VIECC - Vienna Comic Con 2016
Beitrag von Stefan Cernohuby und Gabriel Zupcan | 21. November 2016
Wenn ein Messeevent als Pilot gestartet wird und dann erfolgreich ist, kann es sehr schnell dazu kommen, dass es bei seiner zweiten Auflage in größerem Maßstab veranstaltet wird. Ein positiver Beigeschmack ist dann auch, dass dem Genre nahe Unternehmen und Aussteller ebenfalls auf den Geschmack kommen und dazu beitragen, eine weitere positive Entwicklung zu begünstigen. So geschehen und gesehen bei der Vienna Comic Convention 2016.
Zahlreiche interessante Stargäste, Zeichner und Panels lockten nicht nur Besucher auf die auf zwei Hallen Angewachsene VIECC sondern auch das Redaktionsteam von Janetts Meinung, das mit drei Mann anrückte – darunter natürlich auch wieder unsere fotografische Unterstützung in Person von Michael Seirer.
Und es gab dieses Jahr eine Menge zu sehen. Angefangen bei den großen Stars aus Film- und Fernsehen, über Zeichner und Cosplayveranstaltungen.
Unter den Stargästen befanden sich unter anderem Mark Pellegrino (Supernatural, Lost), Jeri Ryan (Star Trek Voyager, Body of Proof), Billy Boyd (Lord of the Rings) und Kristian Nairn (Game of Thrones).
Als Teilnehmer so gut wie aller Panels konnte man zahlreiche Details aus Leben und Karriere der Stars erfahren. Jeri Ryan erzählte beispielsweise, dass sie die Rolle der „Seven of Nine“ in Star Trek Voyager aufgrund ihrer einzigen gesehenen Folge beinahe abgelehnt hätte, dass Billy Boyd nicht nur ein versierter Schauspieler und unterhaltsamer Interviewgast ist, sondern mit seiner Band „Beecake“ das mittlerweile vierte Album vorbereitet. Auch Kristian Nairn konnte beweisen, dass er weit mehr als nur „Hodor“ sagen kann – und seine amüsanten Antworten im allgemeinen Q&A bleiben sicher vielen Zuhörern des Panels in Erinnerung. So fiel es fast nicht ins Gewicht, dass Genre-Schwergewicht John Rhys-Davies seine Teilnahme aus terminlichen Gründen leider absagen musste. Wie letztes Jahr wurden die Starpanels sehr gelungen von David Wurawa moderiert.
Neben den Stargästen aus Film und Fernsehen wurde auf der Main Stage auch Achdé zu Wort gebeten, es ging um die Zukunft der mittlerweile seit 70 Jahren existierenden Comicreihe „Lucky Luke“.
Und wie schon im letzten Jahr waren eines der Highlights die VIECC Championships of Cosplay, zu der wir eine Galerie am Ende des Artikels präsentieren.
Doch nicht nur die Main Stage beherbergte interessante Diskussionen, auch auf der Panel Stage gab es spannende Vorträge. Unter anderem wurde die Geschichte der „Doctor Who“-Comics bis zu den aktuellen Reihen vorgestellt, die Zukunft der Reihe „ASH – Austrian Superheroes“ wurde verkündet, Tommy Krappweis stellte Mara und der Feuerbringer, Bernd das Brot und mehr vor und es gab auch eine Menge Steampunk – unter anderem mit Carsten Steenbergen, Detlef Tams, Verena Klinke und Felix Mertikat und auch am Stand von Kupferdach Productions.
In diesem Jahr gab es auch wieder eine Menge Illustratoren, die ihre Werke signierten sowie Prints und Originale verkauften. Darunter waren, wie bereits erwähnt, Achdé, aber auch Marvel- und DC-Illustratoren wie Adam Hughes, Andy Price und Stephane Roux. Zudem gaben sich einige internationale Stars des Cosplay die Ehre.
