Die Chroniken von Wormwood

Die Chroniken von Wormwood

von Garth Ennis
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. September 2010

Die Chroniken von Wormwood

Im Normalfall hat jeder seine Ziele und Hobbys. Manche sind harmlos, andere fallen eher unter die Kategorie "zerstörerisch". Nimmt man nun Gott und den Teufel als Beispiel, haben beide Seiten Armageddon als Ziel, die letzte Schlacht zwischen Himmel und Hölle. Doch damit es dazu kommt, müssen erst einmal einige Ausgangsbedingungen erfüllt sein. Um jene geht es unter anderem in Garth Ennis Comic "Die Chroniken von Wormwood".

Wird jemand als Werkzeug entworfen, hat er nicht immer Lust, dem Zweck nachzukommen, für den er vorgesehen ist. Danny Wormwood ist der Antichrist. Er soll das Zünglein an der Waage sein, das den Weltuntergang auslöst. Dazu hat er allerdings überhaupt keine Lust. Viel lieber trinkt er mit seinem Freund Jay, auch bekannt als Jesus, Messias und vieles mehr, ein Bier in einem schmierigen kleinen Lokal. Doch nicht alle sind zufrieden mit dem Status Quo, allen voran Dannys Vater. Der Teufel selbst setzt alles daran, dass der Weltuntergang doch noch vonstatten geht. Unterstützt wird er dadurch von jemandem, dem das Laster ebenfalls nicht fremd ist. Der aktuelle Papst ist Australier, will von allen nur „Papst Jacko“ genannt werden und ist ganz offensichtlich der Meinung, dass man alle Sünden erst einmal ausgiebig ausprobieren muss, bevor man sie verdammt. Dementsprechend hat er auch nichts dagegen, dem Teufel einige alte Artefakte zu überlassen, mit denen dieser seinem Ziel einen Schritt näher kommen will. Dies führt, Danny, seinen sprechenden Hasen und Jay mitten in ein Abenteuer, auf das sie gerne verzichtet hätten. Durch Himmel und Hölle geht es, um doch noch einmal einen Ausweg zu finden, zudem muss Danny versuchen seine Freundin zurück zu gewinnen, die er mit Jeanne dArc betrogen hat. Keine einfachen Aufgaben.

Garth Ennis ist bekannt dafür, kontroverse Themen in Comics zu verarbeiten. Der nordirische Autor hat aber diesmal ganz tief in der Geschichte und Mythologie der westlichen Zivilisation gewühlt. Dabei hält er sich absolut nicht zurück. Neben einem sexsüchtigen Papst, einem geistig verkrüppelten Jesus und einem Antichrist, der nur dann Böses tut, wenn es ihm in den Kram passt, geht es auch bei den Religionen selbst ans Eingemachte. Womit der Pfad zur Hölle wirklich gepflastert ist und was im Himmel auf Selbstmordattentäter wirklich wartet, sind nur zwei Details, die sich noch an der Grenze zwischen gutem Geschmack und abartigem Humor bewegen. Andere Inhalte haben diese Grenze längst überschritten. Aus diesem Grund und wegen der expliziten und keineswegs als „erotisch“ zu bezeichnenden Sexdarstellungen sollte dieses Buch auf jeden Fall nur Lesern zugänglich sein, die über 18 Jahre alt sind. Insgesamt hat Garth Ennis das Maximum herausgeholt, auch bedingt durch die Illustrationen von Jacen Burrows, weswegen der Comic trotz etlicher Verstöße gegen Sitten und guten Geschmack immer noch als gelungen zu bezeichnen ist.

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„Die Chroniken von Wormwood“ ist ein weiterer kontroverser Comic, der sich in erster Linie der christlichen Mythologie widmet - und dies nicht unbedingt wohlwollend. Allen Fans, die die nicht immer so feine Klinge des Autors schätzen, können sich auch diesem Werk widmen. Allerdings sollte man dringend darauf achten, dass das Werk keinem jüngeren Leser in die Hände fällt.

Details

Bewertung

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  • Erotik:
  • Illustration:
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