Before Watchmen

Minutemen

von Darwyn Cooke
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Juni 2013

Minutemen

Wie schon in der vorangegangenen Rezension zum zweiten Band der Reihe "Before Watchmen", erwähnt, ist es sehr schwierig, Fans eines Klassikers davon zu überzeugen, Prequels zu mögen, vor allem wenn sie nicht aus der gleichen Feder stammen wie das Original. Für "Minutemen" gilt das noch mehr als für "Rorschach", geht es hier nicht nur um einen Charakter, sondern um etliche mehr.

Jeder Kenner von "Watchmen" weiß, das Hollis Mason - die erste Nite Owl - nach seiner Pensionierung ein Buch geschrieben hat, das nicht nur den Beruf des maskierten Abenteurers sondern auch deren charakterliche Eigenschaften nicht unbedingt in einem schmeichelhaften Licht erschienen ließ.
"Minutemen" setzt an jenem Zeitpunkt an, an dem Mason sein Werk "Under the Hood" fertig gestellt hat. Als er seine Freunde und ehemaligen Kameraden davon zu überzeugen versucht, seine Veröffentlichung zu unterstützen und mit negativen Antworten konfrontiert wird, lässt er seine Erlebnisse Revue passieren.
Alles begann mit dem gefährlichen "Hooded Justice". Davon inspiriert schuf Hollis Mason, seines Zeichens junger und idealistischer Streifenpolizist, eine eigene Deckidentität und tat es ihm gleich. Auch Sally Juzpycek Jupiter, die eher eine abenteuerliche Modelkarriere verfolgt als tatsächlich Verbrecher jagt, gehört zu den maskierten Abenteurern. Doch ihrem Mann und Agenten ist es zu verdanken, dass sich rund um Captain Metropolis, einen ehemaligen Soldaten, die Gruppe der Minutemen formiert. Trotz unterschiedlicher Fähigkeiten und Positionierungen in der Gesellschaft, machen sie sich auf, das Verbrechen zu bekämpfen. Doch während beispielsweise Silhouette, eine lesbische Deutsche, versucht Kinderhändler und -mörder auffliegen zu lassen, versucht Metropolis, möglichst publikumswirksam zu arbeiten. Und der junge Edward Blake alias Comedian ist eigentlich nur dabei, um seinen gewalttätigen Trieben freien Lauf zu lassen. Dabei brodelt es im Hintergrund. Homosexualität, Prüderie und Gewalt untereinander lassen die Gruppe schließlich auseinanderbrechen. Doch es gibt noch weitere schockierende Geheimnisse und einen guten Grund, warum diese es nicht in "Under the Hood" geschafft haben...

Vergleicht man den Inhalt und die Zeitspannen, welche die beiden ersten "Before Watchmen"-Bände "Rorschach" und "Minutemen" überbrücken, ist klar: Recherche und Aufwand für die Angleichung ans Original waren bei "Minutemen" ungleich höher. Und zu Beginn der Lektüre, für welche Darwyn Cooke sowohl für Story als auch für Illustrationen verantwortlich war, glaubt man tatsächlich, dass das vorhandene Potenzial hier ausgenutzt worden wäre, vor allem weil auch Charaktere zu Wort kommen, die im Original in einem Satz abgehandelt wurden. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung kommt immer mehr Unbehagen auf, weil klar wird, dass der Band nur funktioniert, wenn Mason die Hälfte seiner Erlebnisse aus seinem eigentlichen Buch streicht. Und das passiert dann auch gegen Ende. Darüber hinaus gibt es einen grafischen Makel, der trotz seiner Winzigkeit, dem Leser sehr viel von seiner Freude über den Comicband nimmt. Denn der Comedian, tragisches Mordopfer zu Beginn von "Watchmen", Zyniker und vor allem Witzbold, trägt seinen legendären Smiley nicht. Ja, genau jenen Smiley, der sich auf dem Cover von "Watchmen" befindet, derselbe, der von Rorschach aus dem Rinnstein geborgen wird und sich bis zu einer Szene auf dem Mars überall widerspiegelt. In diesem Band gibt es keine Spur davon. Mag sein, dass Originalzeichner Dave Gibbons die Verwendung untersagte oder der Rechteinhaber an dem Smiley selbst etwas dagegen hatte. Wie dem auch sei, ohne ihn macht das Buch viel weniger Spaß. Da das Verschweigen so vieler wichtiger Einzelheiten, auch gegenüber seinem späteren Freund Dan Dreiberg, von Seiten Hollis Masons auch nicht gerade dessen Charakter entspricht, ist auch dieser Band nur durchschnittlich einzustufen.

In "Minutemen", dem ersten Comic aus der Reihe "Before Watchmen", erfährt man mehr über die tragischen Helden der ersten Generation. Allerdings relativieren sich die Informationen wieder, da sie viele der originalen Behauptungen als Lügen entlarven wollen, und den Inhalt es Bandes selbst wieder zensieren, um schlussendlich die falsche Version widerzuspiegeln. Da dieses Vorgehen nicht unbedingt dem Wesen des betroffenen Charakters entsprechen und vor allem da der Comedian keinen Smiley trägt, ist dieses Werk, bei dem Darwyn Cooke sowohl für Texte als auch Illustrationen verantwortlich war, leider nur Mittelmaß.

Details

  • Autor*in:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2013
  • Umfang:
    180 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3862014797
  • ISBN 13:
    9783862014798
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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