Als Besucher konnte man zusätzlich die Gelegenheit nutzen, sich mit Verlagsvertretern zu unterhalten, Autoren näher kennenzulernen und sich auch den Wiener Spielespass anzusehen, eine alternative und zeitgleich mit der ComicCon erstmals stattfindende Spielemesse. Diese war zwar nicht voll ausgelastet, zeigte jedoch, dass man sie nach dem Ausfall des traditionsreichen Spielefests im Austria Center zumindest als Alternative ansehen kann, die einige tausend Besucher anzieht – wenngleich vermutlich keine 50.000 und mehr, wie früher. Allerdings ist auch diese Veranstaltung als Pilot zu sehen, der, wenn er als gelungen betrachtet wird, möglicherweise die Chance zur Wiederholung bekommt.
Zusammengefasst kann man sagen, dass der VIECC, der Vienna Comic Con 2016 besonders die Auflockerung auf zwei Hallen sehr gut getan hat. Wo man sich 2015 noch von Stand zu Stand quetschen musste, gab es diesmal breite Wege, neue Aussteller, noch mehr Stargäste und noch interessante Vorträge und Präsentationen. Man darf gespannt sein, ob sich diese Entwicklung auch 2017 fortsetzt. Es bleibt zu hoffen, denn die Resonanz des Publikums gibt dem Format der Messe Recht. Es wurde auch längst Zeit, dass Wien eine ernstzunehmende Veranstaltung im Bereich Comic und Phantastik erhält – und als solche kann man die ComicCon in jedem Fall bezeichnen.
Gabriel sagt:
Die zweite Wiener ComicCon wusste angenehm positiv zu überraschen. Schon bei der Ankunft offenbarte sich, dass der Besucherandrang weiterhin ungebremst war und rein subjektiv durch Sensoren am neuesten Stand der Technik (Eyeball Mk. 1) betrachtet, suchten dieses Jahr noch ein gutes Stück mehr Gäste die Messehallen im Prater auf. Nicht nur das, auch verbreiteten diese Gäste Atmosphäre, denn viele von Ihnen ließen es sich nicht nehmen, mal mehr, mal weniger aufwendige Cosplay-Outfits zu tragen. Alleine das gegenseitige zuwerfen von Insidern und amüsante Schnappschüsse waren eine Beschäftigung für sich. Des Weitern gelang es diesmal gleich zwei Hallen mit Ausstellern zu füllen. Einerseits fühlte man sich dadurch weniger im Gedränge, weil die Besucher sich besser verteilen konnten, andererseits freute man sich über mehr Stände, die es zu sehen gab. Dazu gehörten nicht nur Fanshops mit diversem Merchandise, sondern auch viele Künstler und Fandom-Clubs aus den Bereichen Cosplay, Games und Live-Rollenspiel. Man konnte ausgiebig Computer- und Brettspiele ausprobieren und einen Vergleich zwischen Jedi-Lichtschwertkampf und historischen Fechtstilen bei Show-Vorführungen ziehen.
Eine zahlenmäßig eindrucksvolle Präsenz zeigten die Star Wars-Fans der 501st und Rebel Legion, die neben einem beeindruckenden 1:1 Nachbau eines TIE/FO Kampfjägers trotz ihrer Feuchtfarmen-niederbrennenden Sturmtruppen freundlich für einen Plausch rund um Star Wars zu haben waren. Der Stargastbereich hingegen war fest in Star Trek-Hand, wo mit Jeri Ryan eine überaus charmante Präsenz gewonnen werden konnte. Als unaufhaltsame One-Man Show erwies sich der schottische Hobbit Billy Boyd, der mit dem Publikum seine Späße trieb. Am liebsten wäre man nach dem Panel aufgestanden und mit ihm auf ein Bier gegangen. Langweilig wird es rund um diesen Kerl vermutlich nie. „Hodor“ Kristian Nairn vertrat Game of Thrones. Der Riesenkerl erwies sich als bodenständig und anders als seine kultige Rolle sehr plauderfreudig und hatte offensichtlich viel Spaß daran sich den Fragen der Fans zu stellen.
Insgesamt war eine gute qualitative Steigerung zur letztjährigen Premiere spürbar. Die VIECC sollte sich jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn es ist noch ausreichend Luft nach oben offen. Von der Gestaltung der Stände, über die eingeladenen Schauspieler und Comic-Künstler bis zu den angebotenen Aktivitäten lässt sich noch mehr aufbieten. Weiter so, und wir sehen uns bestimmt nächstes Jahr!
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