat noch immer ein Gespür für brisante Geschichten. Das zeigt er in diesem spannenden, soliden Thriller. In der Hörbuchfassung wird der Roman von Uve Teschner gelesen. Er unterhält und fesselt den Leser an die Ereignisse. Er ist vielleicht nicht das Highlight des Jahres, aber dennoch unterhaltsam und spannend.

Details

Bewertung

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