Caravaggio

Caravaggio - Gnade

von Milo Manara
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. April 2019

Caravaggio - Gnade

Natürlich weiß man, dass Talent für Künstler nur ein Bestandteil ihrer Arbeit ist. Harte Arbeit ist mindestens genauso wichtig. Der italienische Künstler Michelangelo Merisi, bekannt als Caravaggio, hat jedoch neben seinem Talent und seinen erarbeiteten Fähigkeiten einige Eigenschaften, die ihn immer wieder in Probleme bringen. Davon handelt die zweite, ihm gewidmete, biographische Graphic Novel mit dem Untertitel „Gnade“.

Mitten in einer Nacht im Jahre 1606 bringt ein Kutscher den schwer verletzten Caravaggio zu einem Gaukler-Lager. Für Geld einer Gräfin wird der Maler wieder gesund gepflegt. Doch er ist auf der Flucht. Er malt Bilder, in der Hoffnung, den Haftbefehl, der gegen ihn erlassen wurde, ungeschehen zu machen. Und während er sich versteckt und auf der Flucht ist, malt er immer neue Bilder. Dabei gelingt es ihm wie keinem anderen, Sünde der Realität auf dem Bild wie heilige Verzückung aussehen zu lassen. So schafft er es nicht nur, die Gräfin zu verzücken, sondern auch starke Fürsprecher für sich zu gewinnen. Dennoch schließt er sich dem Malterserorden an, um seine Chancen zu verbessern. Doch auch dort macht er sich keine Freunde – und als er dann einen arroganten und brutalen Adeligen schwer verwundet, wird er eingesperrt. Er wird aus dem Orden ausgestoßen und ist wieder auf der Flucht. Diesmal vor einem Widersacher, der ihm nach dem Leben trachtet. Und immer sollen es Bilder gegen Gnade sein …

Natürlich ist Caravaggios Geschichte eine, die nicht gut ausgehen kann. Und jeder, der schon ein wenig mit dem Leben und Wirken des italienischen Ausnahmekünstlers vertraut ist, weiß dies auch. Nüchternen Fakten wurde hier ein wenig mehr Pfeffer beigefügt. So wird aus einem historisch belegten Überfall ein Racheakt, aus einem Hospital-Aufenthalt eine erneute Gefangenschaft. Milo Manara hat dabei beinahe übermenschliche Arbeit geleistet, indem er einen Zeichenstil gefunden hat, der dem Charakter Michelangelo Merisis gerecht wird und gleichzeitig dabei in der Lage ist, Malerei inmitten der Graphic Novel darzustellen und somit die Faszination für die Kunstwerke des streitbaren Malers weiter zu erhöhen. Wenn einem die Thematik liegt – Malerei und Künstler, Ende des 16. und Beginn des 17. Jahrhunderts – kann man das Werk jedem Fan von Graphic Novels nur empfehlen. Es ist ein wahrer Augenschmaus.

 

„Gnade“ ist der zweite Teil der Graphic-Novel-Biografie von Michelangelo Merisi alias Caravaggio. Milo Manara ist es sowohl gelungen, graphisch den richtigen Stil zu finden, als auch die Geschichte so aufzuwerten, dass sie gleichermaßen spannend wie faszinierend wirkt. Insofern kann man das Werk kunstinteressierten Kennern und Fans von Graphic Novels durchaus empfehlen.

Details

Bewertung

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