Die Liga der außergewöhnichen Gentlemen

Century

von Alan Moore
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Oktober 2014

Century

Manche Autoren haben Probleme damit, sich von liebgewonnenen Charakteren zu lösen. Andere machen genau das Gegenteil. Sie dezimieren wichtige Personen nach Lust und Laune und in kürzester Zeit. "Watchmen"-Autor Alan Moore hat in seiner beliebten Reihe "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" einen Mittelweg gewählt. Vor allem da er in "Century" einen Feind die dreckige Arbeit erledigen lässt, der in der Regel als langweilig gilt: die Zeit.

Es ist nun schon einige Zeit vergangen, seit die letzte Zusammenstellung der "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" weltbewegende Abenteuer erlebt hat. Für einige Mitglieder ist das nicht wirklich schlimm, so sind ja Alan Quatermain und Nina Murray nach dem Fund der Quelle der ewigen Jugend unsterblich - und der laufend sein Geschlecht ändernde Orlando war es ohnehin schon immer. Doch andere haben sich gegen das Schicksal ewigen Lebens entschieden, wie auch Captain Nemo, dessen Nachfolgerin sich jedoch noch etwas ziert. Doch die Liga wird in Ereignisse verwickelt, die sich über ein Jahrhundert ziehen sollen. Es geht nicht nur um einen Magier, der seinen Geist immer wieder in andere Körper wandern lässt, sondern auch um niemand geringeres als den Antichristen. Doch so wie sich die Zeiten ändern, wandeln sich auch die Charaktere. Und für jemanden der unsterblich ist, sind Abschnitte zwischen 40 und 60 Jahren nicht unbedingt viel. Doch alles um die Charaktere herum verändert sich - und es gibt genügend Chancen, dass einige von ihnen Krisen erleben. Und wie ihnen schon ein Zeitgenosse prophezeiht hat, der in allen Epochen Londons zu existieren scheint, treffen sie sich erst wieder, als alles bereits zu spät ist. Doch was tut man, wenn der Antichrist bereits geboren ist?

Die Zeit verändert, selbst wenn ihr Zahn nicht direkt an einem nagt. Das ist Thema von Alan Moores aktuellster Episode über "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". Und die Prämisse, dass Untsterblichkeit Menschen zerstören könnte, wird hier in außergewöhnlicher Form dargestellt und zieht sich mehr als stärkerer roter Faden durch den Band, als die eigentliche Haupthandlung, der Suche nach einem körperwechselnden Magier und dem beinahe schon klischeehaften Antichristen. Die vielen Anspielungen nebenbei (andere Kritiker bezeichneten das Werk gar als "Fanfiction) sorgen für den einen oder anderen Lacher, vor allem jene auf einen bestimmten Magier mit Narbe sind gelungen. Die Illustrationen von Kevin O´Neil sind wie schon in den Vorgängerbänden zeitlos. Kein Fotorealismus, keine überbordenden Details, einfach klassische Zeichnungen, wie sie schon in den frühen 1990ern üblich waren. Das verleiht dem Band wichtige Kontinuität, die zahlreiche Fans sicher zu schätzen wissen. Auch wenn die Geschichte (schon aufgrund des Verstreichens der Zeit) für viele Charaktere den Tod bedeutet, ist das Werk trotzdem sehr gut gelungen und jedem Fan der "Liga" oder Alan Moores einfach nur zu empfehlen.

"Century" ist der bislang letzte Band der Reihe "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". In dem Band, in dem die Charaktere auf den tödlichsten aller Feinde der Menschheit treffen, geht vieles zu Ende und wartet auf einen möglichen neuen Anfang. Fans des Autors und der Reihe sollten unbedingt zugreifen. Man darf gespannt sein, ob diese Geschichte noch weitererzählt wird.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
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  • Humor:
  • Gewalt:
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    Keine Bewertung
  • Erotik:
  • Illustration:

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